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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Botschaft zu Lysaer s’Ilessid. Richtet ihm aus, daß ich beschlossen habe, seine Flotte zu zerstören und sein Heer hier in Werende festzuhalten. Sollte er geneigt sein, mich zu verfolgen, so bittet ihn, nicht zu vergessen, daß ich dieses Feuer mit voller Absicht provoziert habe, bevor die Schiffe im Hafen bemannt und beladen werden konnten.«
    Arithon s’Ffalenn hatte nicht einmal versucht, sich für das Blut zu entschuldigen, das an seinen Händen klebte. Seeleute mußten in den brennenden Wracks sterben, andere vor Kälte und Erschöpfung zu Tode kommen oder in den Fluten ertrinken. Doch die niederschmetternden Fakten reichten aus, dem Kapitän die grausame Wahrheit näherzubringen: Der Blutzoll, den er durch seine Pläne hätte fordern können, hätte leicht fünfmal größer sein können als die Verluste am Ufer des Tal Quorin. Nicht allein die Flotte, sondern das ganze Heer, das gegen ihn zu Felde ziehen wollte, hätte in diesem einen Schlag vernichtet werden können.
    Fünfunddreißigtausend Leben, denen ein vorzeitiger Sturz vom Rad des Schicksals gedroht hatte, waren verschont worden.
    Als der Kapitän aufhörte zu sprechen, herrschte absolute Stille in dem königlichen Gemach. Außerhalb des verriegelten Fensters hörte man das Pfeifen eines Bediensteten, der dabei war, die Laternen zu entzünden. Mit klirrendem Zaumzeug bahnte sich das Gefährt einer Edelfrau seinen Weg durch die Straßen, während vom fernen Hafen die Rufe der Seeleute erklangen. Matrosen aus gekenterten Schiffen bevölkerten die Tavernen und Bordelle, und die meisten von ihnen besaßen nurmehr das, was sie am Leibe trugen. Die Wachen brachten unzählige Stunden mit der Schlichtung diverser Reibereien zu, und Diebstahl wurde zu einem gewaltigen Problem in der Stadt.
    Lysaer s’Ilessid betrachtete den Schiffskapitän, dessen Botschaft einem Verrat verdächtig nahe kam. Nun war nicht mehr von Bedeutung, ob dieser Mann je bereit gewesen war, sein Schiff und seine Mannschaft uneingeschränkt in den Dienst der Kriegsflotte zu stellen. Während er seine Rolle im Hafen von Werende gespielt hatte, war sein Vertrauen getrübt worden, hatte er sich doch dem trügerischen Glauben ergeben, der Herr der Schatten wäre kein Mörder. Doch statt nun gleich und ohne Umschweife über dergestaltiges Übel zu richten, verschränkte Lysaer die mit glitzernden Saphiren geschmückten Finger.
    Er ließ sich einen kurzen Augenblick Zeit, seine Gedanken zu ordnen und die beißende Erinnerung an persönliche Versäumnisse zurückzutreiben. Einst war auch er selbst von der verlogenen, doch geschickten Zunge seines Halbbruders verführt worden, ihm sein Vertrauen zu schenken. »Wenn ich Euch nun bitte«, begann er mit sanfter Stimme, »werdet Ihr dann die Savrid in meine Dienste stellen? Mehr denn je brauche ich sie nun, um als Gesandter gen Alestron zu reisen.«
    Noch immer erschüttert von der Erinnerung an einen klaren, reinen Ton, verursacht durch die magische Klinge eines Schwertes; den Stichen seines Gewissens ausgesetzt, die sich dem Bilde Arithon s’Ffalenns auf seinen Knien anschlossen, welcher seinem tiefempfundenen Entsetzen erlegen war und verzweifelt wünschte, er könnte sich der Last entziehen, die sein Eid gegenüber einer Witwe zu Merior auf seine Schultern geladen hatte, seufzte der Kapitän der Savrid kopfschüttelnd. »Es tut mir leid, Euer Hoheit.« Der tiefe Schmerz in seinem Herzen, den zu offenbaren ihm die Worte fehlten, zwang ihn, sich gegen die Wünsche des Prinzen zu entscheiden. »Eure Absichten sind nicht die meinen. Wenn Ihr auch weiterhin darauf besteht, den Prinzen von Rathain in den Süden zu verfolgen, so müßt Ihr auf meine Unterstützung verzichten.«
    »Der Herr der Schatten hat Euer Schiff in größte Gefahr gebracht!« protestierte Lord Diegan empört. »Waren Eure Matrosen etwa mit dem Joch seiner Führung zufrieden?«
    »Meine Matrosen sind am Leben und vom Feuer verschont geblieben.« Der Kapitän ergriff seine Kappe und schob sie auf sein blondes Haar. Ohne königliche Erlaubnis abzuwarten, erhob er sich voller Hast von seinem Stuhl. »Prinz Arithon hat keinem von ihnen ein Leid zugefügt, und ich will dafür sorgen, daß es dabei bleibt.«
    So unerschütterlich wie abgelagertes Eichenholz wirbelte er auf dem Absatz herum, um das Gemach zu verlassen.
    »Du kannst ihn doch nicht einfach so gehen lassen«, tadelte Lord Diegan seinen Herrscher, als der Kapitän der Savrid sich entschuldigte und die Tür hinter sich ins

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