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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Seite, schloß die starren Augen, deren Zorn verloschen war und bedeckte die eingefallenen, schlaffen Züge seines Antlitzes mit den Farben seines eigenen königlichen Wappens.
     
    Durch die Erschütterung über den Tod ihres gerissensten Kopfjägers mehr zusammengerückt, drängte das Heer unter dem Befehl Lordkommandant Diegans weiter gen Osten. Lysaer s’Ilessid schwor, das Vermächtnis Pesquils zu erfüllen und ihm zu Ehren dafür zu sorgen, daß sie alle sicher in Perlorn ankamen. Zu diesem Zweck flehte er all die Gardekommandanten an, jeweils einem seiner Stabsoffiziere aus Avenor zu gestatten, an ihrer Seite zu reiten und ihnen mit Rat und Tat dienlich zu sein.
    »Der verstorbene Major hat persönlich die Ausbildung dieser Männer vervollkommnet«, schloß er in drängendem Ton. »Im Gedenken an Pesquil biete ich Euch an, auf ihre Kenntnisse zurückzugreifen, um einen weiteren so schwerwiegenden Verlust zu vermeiden.«
    Ironischerweise, war es gerade der Tod dieses mürrischen Kopfjägers, der half, einen unglückseligen Mißstand zu beenden. Nun, da sie seiner Tyrannei und seinem Schliff nicht länger unterlagen, stellten die Offiziere fest, wie sehr sie sich bereits auf seine Erfahrenheit verlassen hatten, weshalb sie Lysaers Bitte ohne Murren nachkamen. Die Offiziere aus Avenor erwiesen sich als außerordentlich versierte Führungskräfte. Von dem Moment an, als ihr Einfluß sich über die Garnisonstruppen ausbreitete, entwickelte sich aus dem schwerfälligen Gemenge der Divisionen und Wagenzüge eine ordentliche Armee, die bereit war, alle nur denkbaren Gefahren zu meistern.
    Siegreich im Kampf gegen Hunger und Verunsicherung der Männer, überquerten die letzten Kompanien den Paß durch die Talkluft unter einem kalten, wolkenverhangenen Himmel. Leid erwartete sie, grausam genug, ihre neugefundene Einigkeit einer schweren Prüfung zu unterziehen. Der Wagenzug, der westwärts gesandt worden war, die verlorenen Vorräte zu ergänzen, stand auf einer Weide, die in den grauen Schleier des ersten todbringenden Frostes gehüllt war. Niemand bewachte die Wagen. Die Zugtiere liefen frei umher und verdrehten nervös und ängstlich die Augen, als Soldaten in dem Bemühen ausritten, sie wieder einzufangen. Ausgedehnte Kontrollen der umliegenden Hügel förderten keine weiteren Fallen und nicht die geringste Spur ihrer Feinde zutage. Nirgends wurden barbarische Wegelagerer gesehen, so wenig wie die angeheuerten Wagenlenker oder die Bewaffneten, die dazu abgestellt worden waren, den Wagenzug zu bewachen.
    Von den drei Spürhunden, die ausgewählt wurden, von dem Dörrfleisch zu kosten, starben zwei unter krampfhaften Zuckungen.
    »Verbrennt die Vorräte«, befahl Lord Diegan in Übereinstimmung mit dem Vermächtnis Major Pesquils. Die Hunde waren zu wertvoll, sie sämtlich dafür zu mißbrauchen, herauszufinden, welche Körbe vergiftet waren und welche nicht. Trotz der verheerenden Not, mußten die Männer die letzten vierzig Wegestunden bis Perlorn mit leeren Mägen zurücklegen.
    »Mag sein, daß sie mager sind, wenn wir ankommen, aber sie werden alle noch am Leben sein«, erklärte Lord Harradene, um jedweden Einwand im Keim zu ersticken. Doch kein Protest rührte sich; nach den Erfahrungen in Talkluft hatten die Garnisonssoldaten gelernt, sich nicht gegen die Anweisungen erfahrenerer Männer aufzulehnen.
    Die Vorhut legte die letzte Etappe bis zu den Mauern von Perlorn in einem zehntägigen Marsch zurück, der erst nach Einbruch der Dunkelheit freudlos in einiger Unordnung zu Ende ging. Unter steinernen Wällen wurde eilends ein Lager errichtet, während die Fackeln in der steifen Brise einen Schweif zogen. Auch durch die Zeltleinen fegte der Wind, der die Haut in den Gesichtern der Männer rötete und den Dampf über den Kochtöpfen verwirbelte, die zum ersten Mal seit der Talkluft wieder gefüllt worden waren. Unstete Böen aus dem Osten brachen immer wieder das Heulen des Windes.
    »Das Wetter schlägt um, fühlt Ihr es auch?« erkundigte sich der Nachfolger Major Pesquils, als er in das Kommandeurszelt hereinplatzte. Hauptmann Skannt war ein tatkräftiger, gertenschlanker Mann in mittleren Jahren, der sich durch seinen rauhen Humor, den blonden Schnurrbart und ein unverkennbares Schielen auszeichnete. Schnuppernd sog er die Luft in seine Lungen, auf der der schwere Rauch der geheizten Öfen lastete. »Von nun an werden uns die herbstlichen Regenfälle immer wieder unter Wasser setzen. Besser, wir rütteln die

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