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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Polstersessel fallen. Um die wäßrigen Augen war sein Gesicht gerötet, während er die Federn an seinem Hut ordnete und die Hand verdrehte, so daß seinen glitzernden Ringen die angemessene Bewunderung zukommen sollte, ehe er schließlich die nachgemalten schwarzen Brauen hochzog. Er ließ sich mit der Antwort Zeit; Männer, die ihn aufsuchten, ohne einen Termin vereinbart zu haben, und überdies durch rüde Manieren auffielen, hatten es nicht anders verdient. »Sommer, glaube ich. Warum interessiert Euch das?«
    Eine üble Vorahnung lastete auf Pesquil, und er ballte die Hände zu Fäusten. »Lordkommandant Harradene ist noch immer in der Schlacht?« Eine lange Pause, ein lustloses Nicken; dann Pesquils nächste Frage, heftig wie ein Pfeil aus einer Armbrust: »Wer ist der diensthabende Hauptmann der Garnison?«
    Verächtlich richtete sich der Seneschall auf. »Ihr hättet mich nicht stören müssen, nur um eine Frage an mich zu richten, die jeder Diener hätte beantworten können.«
    Für einen Augenblick maßen sich die Männer, während trostlose, kalte, schwarze Augen auf den pompösen Würdenträger herabstarrten. Schließlich tupfte sich der Seneschall den Schweiß von der gepuderten Wange und gab auf. »Gharmag ist krank, erkältet. Sein Hauptfeldwebel hat das Kommando vorübergehend übernommen.«
    Noch so ein milchgesichtiges Püppchen von Herkunft, dessen Vater der Ansicht war, dem Bürschchen fehle es an Härte, wie Pesquil sich erinnerte. Dieses Mal verunzierte kein verächtlicher Ausdruck seine Züge. Etarras Armee hatte mit Gnudsogs Tod im Strakewald mehr als nur einen erfahrenen Hauptmann verloren; Stratege, der er gewesen war, frei von Anmaßungen, wenn auch recht unkultiviert, hätte er doch zumindest den Finger am Puls der Gerüchte gehabt, die in den Tavernen und Spelunken die Runde machten.
    »Dann werde ich Euch jetzt erzählen, was ich innerhalb von nur einer Stunde von den Wachen des Wagenzuges erfahren habe, der gerade aus Nordward gekommen ist.«
    Der Seneschall ging in die Luft. »Das ist ungeheuerlich! Hier hereinzuplatzen und mich zu tadeln, weil ich nicht mit dem Pöbel auf der Straße verkehre. Für diese Frechheit sollte ich eine Überprüfung Eurer Befähigung zum Major veranlassen.«
    »Versucht es ruhig.« Pesquil entblößte seine gelben Zähne. Ruhig lag seine gepanzerte Hand auf dem Schwert, das mehr barbarische Skalps gefordert hatte, als irgendeine andere Klinge im ganzen Norden. »Dieser Pöbel, wie Ihr diese Leute zu nennen beliebt, kann Neues über den Herrn der Schatten vermelden. In den Tavernen erzählen sie sich Geschichten, die vermutlich jeder miese kleine Matrose bereits seiner Großmutter erzählt hat, als die Handelsschiffe für den Winter ins Trockendock geholt worden sind.«
    Das schmierige Lächeln im Gesicht des Seneschalls löste sich auf wie ein Wachsklumpen auf dem Herd. »Was für Geschichten?«
    »In der Nacht der Sommersonnenwende ist die halbe Stadt Jaelot von einem Zauberer zerstört worden, der dort monatelang getarnt gelebt hat, aber als er die Stadt verließ, hatte er schwarze Haare und grüne Augen.« Ohne sich um den Seneschall zu kümmern, dessen Gesicht vor Schreck blaß geworden war, fuhr Pesquil fort: »Alestron, noch weiter unten an der Küste, erlebte eine Explosion im Inneren einer verschlossenen Waffenkammer, bei der sieben Männer ums Leben kamen. Obwohl der Herzog s’Brydion gewiß nicht dumm ist und seine besten Truppen das Land nach einem Flüchtigen durchstreift haben, auf den dieselbe Beschreibung zutrifft, konnten sie den Täter nicht finden. Arithon s’Ffalenn ist in Melhalla aus seinem Versteck gekrochen, und wenn die Gildeminister sich nicht die Mühe gemacht haben, darüber nachzudenken, warum keine Boten mehr aus diesem Gebiet kommen, wenn sie es nicht für nötig hielten, Maßnahmen einzuleiten, so wird es allmählich Zeit, daß irgend jemand sich darum kümmert. Oder ich werde Gouverneur Morfett höchstpersönlich aus seinen Gemächern zerren, wo er nichts anderes tut, als die Juwelen für die Aussteuer seiner Tochter zu zählen.«
    »Schon dabei, schon dabei!« Der Seneschall wedelte mit der Hand durch die Luft, um seinen trägen Sekretär mit dem Botengang zu beauftragen.
    Mit steinernem Gesicht und einem Anflug bissigen Humors, beobachtete Pesquil die lebhafte Geschäftigkeit, die seine Worte hervorgerufen hatten. Auf allerlei zeitraubende politische Manöver gefaßt, während derer die pompösen Ratsherren Etarras sich

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