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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Sonnenlicht, das durch das rautenförmige, bernsteinfarbene Fenster hereinfiel, kam er näher, und Dakar sah erleichtert, daß das Haar an seinem Kragen noch immer feucht war.
    Arithon streifte sein Hemd ab.
    Noch immer von den Narben seiner letzten, erfolglosen Bemühungen um die Herrschaft über ein Land gezeichnet, betrachtete er all das königliche Drum und Dran mit strahlenden Augen und einem Ausdruck selbstironischen Widerwillens. »Bringen wir es hinter uns.«
    Er zog sich an, während Dakar ihm die Kleidungsstücke in halbwegs sinnvoller Reihenfolge reichte: silbergraue Strumpfhosen, weißes Seidenhemd, schwarze Tunika, mit Leopardenfell abgesetzt. Dann folgten die zeremoniellen Accessoires, die die Verpflichtung des Königs gegenüber seinem Land symbolisierten: der Gürtel von hölzernen Scheiben, die das königliche Wappen aus Perlmutt trugen; Rehlederstiefel, mit Flußsteinen besetzt und mit federgeschmückten Riemen verschnürt; der rund und facettenlos geschliffene, silbergefaßte Smaragd, den er sich über seinem Herzen ansteckte. Die Gewebe waren geruchsfrei, von dem Duft der Kräuter abgesehen, der ihnen noch von der rituellen Segnung anhaftete, die die Bruderschaft eine Stunde zuvor vorgenommen hatte. Das kunstvoll vernähte Flechtwerk ineinander verschlungener Zierstreifen, die Stulpen und Säume legten Zeugnis über eine Schneiderkunst ab, wie sie in Etarra unerreicht war. Wann und wo dieses Meisterwerk angefertigt worden war, wagte Arithon nicht zu fragen.
    Dakar sagte es ihm so oder so, nur um ihn zu reizen. »Sethvir näht vorzüglich, nicht wahr?«
    »Ath«, stöhnte Arithon mit unterdrücktem Zorn. »Aber das doch hoffentlich nicht.« Er durchstöberte die verbliebenen Stücke und zog jenes hervor, das sein Mißfallen erregte: eine schwere, lackierte Schwertscheide an einem karfunkelverzierten Schultergurt.
    Dakar betrachtete sie säuerlich. »Nein, das nicht.«
    »Die Steine sehen schwer genug aus, einen treibenden, vier Tage lang aufgedunsenen Kadaver zu versenken.« Arithon hob den Stein des Anstoßes hoch, doch Resignation dämpfte seine Streitsucht. »Das ist nicht zufällig ein Geschenk der Damen Etarras?«
    »Haargenau«, entgegnete Dakar mit einem unterdrückten Glucksen. »Asandir sagt, Ihr sollt es trotzdem tragen.«
    Arithon bedachte ihn mit einem mißtrauischen Blick. Dann führte er das juwelenbesetzte Leder an seine Nase und lachte. »Es riecht nicht nach Kräutern. Ist das ein Scherz von Euch, mich zusätzlich zu diesem freudlosen Reich noch mit dieser Scheußlichkeit zu strafen?«
    »Nun«, erklärte Dakar achselzuckend. »Laßt es liegen, und die Damen werden ganz sicher gekränkt sein. Wie hätten sie auch wissen sollen, daß sie ihren Beitrag zu spät für die Segnung der Bruderschaft ablieferten? Außerdem kenne ich keine Magie, die dieses Ding weniger häßlich wirken lassen würde.« Philosophisch fügte er hinzu: »Seid tapfer. Ihr müßt noch Umhang und Schärpe anlegen, ehe Ihr Euch um die Waffen sorgen dürft.«
    »Dieses Ding ist eine ausgezeichnete Waffe, um einen Mann beim ersten Anblick zu blenden.«
    Arithon legte die Scheußlichkeit weg und nahm auf Dakars Drängen den damastgefütterten Umhang zur Hand.
    Der Wappenleopard glitzerte, als er das Gewand über den Kopf zog. Das Gewicht des edlen Kleidungsstückes schien seine Schultern niederzudrücken, während Dakar ihm die mit Silberdraht gefaßte schwarze Schärpe anlegte. Als wollte er den Augenblick herauszögern, in dem er sich die geschmacklose Schwertscheide umbinden mußte, griff Arithon nach dem Silberreif, den Asandir aus der Erde Rathains gewirkt hatte. So fest umklammerte er das kühle Metall, Symbol eines unerwünschten Erbes, daß seine Knöchel weiß hervortraten. Bedauern spiegelte sich in seinen Zügen. Dann, standhaft schweigend, hob er den Haarreif hoch und drückte ihn auf seinen schwarzen Schopf. Er lag mit so trügerischer Leichtigkeit über seinen Brauen, wie es die Krone, die ihn nun erwartete, niemals tun würde.
    Dakar wählte gerade diesen Augenblick, aufzusehen. Nur allzu deutlich hob sich Arithons Gesicht, gekreuzt von dem schimmernden Band, das der Übertragung der Herrschaft über Rathain vorausging, vor dem bernsteinfarbenen Fenster ab. Kälte ergriff Besitz von dem Wahnsinnigen Propheten.
    Ein Sekundenbruchteil des Schwindels war die ganze Warnung, die er bekam.
    Dann überfiel ihn seine Sehergabe und benutzte ihn zur Gänze als ihr Instrument.
    Trance überwältigte ihn mit

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