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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Rose auszuweichen, die direkt auf sein Gesicht zukam, sah Dakar fasziniert zu, wie die Prozession zu Ende ging. Wie dressierte Bären nahmen die Statisten ihre Plätze auf dem Podest ein. Als das Blumenmädchen seinen Korb rund um den Stuhl des Statthalters leerte und die Knaben die Schreibmappen auspackten, als wollten sie den Platz zu einem Picknick richten, dachte Dakar, daß ein wenig Musik recht passend wäre. Mit klirrenden, goldenen Kettenhandschuhen präsentierten die Hellebardiere ihre Waffen, und der rundliche Statthalter ging in seinem überkandidelten Thron vor Anker.
    Der Richter, dessen Züge unter dem billigen Hut an einen Geier erinnerten, schlug eine Triangel und ließ verlautbaren: »Das Gericht der Stadt Jaelot ist zur Sitzung angetreten.«
    »Na, Ath sei Dank, daß wir zuerst drankommen«, krächzte der Wahnsinnige Prophet mit einem ernüchterten Gefühl der Erleichterung.
    Zwei Soldaten, die nicht sonderlich amüsiert schienen und keine goldenen Kettenhandschuhe trugen, packten ihn unter den Achselhöhlen, zerrten ihn vor und schleuderten ihn mit dem Gesicht voran vor dem Podest zu Boden.
    Dort hielten ihn zwei bestiefelte Füße, die unsanft auf seine Schulterblätter traten, am Boden fest. Der Richter räusperte sich, schob sich eine Brille auf die Nase und zitierte die Liste der Anschuldigungen: Störung des städtischen Friedens; Behinderung des Verkehrs auf der Hauptstraße; willentliche Zerstörung von Gütern aus dem Besitz des Statthalters; Beeinträchtigung des Handels; fahrlässiger Umgang mit Pferden; und schließlich Anmaßung gegenüber einem Offizier im Dienst.
    »Wie plädierst du?« Der Richter starrte den Angeklagten, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag, über seinen gedrillten, parfümierten Bart hinweg scharf an.
    Das Kinn auf den kalten Granitboden gepreßt, sog Dakar Luft in seine zusammengequetschten Lungen und fluchte.
    »Impertinenz vor Gericht«, führte der Richter seine Leier fort. Wie gleichgeschaltete Geier tauchten vier kurzsichtige Sekretäre ihre Federn ein und notierten den Zusatz auf ihren Dokumenten.
    »Bei allen Dämonen und Dharkarons Rache!« polterte Dakar. »Was für eine willentliche Zerstörung? Sie haben mein Pferd doch gesehen. Sieht Feenhuf etwa nach einem Biest aus, das plötzlich außer Kontrolle gerät und vorbeiziehende Rollwagen angreift? Selbst gesegnet mit Aths eigener Geduld hättet Ihr gewiß auch ausgetreten, wenn irgendeine Laus plötzlich daherkommt und Euch die Faust in die Rippen rammt!«
    In den Reihen der Zuschauer knirschte der Fuhrmann mit seinen kräftigen Zähnen und hielt sich mühsam im Zaum, nicht aufzuspringen und seinen Protest laut herauszuschreien. An einen geziemenden Verfahrensverlauf gebunden, befaßte sich das Gericht weiter mit dem Gefangenen.
    »Anmaßung gegenüber Höhergestellten«, sagte der Richter, wobei er ein unglückliches Lispeln zum Besten gab, während die Sekretäre ruckartig wieder zu schreiben begannen.
    Der Statthalter unterdrückte ein Gähnen und löste die silbernen Bänder seines Taillengurtes. »Ich habe Euer Vieh nie gesehen.« In gelangweiltem Ton, beeinträchtigt von seiner Kurzatmigkeit, räumte er ein: »Meine Gemahlin war in der Kutsche, nicht ich. Die Form war zur Befriedigung ihrer Marotten angefertigt worden. Ihre Zerstörung hat sie gekränkt. Da die Frage nach der Unschuld in diesem Zusammenhang nicht von Belang ist, muß deine Strafe auf jeden Fall den Verlust ausgleichen, den meine Gattin erleiden mußte.«
    Nun konnte der Fuhrmann nicht länger an sich halten. »Zählen mein Gespann und mein Wagen denn gar nichts? Zwei meiner Pferde sind lahm, und die Dienste des Wagners sind kostspielig.«
    »Schweigt!« Der Richter, der eben damit befaßt war, seine Ringe zu ordnen, blickte auf. »Zuerst muß dem Stadtrecht gedient sein, ehe irgendwelche Ausgleichsforderungen gestellt werden dürfen.«
    Schwitzend unter seinen städtischen Kleidern und überaus erregt, setzte der Fuhrmann sich wieder. Halliron hatte eine gänzlich ausdruckslose Miene aufgesetzt, während Medlirs gedankenverlorener Gesichtsausdruck nur seinen Widerwillen verbergen sollte.
    Noch immer auf den Boden gepreßt, das Gesicht zur Seite gedreht und die Haare ausgebreitet wie windzerzaustes Farnkraut, verdrehte Dakar die Augen angesichts des Muskelkrampfes, der seinen Nacken peinigte. Der Umklammerung kalten Steinbodens zutiefst überdrüssig, hatte er einige Schwierigkeiten, dem weiteren Vorgehen zu folgen.
    Ein

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