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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Kopf noch immer demütig gesenkt. »Gebietet über mich, wie es Euch beliebt, Matriarchin.«
    Morriel hob einen Arm, kaum mehr als ein Knochen, umhüllt von papierfeinen Lagen mürben Gewebes, schob das Tuch zur Seite und kramte aus der Reihe der Sphären neben der Truhe eine Kugel hervor. Diese legte sie in Halthas Hand und sagte: »Wiederhole die Beschwörung, die du für Lysaer s’Ilessid durchgeführt hast und die Arithons Schiffswerft zu Merior verraten hat. Laß jenem Mann, dessen Bild du in Händen hältst, dasselbe Wissen zukommen.«
    Ohne die Erlaubnis, Fragen zu stellen, blieb der Ältesten nur, die Sphäre mit ihren Händen zu umfassen, die das Abbild des entehrten und gepeinigten Hauptmanns zu Alestron trug. »Eurem Willen soll gedient sein«, murmelte sie.
    Außerhalb des verschlossenen Raumes, gleich einem plötzlichen, düster umwölkten Omen, begann im Innenhof ein Kind zu weinen. Zu ermattet, sich um die peinigenden Kraftproben eines Kindes zu scheren, gestattete Morriel der Ältesten, sich zurückzuziehen. Nun, da sich des Morgens letztes Sonnenlicht zurückzog und kühlen Schatten wich, allein in dem Raum, schloß sie die Augen, sich erneut ihrer Meditation hinzugeben. Unbelastet von Reue angesichts des Unglücks, das sie über den letzten derer zu s’Ffalenn hereingebracht hatte, schlug ruhig ihr uraltes Herz.
    Sollte ein von Peitschenhieben entstellter, gramgezeichneter Gardist die heißersehnte Chance dazu nutzen, den Herrn der Schatten zu töten, oder sollte seine leidenschaftliche Mordlust nur dazu führen, des s’Ffalenns Schlichen zu stören und Lysaers Heer aufzuhalten, der Unterschied wäre kaum von Bedeutung.
    Wäre Arithon erst tot oder ein Krüppel, so würde Lirenda aus der Verstrickung in eine Schwäche befreit sein, die ihre Bemühungen um die Nachfolge höchster Korianimacht in große Gefahr brachte. Nun blieb nur noch ein letztes Detail.
    Kaum fühlte Morriel sich stark genug, sich erneut der Bürde ihres Amtes zu stellen, verlangte sie nach den Diensten ihres Botenjungen.
    »Ich habe eine Botschaft für die diensthabende Wache. Sie muß sogleich überbracht werden«, befahl sie. »Die Novizin Elaira muß gefunden und informiert werden, daß ich soeben meine Billigung einer Affäre zwischen ihr und dem Prinzen von Rathain zurückgezogen habe.«
    Tatsächlich war ein Stelldichein zwischen der jungen Frau und dem Herrn der Schatten nun, da Hoffnung bestand, den Großen Wegestein zurückzuerringen, nicht mehr von Bedeutung. Wahrhaft wichtig war, daß die Begegnung der Ersten Zauberin, Lirenda, mit Sethvir von Althain einen erfolgreichen Verlauf nahm. Dann stünde ihnen ein machtvolles Mittel zur Verfügung, ihre unerfreuliche Vernarrtheit zu zügeln, sollte eine unvorhersehbare Wendung des Schicksals oder die dreimal verdammte Schläue des s’Ffalenn das Objekt der Begierde, den Auslöser ihrer Schwäche befähigen, die widrigen Umstände zu meistern und zu überleben.

 
Sonnenuntergang, Mitternacht und heller Tag
     
    Durch den Fluß der Wege bei Sonnenuntergang darüber informiert, daß Morriel, die Oberste, sie von ihrer Aufgabe, eine Liaison mit Arithon s’Ffalenn einzugehen, entbunden hat, weint eine Zauberin mit rotbraunem Haar, dankbar, ihre Ehrbarkeit zurückgewonnen zu haben, und trauernd um den Verlust einer Liebe, die unerfüllt dahinsiechen muß; in jener stillen Stunde, in der sie endgültig ihre Sachen packt, den Ort zu verlassen, betet sie in der verzweifelten Hoffnung, daß er seine Freiheit erringen und mit einer anderen sein Glück finden möge, betet sie voll Inbrunst für jenen Mann …
     
    Tief in der Nacht, von einem unheimlichen, einprägsamen Traum aus dem Schlaf gerissen, der davon kündet, wo jener Zauberer zu finden ist, der des Herzogs Waffenkammer in die Luft gejagt hatte, kratzt ein bärtiger, blonder Ausgestoßener an den vernarbten Wunden einer Auspeitschung, erhebt sich von seinem Lager und begibt sich auf die Reise nach Merior, sein Blutgelübde der Rache zu erfüllen …
     
    Auf einem felsigen Hang hoch über der Talkluft spannt an dem Tag, an dem er sein zwanzigstes Lebensjahr vollendet und nach den Gebräuchen der Clanblütigen zum erwachsenen Manne reift, ein rotbärtiger Clanführer, genannt der Herzog des Nordens, seinen Bogen und legt auf eine einzelne Gestalt unter den Soldaten an, die Felsbrocken in der Hitze der Mittagssonne wuchten; und er läßt die Sehne los, und ein Pfeil, der den Namen jenes Mörders trägt, welcher seinem

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