Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
traf auf einen soliden Parierschlag, so wie auch der nächste und übernächste. Solchermaßen in eine Senke voller Jungpflanzen getrieben, stolperte Arithon einen beinahe verheerenden Schritt zurück in das tückische Geäst eines Strauches. Möglicherweise schlicht zum Äußersten getrieben, stürzte er weiter rückwärts in das dichte Unterholz. Wollte er ihn noch erreichen, so mußte Erlien ihm folgen. Schwerter schwirrten durch das Gebüsch. Abgeschnittene Blattfetzen flogen durch die Luft. Wie ein Hase arbeitete sich Arithon voran und erreichte schließlich wieder freien Boden, während Erlien schwerfällig hinter ihm herstolperte. Zum ersten Mal seit Beginn ihres Duells trennte sie mehr als nur eine Schwertlänge.
Verzweifelt hungerte Arithon nach einer Pause, während er in schmerzhaften Stößen atmete und seine Hemdsärmel schweiß- und blutgetränkt an seiner Haut klebten. Nichts an ihm erinnerte in diesem Augenblick an einen Magier oder einen Prinzen. Gnadenlos erschöpft, war er nicht einmal mehr in der Lage zu sprechen, besaß nicht mehr genug Vitalität, sich mit Worten Ausdruck zu verleihen.
Das Schwert, das er noch immer über ein Dornengestrüpp erhoben hielt, zitterte in dem fleckigen Sonnenschein, der durch die Kronen der Bäume hindurchdringen konnte.
Nicht weniger müde, die Lederkleidung von Schweiß durchnäßt, mit Laubschnipseln in den Fransen, senkte Erlien seine Klinge, legte den Knauf an seine Hüfte und entkleidete bedächtig seinen Oberkörper. Dann, ohne ein Wort, ließ er die abgelegten Lederkleider fallen, packte sein Schwert und griff erneut an.
In diesem Spiel gab es keine Gnade. In den Augen des Kundschafters, der voller Entsetzen beobachtete, wie die Klingen mit dem Surren unterdrückter Vibration aufeinandertrafen, schien eine Katastrophe unvermeidlich. Die Männer waren längst zu weit gegangen. Von einem Gegner, der ihm weit überlegen war, ausweglos in die Enge getrieben, mußte Arithon zwangsweise auf seine Magie oder seine Schatten zurückgreifen, wollte er nicht niedergemetzelt werden.
Nichts war von der beeindruckenden Geschmeidigkeit seiner Bewegungen geblieben. Sein Rückzug schien unbeholfen. Von Wurzeln und dichtem Gestrüpp immer wieder aus dem Tritt gebracht, mußte er seine Klinge mit beiden Händen halten, um sich gegen Erliens Attacken zur Wehr zu setzen. Blut spritzte von der Wunde an seinem Arm auf, der, sogar mit der Unterstützung durch die andere Hand, vor Überanstrengung zitterte.
Ermattung hatte auch Erliens schneidigen Stil stumpf werden lassen. Solchermaßen beschränkt auf die Grundzüge seiner Kampfeskunst, war er doch noch immer kraftvoll und von geradezu methodischer Sicherheit, Allein die Macht seiner Größe reichte aus, seinen kleineren Gegner unsäglich zu ermüden, zu ängstigen und bis ins Mark zu erschüttern. Unter nervenzerfetzender Qual wurde Arithon Schlag um Schlag zurückgetrieben, doch jeder Hieb, der bedrohlich auf ihn niederging, wurde von Arithon, trotz der Bedrängnis mit größter Wachsamkeit pariert, während er unter unsäglichen Anstrengungen darum bemüht war, ein unausweichliches Schicksal abzuwehren. Die Klinge des Gegners erwischte ihn am Ellbogen. Die Wunde war nicht tief, doch schmerzhaft und störend; gleich darauf, direkt nacheinander, zierten zwei weitere Schnitte seine Schulter.
Zermürbt bis hin zu qualvoller Anspannung, wischte sich der Kundschafter den Schweiß aus den Augen, während er zusah, wie Arithon in das nächste Dickicht stolperte. Zweige peitschten umher. Stahl bohrte sich durch Blätter und klirrte empört in der Vereinigung der Klingen. Zerfetztes Laub flog zu Boden, begleitet von einem Grunzen größter Anstrengung, zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgepreßt, als Arithon zur Seite sprang, um einem gefährlichen Hieb auszuweichen, der direkt auf seinen Kopf gezielt war.
Wieder erklang der kreischende Aufschrei verschränkter Klingen. Stahl glitt über Stahl, von der Spitze bis hinunter zum Knauf. In einen bebenden Wirrwarr junger Bäume hineingetrieben, stolperte Arithon, doch es gelang ihm, den Sturz mit einem Knie abzufangen. Protestierend wimmerte das Schwert in seiner Hand, das noch immer mit der Waffe Erliens gekreuzt war.
Dichte Bäume und ineinandergreifende Zweige behinderten den Clanführer. Arithon hingegen, kleiner, leichter und weit gewandter auf engem Raum, nahm diese einmalige Chance sofort wahr.
Mit fliegenden Bewegungen befreite er seine Klinge, die in strahlendem
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