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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ergehen.
    Abgehärtet gegen das Wüten und Toben des etarranischen Mobs, überdies geschützt inmitten der Offiziere Lysaers, stieg Lordkommandant Diegan vom Pferd. Das Tier überließ er dem Stallmeister des Prinzen. Lysaer mußte in seinen unzähligen Lagen feinen Staates wahrhaft überwältigend aussehen. Zu diesem Anlaß war nicht an prunkvollen Kleidern und Symbolen gespart worden: Juwelen blitzten an den Fingern beider Hände auf; die Säume seines langärmeligen Hemdes aus Damaszenerseide waren mit geflochtenen Goldbordüren gesäumt; prächtige Armreifen zierten seine Handgelenke. Über dem Wappenrock aus indigoblauer Seide trug er die Amtskette Avenors. Dunkelrot schimmerte der Reif seiner Majestät in seinem hellen, leuchtenden Haar.
    Mit Bewegungen, umschmeichelt von dem Glanz kostspieliger Schneiderkunst, stieg er die flache Treppe hinauf. Mit geradezu unterwürfiger Demut ließen ihn die dienstbeflissenen Gardisten passieren.
    Die königliche Eskorte betrat den Vorraum, und Lord Diegan war so angespannt, daß er zu ersticken drohte. Unter seinem Wappenrock schien ihn das Gewicht seines Panzerhemdes herabzuziehen, und das Haar auf seinen Schläfen war schweißnaß. Wie um sein Unbehagen noch zu verstärken, wurde das Klappern der Waffen und das Knirschen der Schritte auf den Fliesen plötzlich von einer lärmenden Auseinandersetzung überlagert, die im Inneren des großen Saales wütete.
    Inmitten des Gebrülls und der hämmernden, wenngleich vergeblichen Bemühungen eines Unbekannten, die Ordnung wiederherzustellen, steigerte sich der Finanzminister der Stadt in ein Geschrei hysterischer Wut. »Wollt Ihr unsere Schatzkammer vollends erschöpfen? Noch vor dem Winter fünfunddreißigtausend Soldaten einzuschiffen, würde unsere Finanzen endgültig ruinieren.«
    »Zu Sithaer mit den Kosten!« mischte sich Lordkommandant Harradene mit seinem charakteristischen, knarrenden, kriegerischen Gebell ein. »Ihr wollt, daß der Herr der Schatten stirbt? Dann benutzt die Augen, die Ath Euch geschenkt hat, und werft einen Blick auf diese Karte!«
    »Hört auf Harradene«, unterbrach ein Garnisonshauptmann in dem harschen Dialekt der Nordküstenbewohner Rathains. »Das ist ein tödlich einfacher Fall geschickter Taktik! Merior ist Daelions eigener Alptraum, einen großangelegten Feldzug zu führen. Und die Küstenstraße durch Shand bietet keine Alternative. Habt Ihr Zahlmeisterhirne Euch überlegt, wie hoch die Unterhaltskosten für einen Marsch über tausend Wegstunden ausfallen würden? Ganz davon abgesehen, daß die Moral zerstört würde und wir keine Kraft mehr hätten, zu kämpfen. Dieser Zauberer wäre längst aus seinem Fischernest entflohen, während wir uns noch unseren Weg über die Halbinsel bahnen müßten.«
    »Ath!« Im Vorraum wandte sich Lord Diegan mit allen Anzeichen aufsteigender Panik an seinen Prinzen. »Wer hat ihnen gesagt, wo Arithon sich aufhält? Ich will den Kopf des Narren, der dieses Geheimnis verraten hat!«
    »Das dürfte schwierig werden«, entgegnete Lysaer mit einem entnervend sanftmütigen Blick. »Denn der Narr, wie du den Mann zu nennen beliebtest, war ich selbst.«
    »Zu Sithaer mit den heulenden Handelsherren! Die einzige Chance, die wir haben, ist es, ihn von der See aus einzukreisen und anzugreifen. Den verfluchten Zauberer an einer windstillen Bucht in die Enge zu treiben. Wenn er erst tot ist, dann könnt ihr alle über euer Geld palavern, bis ihr vor Sorge sterbt. Zumindest werden die Menschen dann vor ihm sicher sein!«
    Während die Offiziere, Repräsentanten von zwölf Stadtgarnisonen, einen Sturm gellender Einwände entfesselten und das um Ordnung flehende Hämmern auf den Tischen von stählernem Klirren übertönt wurde, wurde der Bedienstete an der Tür auf die Bewegung hinter seinem Rücken aufmerksam: die schweigende, näherkommende Offiziersgarde, dann die juwelenbesetzte Persönlichkeit, die die Männer eskortierten. So erleichtert wie unterwürfig beeilte er sich, sich zu verbeugen. »Euer Hoheit, mein Prinz, die Herrschaften sind ganz außer sich. Laßt mich Eure Ankunft verkünden.«
    Lysaer trat rasch einen Schritt näher und ergriff die Hand des Mannes, um ihn aufzuhalten. »Sei so gut, öffne die Tür ohne eine Fanfare.« Sodann bedachte er den Lordkommandanten Avenors, der zornig und mit zusammengepreßten Lippen neben ihm stand, mit einem sorglosen Achselzucken. »Was ist aus deiner etarranischen Vorliebe für Blut, Sport und schmutzige Politik

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