Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
flammte auf, bis die Luft selbst zu schmelzen, zu brennen und zu wüten schien. Der Signalzauber, der geschaffen worden war, Kharadmon zurückzurufen, stieg röhrend in die Luft, hinauf zu den Sternen, fest auf sein fernes Ziel gerichtet. Sein gewaltiger Aufbruch sandte gleißendes Licht über den Himmel gleich der Ankündigung von Aths eigenem, ungezügelten Zorn.
In Isaer war der glühende Schweif seiner Reise das letzte, was die gnädige Frau Maenalle sah, ehe sich das Schwert in ihr Herz bohrte.
Heilung
Mit dem Feingefühl einer Kräuterkundigen erkannte Elaira die kaum wahrnehmbare Veränderung des Lichtes während jener langen Tage, in denen das Leben auf der Landspitze von Scimlade sich in stetem Wachstum befand, bis es schließlich zu voller Reife erblüht war. Gleichzeitig beobachtete sie die subtilen Veränderungen in Arithons Stimmung während der Wochen nach der Sonnenwende. Sie fühlte den Druck ferner Ereignisse in ihm, die an Merior unaufhaltsam vorüberzogen. Weiter oben an der Küste, in jenen Städten, in denen die Handelsschiffe anlegten, mußten die Neuigkeiten über das Heer, das in Rathain aufgestellt wurde, verbreitet werden. Arithon aber hatte scheinbar niemanden ausgesandt, sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Er bemühte sich auch nicht sichtlich darum, Neues über die Feindseligkeiten, die seine Taten in Alestron oder Jaelot hervorgerufen hatten, in Erfahrung zu bringen, wenn der Kesselflicker mit seinem Wagen aus Shaddorn den Ort besuchte.
Seine Tage verbrachte er schwitzend mit mörderisch harter Arbeit, gemeinsam mit den Schreinern, die die Planken dämpften, um sie dann der gebogenen Form des Schiffsrumpfes seines Zweimasters anzupassen. Mochte auch eine nächtliche Unterhaltung ihn veranlaßt haben, auf ihre früheren Wanderungen zu verzichten, so kam er doch jeden Abend, das Haar noch naß und zerzaust vom Bade und mit einer Stimmung, so kantig wie gebrochener Granit, die er dem Bemühen verdankte, seine grundverschiedenen Schiffbauergruppen an die Arbeit zu treiben. Wenn es dunkel wurde und die Möwen über Meriors Fischmarkt kreischend ihre Ruheplätze aufsuchten, lehrte Elaira ihn die Kunst des Heilens. Er erfuhr alles, was sie darüber wußte, Blutungen zu stoppen, Knochenbrüche zu schienen und Wunden zu vernähen. Sie braute Heilmittel und erklärte ihm ihren Nutzen und ihre Gefahren, mischte Pasten für Umschläge zur Linderung der Arthritis an und behandelte die Myriaden Kratzer und anderer kleiner Wunden der Arbeiter auf der Schiffsbauanlage.
Soweit es ihr nur möglich war, ließ sie ihm seinen Raum und seine Distanz.
Wenn auch keine umsorgende Nähe imstande war, das unversöhnliche Leid zu lindern, das ihm sein Gewissen auferlegte, so rangen ihm ihre trockenen Bemerkungen doch stets ein Lachen ab.
Ob aber ihre schlimmsten Befürchtungen zutrafen und die Tragödie am Tal Quorin ihm tatsächlich über dieses Leid hinaus noch weiteren Schaden zugefügt hatte, weigerte sie sich entgegen ihrem innigen Drang zu erforschen. Manche Dinge ließ sie lieber unangetastet, auf daß sie außerhalb des lüsternen Zugriffs ihres Ordens warten mochten.
»Ihr paßt nicht auf«, ermahnte Elaira ihn in jener Nacht, in der er sie fragte, wie sich ihr Leben als Novizin von Koriathain gestaltet hatte. »Wir haben viel Zeit damit verbracht, Siegel zu zeichnen, die die Ratten fernhalten sollten, und wenn Ihr Euch jetzt die Finger an diesem Topf verbrennt, dann wird es zur Hochzeit keine Musik geben.«
»Was für eine Hochzeit?« Arithon schnappte sich einen Leinenlumpen, um mit seiner Hilfe den heißen Topf zu ergreifen.
»Habt doch ein wenig Mitgefühl mit den verhinderten Ehestifterinnen am Ort.« Elaira legte die Stirn in deutlich übertriebene, zornige Falten. »Ihr werdet all die verzückten Hoffnungen enttäuschen, die sie in sechs Monaten harter Arbeit genährt haben, und Ihr werdet ihnen das Herz brechen, denn Eure Besuche in meiner Hütte waren der Quell ihrer schönsten Stunden in der hiesigen Gerüchteküche.«
»Und Ihr habt ihnen was erzählt?« fragte Arithon, wobei er sie alarmiert anschaute.
Elaira blickte ihn an, ruhig wie eine Eule. »Daß Eure neuen Schiffe mit Dakar im Schlepptau ganz besonders wirksame Talismane zur Abwehr von Inkompetenz, Unglück und Iyats benötigen.«
Jenseits der flimmernden Luft über der heißen Kohlepfanne grinste der Prinz von Rathain. »Das ist die schlichte Wahrheit.«
Sorge erfaßte Elaira in solchen seltenen
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