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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Türblatt fiel. Der Mißbrauch löste eine der Angeln, und gleich darauf gab das zusammengeflickte Bretterwerk nach. Solchermaßen unsanft inmitten eines Haufens niedergerissener Planken hinausgeschleudert, stürzte Dakar der Länge nach auf den Bauch.
    Das leise Kratzen des Hobels stockte und verstummte dann ganz. An seine Stelle trat das schrille Gelächter der Zwillinge.
    Dakar knurrte einen Fluch, riß sein Wams von den verbogenen Nägeln los und rettete seinen umgestürzten Krug gerade in dem Augenblick, da sich sein Inhalt über den Hals ergoß. »Ach, Ath«, grummelte er. »Was hätte ich auch anderes erwarten können? In Gegenwart einer Hexe gibt es nun einmal kein Glück.« Nach einem letzten, sengenden Blick durch die Tür, stemmte er sich hoch, um sich anderenorts über sein Unglück hinwegzutrösten.
    Nur das wieder beginnende Kratzen des Hobels drang durch die nun eingetretene friedliche Stille. In der Finsternis, die durch das hereinfallende Licht kaum gemildert wurde, erkannte Elaira verschwommen die Ansammlung aus Pfannen, Tiegeln und Kübeln, die auf dem Boden verteilt war.
    »Ihr müßt unserem Zauberbanner wenigstens Originalität zubilligen.« Arithon zog den einzig verfügbaren Stuhl hervor und setzte sich dann auf ein leeres Bierfaß. »Dakar hat alle Fenster im Dach eingebaut.«
    Elaira setzte sich. Ihr edles Leinenkleid schleifte über eine rohgesägte Stütze, und ihr Fuß stieß gegen einen unglücklich vorstehenden Nagel. Die Zweiteilung des Raumes war geradezu unheimlich. Tölpelhafte Schreinerarbeit lieferte sich einen stillen Kampf mit dem einzigen, ebenmäßigen Tisch,
    auf dem allerlei Pergamente verteilt waren, die mit feinen Kreidestrichen bedeckt waren. Unzweifelhaft Arithons Werk, lagen dort die Pläne für seine Dreißig-Fuß-Schaluppe.
    »Besser, Ihr haltet Euren Propheten vom Schiffsbau fern«, bemerkte Elaira mit einem spröden Lächeln.
    Arithon lachte. »Die Zwillinge lassen ihn nicht einmal in die Nähe kommen. ›Nimm die fetten Finger weg, alter Säufer!‹« Sogleich wich seine beißend-ironische Nachahmung kindlichen Zorns wieder größtem Ernst. »Zauberin von Koriathain, wie habt Ihr mich gefunden?«
    Nun war ihr die schlichte, instinktive Harmonie ihres ersten Zusammentreffens verweigert, und Elaira blieb so still stehen, daß das leise Tropfen von Wasser aus ihren Rocksäumen zu hören war. Sie hielt seinem Blick stand und maß seine Zurückhaltung mit ihrer eigenen Magie; und sie kam zu dem Schluß, daß die Frage sich weit mehr auf Lysaer s’Ilessid und seine Armeen als auf sie oder die Machenschaften ihres Ordens bezog. »Ich nehme an«, sagte sie schließlich heiser, »daß Ihr Euch das denken könnt.«
    »Jaelot«, mutmaßte er. Grüne Augen, die ihr Herz wie ein scharfes Messer zu zerlegen drohten, senkten den Blick auf jene Hände, die zur Sonnenwende ein großes und freudiges Wunder gewirkt hatten, die ungezügelte Feier der Schönheit, durch einen Künstler, dessen verfluchtes Los die Freude zu einer Bedrohung hatte werden lassen.
    Für eine Weile erfüllte sein Schuldgefühl den Raum, hatte er sich doch durch seine Leidenschaft für die Musik dazu hinreißen lassen, seine tiefsten Grundsätze sorglos zu verraten. Dann sagte er: »Seid Ihr gekommen zu helfen oder zu hemmen?«
    Elaira schluckte, erschrocken über seine Direktheit. »Wißt Ihr das nicht?«
    Nun sah er auf, und in seiner angespannten Miene spiegelte
    sich Zorn, so furchtbar, daß es ihr unmöglich war, seinen Ursprung zu ergründen. »Was sollte ich denn wissen?« Sein Sarkasmus schmerzte sie. »Hat nicht Eures Ordens Schnüffelei in meinen persönlichen Angelegenheiten schon genug traurige Fakten hervorgebracht?«
    »Darüber kann ich nicht einmal Vermutungen anstellen. Mit den Geheimnissen des Ältestenrates bin ich nicht vertraut«, sagte Elaira. Sie war klug genug, sich nicht von seiner Gemütsverfassung aus der Ruhe bringen zu lassen, und ihr geschultes Auge erkannte die Verlagerung seiner Anspannung, während er ihr Urteil erwartete.
    Als sie keine Reaktion erkennen ließ, atmete er ein, um etwas noch Unverzeihlicheres zu sagen.
    Das duldsame, doch sarkastische Mienenspiel der Zauberin entwaffnete ihn, und die Bösartigkeit, die er zu nutzen pflegte, seine tiefsten Gefühle zu verbergen, schwand augenblicklich. Nun richtete er seine Aufmerksamkeit voll auf ihre Erscheinung, von dem schweren, kastanienbraunen Haar, daß sich aus den Bändern gelöst hatte, die seine Wildheit hatten

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