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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ihn getäuscht hast.«
    Medlir, der Halliron den Rücken zugewandt hatte, zuckte mit den Schultern. »Während der Zwangsarbeit wird er dazu kaum Gelegenheit haben.«
    Augen, so klar wie ein wolkenloser Himmel, studierten die gespannte Haltung des jüngeren Mannes, bemerkten die tiefe, beinahe verzweifelte Versunkenheit, mit der er die Schieferplatte unter seinen Füßen anstarrte. Als könnten seine Augen durch den rußgeschwärzten, gemaserten Stein hindurchsehen und den Tanz und das Funkeln ursprünglicher Energien wahrnehmen, die ihm erst seine Stofflichkeit schenkten, so wie sie es einst getan hatten, ehe der übermäßige Mißbrauch dieser Mächte, herbeigerufen zur Verteidigung von Deshir, Barrieren hinterlassen hatte. Ein Magier, der gelernt hatte, die Mysterien zu erfahren, war kaum fähig, je die furchterregenden, wilden Winde der Zerstörung zu vergessen, die ein Zauber des Nichtseins auszulösen imstande war. Die Rückwirkung solcher Magie hatte ihm Narben zugefügt, die diesen Teil seines Geistes blind und taub zurückgelassen hatten.
    Sanft, wenngleich mit rauher, bekümmerter Stimme, sagte der Barde: »Hab Geduld! Die magische Wahrnehmung wird eines Tages wieder zu dir zurückkehren. Die Natur bietet dir nicht nur einen Weg zur Erkenntnis, und deine musikalische Begabung kann machtvoll genug werden, deinen Verlust auszugleichen.«
    Der Mann, der sich Medlir nannte, hob die Hände, um sein Gesicht zu bedecken. Lose schwangen die perlenbesetzten Enden unverschnürter Bänder um seine Beine. Für einen endlosen Augenblick blieb er zusammengekauert am Boden hocken, ehe er sich wieder faßte, aufstand und sich mit einem Ausdruck unsäglicher Qual seinem Meister zuwandte. »Manchmal habe ich gespürt, wie sich die Macht kaum merklich rührte, hier und da ein Echo zwischen den Noten.« Sein Kummer offenbarte deutlich, daß er sich nicht an diese Veränderung gewöhnen konnte. Die Energien, die er in Form reinen geistigen Lichtes studiert hatte, erschienen nun, umgewandelt in Klangvibrationen und Töne, so unbeschreiblich fremd.
    Hallirons Lächeln barg eiserne Entschlossenheit, als er sagte: »Nun, dann arbeite daran. Sechs Monate in Jaelot werden dir gewiß genug Zeit dafür geben.«
    Der Schüler des Meisterbarden antwortete ihm mit einem kurzen Seufzer und fing an, die Lyranthe auszupacken. Mit den Bewegungen eines Schwertkämpfers streckte er ein Bein aus und zog sich den einzigen Stuhl des Raumes heran, und die wackelige Konstruktion vermochte seine Haltung kaum zu stören, als er sich auf den rattenzerfressenen Sitz aus Flechtwerk niederließ.
    »Spiel die Ballade von den Wassern von Taerlin«, sagte Halliron. »Achte darauf, bei den Läufen im dritten Takt und den Zierklängen, die den Refrain einleiten, nicht zu schludern.«
    Medlir schob seine unverschnürten Ärmel hoch, um seinen Händen Raum zu geben, das Instrument zu stimmen. Hier, wo er sich nicht verbergen mußte, prangte im Feuerschein eine grobe, rotverfärbte Narbe auf seinem Arm, die sich tief in sein Fleisch gegraben hatte und sich von seiner rechten Handfläche bis hinauf zu seinem Ellbogen wand. Das Haar, das über seine Wange fiel, als er sich dem süßen Klang der Saiten widmete, war nicht länger von der fahlen, aschbraunen Farbe, die Dakar kannte, sondern glänzend schwarz wie geborstene Kohle.
    Als er schließlich den Kopf hob, zu singen, zeigten sich seine Augen in dem gleichen klaren Grün wie die des königlichen Vorfahrens, dessen natürliches Aussehen er geerbt hatte.

 
Verbindungen
     
    Noch ehe die Frühlingswinde Tauwetter über den Mathornpaß tragen können, reitet Lysaer s’Ilessid, der Prinz des Westens, seine wunderschöne Braut an seiner Seite, am Kopf des langen Zuges, der sich nach Avenor aufmacht; mit sich führt er unter dem Schutz etarranischer Soldaten und früherer Söldner, die ihm die Treue gelobt haben, hundert Wagen mit Schätzen für den Wiederaufbau der Stadt, reich beladen mit Wandbehängen, Truhen, edlen Möbeln und den Juwelen, die der Dame seines Herzens als Mitgift zugeteilt sind …
     
    Die Reise des königlichen Gefolges wird von verborgenen Kundschaftern verfolgt, die die Nachricht von dem Ereignis durch Boten bis an die Grenzen Rathains und darüber hinaus verbreiten lassen; bis die Neuigkeit von Lysaers Abreise die Clanblütigen erreicht, die sich in versteckten Tälern verborgen halten und auf den Tag vorbereiten, an dem Prinz Arithon sie brauchen mag …
     
    An der ostwärts gerichteten

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