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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Welt. Die Paravianer verloren ihr Leben so zahlreich, daß es beinahe keine Hoffnung mehr gab, sie könnten sich je von diesen Verlusten erholen; in jenen Tagen klagten selbst die größten, ältesten Drachen und bereuten all das Leid, das sie mit ihren Spielereien ausgelöst hatten.
    »Unsere Bruderschaft wurde von einem Drachentraum herbeigeführt«, erzählte Asandir schließlich. »Die Macht der alten Drachen war von großer Reichweite, und sie erwählten uns, weil sie uns für die unerreichten Meister in der schrecklichen Kunst der Zerstörung hielten. Die Maschine, die wir genutzt hatten, dem Schrecken unserer Vergangenheit zu entfliehen, wurde von ihrem Weg abgebracht. Der Kratersee in Araethura kündet noch heute von dem Ort, an dem die Macht, ausgesandt aus dem verzweifelten Drängen der Drachen, sie auf die Erde herniedergerissen hat. Uns aber wurde keine Erlösung von der Schuld und den Qualen zuteil, die uns seit unseren Taten peinigten. Und so sehr uns Blutvergießen zu diesem Zeitpunkt zuwider war, kämpften wir doch, um das Überleben der Paravianer zu sichern, bis auch der letzte Seardluin tot war.«
    Für die Bruderschaft hatte die Verantwortung jedoch mit dem Zweiten Zeitalter kein Ende gefunden. Menschen kamen nach Athera, Flüchtlinge, die ihre Heimat an Katastrophen verloren hatten, die sie durch ihre eigenen Taten hervorgebracht hatten. Ihre Heimatwelten lagen in Schutt und Asche, und anderenorts erlitten die Überlebenden ein erbärmliches Los, dazu verdammt zu sein, den Schrecken und die Tragödie ihrer Vergangenheit stetig zu wiederholen, denn sie gingen aus einer Gesellschaft hervor, die von Mangel und sinnloser Furcht regiert wurde, und sie kannten keinen anderen Weg, ihr Leben zu führen.
    Die Paravianer erfüllten die Aufgabe, die Ath ihnen gestellt hatte, indem sie all den Zwist beendeten, der durch die Träume der Drachen entstanden war. Da der Schöpfer nie einen Frieden gewollt hatte, der durch Kriege erkauft werden mußte, überließ er ihnen die reichen Ländereien Atheras als Wohnstatt, um sie für ihren Kummer und ihre Verluste zu entschädigen. Ihnen oblag auch die Entscheidung, ob den Menschen gestattet werden sollte, gemeinsam mit ihnen auf diesem Kontinent zu leben. Bei der Ratsversammlung, auf der das Schicksal der Menschen debattiert wurde, traten die Zauberer der Bruderschaft als Fürsprecher auf.
    »Eine Vereinbarung wurde getroffen, die einzuhalten wir geschworen haben«, sagte Asandir schroff, ermattet von der Mühsal unfaßbarer Jahrhunderte der Streitigkeiten. »Wir sieben haben die Verantwortung dafür übernommen, Sorge zu tragen, daß niemals Mittel geschaffen werden, die zu einer Massenvernichtung führen könnten. Um der Paravianer willen, steht diese Welt unter unserem Schutz, und so wird es sein, solange die Menschheit überdauert.«
    Die Brüder s’Brydion hockten rund um den großen Eichentisch, nüchtern, doch benebelt von den Nachwirkungen der Visionen. Parriens Messer lag vergessen auf dem Tisch, und die Spitze bohrte sich mitten in ein Durcheinander abgetrennter Schnüre. Mearn betrachtete seine abgekauten Fingernägel und saß zum ersten Mal in seinem Leben still, während Keldmars Rivalität gegenüber seinem nächstälteren Bruder einem ungewohnten Respekt gewichen war. Besänftigt von den Visionen tanzender Einhörner oder imposanter, gewaltiger Zentauren mit einer Geweihkrone und triefenden, vom Kampf geröteten Waffen, strich sich Bransian mit seinen aufgerissenen Fingern durch den Bart. »Dann muß unsere Bombarde geächtet werden.«
    »Ihr müßt wissen, daß Schwarzpulver der erste Schritt auf dem Pfad war, der Eure Vorfahren zu ihrer Zeit in die Vernichtung geführt hat.« Als würde ein leichter Kälteschauer über seinen Leib kriechen, streckte sich der Zauberer. »Ein erster Schritt und ein winziger dazu, scheinbar vollkommen bedeutungslos. Aber der schleichende, heimtückische Veränderungsprozeß, der durch die Benutzung dieser Waffe in Gang gesetzt wird, ist uns wohl bekannt. Im Verlauf der Zeit wird die Erde verdorben und der Geist versklavt sein, in einer Weise, weit grauenhafter, als Ihr es Euch vorzustellen vermögt.«
    Die Zeit war gekommen, die Brüder vor die Wahl zu stellen. Asandir umklammerte seine Unterarme mit den Händen und blickte so trostlos wie ein Mann, der von einem alten, doch nicht enden wollenden Schmerz aufgezehrt wurde. »Eure Familie ist nicht die erste. Einst schickten wir Menschen mit Absichten wie den Euren in

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