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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Aufschrei zu entlocken.
    Schon in der nächsten Sekunde würde ihn ihre erhobene Hand berühren.
    Qualvoll atmete er ein, ehe er mit messerscharfer Betonung zu rezitieren begann: »Jeglicher fleischlichen Begierde zu widerstehen, das gelobe ich. Jeglichem Band meines Herzens, zu der Familie, zu einem Ehemann oder Geliebten zu entsagen, das gelobe ich.«
    Verblüfft hielt Elaira mitten im Schritt inne.
    Mit mörderischer Kälte trafen sie diese Worte, unnachgiebig wie eine Klinge durch einen Wasserstrahl gleiten mochte, und verhaßt bis zu ihrem letzten, verfluchten Konsonanten. Mit dem Gesetzeswissen eines Meisterbarden erinnerte Arithon sie Zeile für Zeile an den verbindlichen Eid, den sie als Korianinovizin über dem Kristall ihrer Obersten abgelegt hatte.
    Und unvermeidlich folgten die nächsten Zeilen. »Sollte ich je fehlen oder schwach werden und so mein Gelübde brechen, so soll alles was ich bin, Geist und Körper, verwirkt sein. Dies gelobe ich vor keinen anderen Zeugen als den Ältesten im Kreise meiner Obersten, keinem anderen Richter als der Matrix dieses Kristalls, der ich meinen Namen und meine Signatur als Sicherheit während all meiner Lebtage übereigne.«
    Eine Pause trat ein, durchbrochen von dem dissonanten Zirpen der Grille.
    Hilflos bedeckte Elaira Gesicht und Ohren. Sie konnte ihrem Schicksal nicht entgehen. Nun war kein Schritt nach vorn mehr möglich, nicht, um ihn zu überwältigen, nicht, um die unanfechtbare Rechtschaffenheit zu überwinden, die ihn dazu trieb, seine Liebe zu opfern, um sie zu schonen. Nichts konnte getan werden, wollte sie nicht gestehen, daß ihre Oberste Matriarchin die Hand in diesem Spiel hatte. Ihm aber zu sagen, daß ihr gestattet worden war, die oberste Regel ihres Ordens zu brechen, hieße, ein Vertrauen in Stücke zu reißen, das besser unangetastet blieb.
    Was Elaira für diesen Mann empfand war echt, war ohne Fehl. Dennoch gab es keine Hoffnung für sie. Niemals konnte sie die Kluft überwinden und ihr gegenseitiges Begehren erfüllen. Nicht, ohne für alle Zeiten die strahlende Wahrhaftigkeit ihrer Liebe, die von Morriels Manipulation unbeeinflußt war, zu besudeln.
    Auch gab es keine Worte unter Aths Himmel, um zu erklären, daß weniger ihre Pflichten gegenüber ihrem Orden sie hergeführt hatten, als vielmehr die Bürde einer Prophezeiung Sethvirs.
    Scheinbar hatte sie einen gequälten Laut ausgestoßen.
    Arithon jedenfalls faßte sich wieder und zwang sich zu sprechen. »Gnädige Frau, um der Liebe willen, die ich für Euch empfinde, laßt mich gehen. Die Gesetze Eures Ordens können mein Begehren niemals tolerieren. Lieber will ich Qual und Verlust ertragen, lieber sterben, als zu einem Instrument zu werden, das zu Eurer vollständigen Vernichtung führt. Von allen Greueltaten der Vergangenheit und denen, die ich noch begehen mag, ist dies die eine, die ich niemals ertragen könnte.«
    Es gab nichts mehr zu tun, gar nichts mehr. Ihr blieb nur, stumm stehenzubleiben und ihn ziehenzulassen.

 
Annäherung
     
    Während die Handwerker in der Schiffswerft von Merior hinter vorgehaltener Hand erzählen, daß ihr Herr seit jener Nacht bei der Heilerin nicht mehr derselbe sei, sein Gemüt so reizbar wie gespannter Draht, geht die Brigg Schwarzer Drache vor der Stadt vor Anker, um die Kunde aus dem Norden zu bringen: Zu Etarra stellen die Stadtgarnisonen von Rathain ein Heer zusammen; und diese Neuigkeit veranlaßt Arithon, einen Clanführer der tief im Selkwald lebt, um ein Treffen zu bitten …
     
    Während das Wunder am Nachthimmel zur Stunde der Hinrichtung der gnädigen Frau Maenalle die Bewohner Isaers in Panik versetzt und Lysaers Offiziere sich darum bemühen, die aufkeimende Furcht in der Truppe zu zerstreuen, macht sich Asandir vom Althainturm aus zu Pferde auf die Reise, das Clanlager am Valenfordfluß aufzusuchen und den Enkelsohn des Caithdeins mit Billigung der Bruderschaft als Nachfolger in diesem Amt zu weihen …
     
    Als die Beobachter des Siebten Weges dem Rat von Koriathain melden, daß Elairas Versuch, den Herrn der Schatten durch Gefühle an sich zu binden, fehlgeschlagen ist, kontert Morriel, die Oberste, die Mißbilligung ihrer Ersten Zauberin mit scharfem Tadel: »Unsere Novizin hat bei dem Versuch, Arithons Vertrauen zu erringen, nicht gefehlt. Tatsächlich hat dieser Prinz uns durch die Unzulänglichkeiten unseres eigenen Plans überlisten können …«

 
5
DAS HEER
     
    Der Hochsommer überzog die amboßförmigen, steinigen Gipfel

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