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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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aufsuchen, damit sie Euch zu Hilfe eilt.«
    Die verzweifelte Willensanstrengung, mit der er sich aus ihrer Nähe zu befreien suchte, erschütterte den Kontakt zwischen ihnen. Eine traurige, häßliche Wahrheit schlug einen Bogen über ihr Einverständnis: Welche Gefühle er auch haben mochte, er mußte sie leugnen, um sich selbst zu schützen. Schließlich glaubte er noch immer, ihr Interesse an ihm wäre falsch, diente nur dem Ziel des Ordens von Koriathain, ihn zu manipulieren.
    Zorn loderte in Elaira auf, Zorn darüber, daß ihre Zuneigung aufrichtig gewesen war, schon lange bevor Morriels scheußliche Spielchen die Oberste auf den Gedanken gebracht hatten, sie als Schachfigur zu mißbrauchen. Das, so entschied sie, sollte auch er wissen, ehe die Folgen für sie beide zerstörerische Auswirkungen hätten.
    Kraftvoll und von den vielen Tagen der Kräutersuche braungebrannt, wehrte sich Elaira gegen seinen Versuch, aufzustehen. Sie drückte ihn zurück auf das Lager und sah ihm direkt in die Augen. »Ich liebe dich. Das ist die Wahrheit vor Ath und allem Leben, schon seit einer unbesonnenen Eskapade auf dem Heuboden einer Taverne.«
    Ihr blieb nur ein einziger Moment zu erkennen, wie geschwächt und wie unvorbereitet er war. Er konnte auf keine Abwehr zurückgreifen, keine Barriere errichten, als sie sich in seinen Armen bewegte, ihn schließlich ihrerseits in die Arme schloß und ihre Lippen hingebungsvoll auf die seinen preßte.
    Sofort durchfuhr ein Schaudern seinen Leib. Dann griffen seine Hände in ihrem Rücken fest zu, und sein Kuß löste eine Sturmflut unbezähmter Leidenschaft aus. Glühend, begierig, ekstatisch verschmolzen sie für den unvergeßlichen Zeitraum eines Herzschlages zu einem Leib und einer Seele. Die Harmonie, die sie verband, vertrieb sämtliche Gedanken und stellte jegliche, einschränkende Furcht für einen späteren Zeitpunkt zurück.
    Dann aber gab Arithon einen Laut von sich wie ein Mann auf dem Weg zur Streckbank.
    Er wandte den Kopf ab, durchbrach ihre Umarmung und stieß sie von sich. Wie eine Wildkatze richtete er sich auf, wand sich, als wäre er ein wildes Tier, daß sich dem niedergehenden Schlachterbeil zu entziehen suchte.
    »Ath, oh Ath«, keuchte er mit gebrochener Stimme.
    Elaira versuchte sein Mienenspiel zu lesen, und sie erblickte das Antlitz eines betrogenen Mannes.
    Wie ein vernichtendes Echo ihres eigenen Schmerzes erschienen ihr seine geweiteten, blicklosen Augen, als er sich zwang, wieder zu Atem zu kommen. »Was habe ich getan? Möge Dharkaron uns beiden seine Gnade erweisen, du fühlst ebenso wie ich, und ich dachte, Morriel hätte dich geschickt!«
    Elaira fühlte sich von der zweigeteilten Wahrheit gleichsam erdolcht und wußte nichts mehr zu sagen. Sie hatte nicht die Kraft, beiden Verpflichtungen zu gehorchen. Getrieben von dem überwältigenden Aufschrei ihres Herzens, hob sie tröstend die Hand, um seine Wange zu streicheln.
    Sie kam nicht dazu, ihn zu berühren.
    Ein Wirbelwind fremder Bewegung schleuderte sie herum. Arithons Hände agierten unbarmherzig, als er sich unter ihr hervorwand. Solchermaßen als zitterndes Häufchen auf dem Bett zurückgelassen, strich Elaira das wirre Haar aus dem Gesicht und blinzelte, um den mörderischen Tränenschleier zu durchdringen.
    Sie hatte nicht einmal gehört, wie er den Raum durchquert hatte. Nun aber sagte seine Haltung mehr als tausend Worte: Die ausdrucksvollen Hände an die Wand gestützt, den Kopf gesenkt, stand er mit dem Rücken zu ihr, während sein ganzer Leib unter immer neuen krampfhaften Schauern erbebte.
    »Komm nicht näher«, stieß er hervor, als er fühlte, daß sie die Absicht hatte, ebenfalls aufzustehen.
    Das Rascheln der herabfallenden Decke oder auch der Luftzug auf seinem nackten Oberkörper setzte ihn darüber in Kenntnis, daß sie seiner Bitte nicht nachkommen würde. Dieses Mal aber würde er dem Druck nicht standhalten können. Rechtschaffenheit, Freude und das strahlende Netz des Wunders, das sie beide teilten, würde all seine Kontrolle außer Kraft setzen. »Komm nicht näher. Ich bitte dich, um deines eigenen Lebens willen.«
    »Meines Lebens?« keuchte Elaira. Ihre Verwunderung war so groß wie die Nacht selbst, die sich gerade anschickte, das verbliebene Licht der flackernden Kerze zu verschlucken. »Geliebter, was bleibt von mir, ohne dich?« Sie trat einen Schritt auf ihn zu, und das Knarren der Bodenbretter schien an seinen überreizten Nerven zu zerren und ihnen einen stummen

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