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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ohne Lohn von ihren Posten entbunden!« Diese heimtückische Vorgehensweise war schlimmer als der fortdauernde Zwist zwischen den Eisenwarenhändlern und den Möbeltischlern, die sich gegenseitig die Lehrjungen entführten und folterten, um ihnen die Geschäftsgeheimnisse ihrer Gegner abzupressen. Morfett schlug mit der Faust auf den Tisch und verspritzte Tinte und Siegelwachs auf den Einlegearbeiten aus Perlmutt. »Seid ihr gekommen, mir das zu erzählen?«
    Keiner der geduckt dastehenden städtischen Funktionäre mochte dem Wutausbruch des Lordgouverneurs begegnen.
    »Soll Dharkaron euch holen, ihr lumpiges Pack!« Morfett streckte die Hand aus und deutete auf den Kommandanten der Garde. »Auf der Stelle wirst du Gnudsog befehlen, eine Truppe Soldaten aufzustellen. Ich will diesen Bastard von einem s’Ffalenn in Ketten sehen. Als Aufwiegler soll er ausgepeitscht werden. Bei allen Dämonen und dem Zorn des Ath, kein Bruderschaftszauberer wird es wagen, die Hand zu erheben, um mich aufzuhalten.«
    »Kein Zauberer, aber möglicherweise deine Leute«, meldete sich eine Stimme von der Tür aus. Sethvir trat ein, gedankenverloren wie ein Philosoph, der ein neues Publikum für seine Theorien gefunden hatte. »Habt ihr das gehört?« Er schob die äußeren Türen auf.
    Lärm drang durch den Saal des Rates. Der Pöbel auf den Straßen jenseits des Vorzimmers war nicht zornig, sondern voller Freude. »Es gibt Gerüchte, nach denen du deine Minister gerufen hast, um die königliche Charta außer Kraft zu setzen. Um den wütenden Mob davon abzuhalten, Euren Rat in Stücke zu reißen, hat der Oberste Stadtrat zum Gegenteil angeregt: Er meint, daß die Dokumente, die hier unterschrieben werden, tatsächlich Verzichtserklärungen der Gilde und die Bestätigung des Herrschaftsanspruchs des s’Ffalenn sind. Arbeiter und Handwerker ziehen nun feiernd durch die Straßen. Die Glocken des Nordtores lassen ihr Spiel erklingen, und die Huren in der Barackensiedlung werfen Blumen. Wenn ihr dieses Fest beenden wollt, ohne einen Erlaß für die Krönung des Königs verabschiedet zu haben, dann werden deine etarranischen Bürger rebellieren.«
    »Sollen sie doch!« Wie ein Peitschenhieb erklang Diegans Kommentar in dem Lärm. »Lieber lasse ich mich lynchen, als daß ich vor einem Hohekönig niederknie.«
    Gerade wollte er vorpreschen, doch die Würdenträger neben ihm hielten ihn an den Handgelenken fest. Nicht alle Mitglieder des Rates waren so standhaft. Würde der Pöbel tatsächlich revoltieren, so könnte die Stadtgarde ihn nicht aufhalten. Den Plünderungen würde Blutvergießen folgen, und der Schaden für die Gilden wäre vollkommen unkalkulierbar. Von den sorgenvollen Gesichtern seiner hohen Herren zum Einlenken getrieben, winkte der Lordgouverneur der Stadt Diegan zu, sich zu beruhigen. Abrupt setzte er sich, die Fingerknöchel zwischen die Kiefer gestemmt. An diesem Tag hatten die Zauberer sie durch ihr geschicktes Vorgehen geschlagen. Aber die Bruderschaft konnte kaum für alle Zeit über die Politik Etarras wachen. Es würde das beste sein, die Niederlage hinzunehmen und Energie zu sparen, um den s’Ffalenn am nächsten Tag vom Thron zu stürzen. Am Boden, zertrampelt von den unruhigen Füßen der geborenen Würdenträger Etarras, erfuhr der kühne Befehl dieses Morgens, den Prinzen gefangenzunehmen, jäh ein schmachvolles Ende.
    Diegan riß sich noch immer aufgebracht von den Würdenträgern los. »Das wird nicht einfach werden«, kanzelte er Sethvir ab. »Heute mag der Pöbel von dem Gedanken, einen Hohekönig zu bekommen, begeistert sein. Aber wenn die Unzufriedenheit sie zur Abkehr treibt, dann wird kein noch so gutes Zureden Eures Prinzen die Leute beschwichtigen können.«
    »Gutes Zureden?« Sethvir sah so begeistert wie ein verrückt gewordener Alchemist aus, der sich eben daranmachen wollte, Gold aus einfachem Lehm herzustellen. »Ich hatte eigentlich angenommen, seine Hoheit würde ihnen ihre Freiheit zurückgeben, wie es in der Charta niedergelegt ist.«
    Wütend fletschte Diegan die Zähne. So vergnügt der Hüter von Althain auch erscheinen mochte, sosehr er an einen tattrigen Greis erinnerte, der Knoten in Taschentücher machen mußte, um seinem senilen Gedächtnis einen Stoß zu geben, war er doch ganz sicher nicht nur irgendein unbedeutender alter Dummkopf.
    Er hielt Etarras Rat in Schach, und er wußte es.
    Doch war seine Stellung gefährlich. Jeden Moment könnte irgendeines von Tausenden übersehener

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