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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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umsponnen, ohne Aussicht auf Befreiung, saß die gnädige Frau Talith in dumpfem Elend auf der Bank, als ihr Bruder und der Major der Kopfjägerliga Etarras den Raum betraten und die Kunde überbrachten, daß der Herr der Schatten in zwei Städten des Ostens Chaos und Zerstörung angerichtet hatte.
    Lysaer lauschte reglos ihren Worten, doch war er nicht erstarrt vor Empörung, sondern erfüllt von einem mühevoll im Zaum gehaltenen, furchterregenden Zorn. Das Licht, das zum Fenster hereinfiel und sich in den goldenen Bändern seiner Ärmel spiegelte, zeichnete seine angespannten Konturen mit harten Kanten nach.
    »Mir liegen keine Berichte von den Stadtregenten vor«, beeilte Pesquil sich hinzuzufügen. »Aber die Gerüchte entstammen mehr als nur einer einzelnen Quelle, und weder Jaelot noch Alestron sind geeignete Orte, wilde Phantasiegeschichten hervorzubringen.«
    Größte Anspannung war in Lysaers Augen zu sehen, als er eine Reihe rascher Schlußfolgerungen vernehmen ließ. »Es sind beides Hafenstädte. Das muß ein Trick des s’Ffalenn sein, und er zieht mutwillig und rücksichtslos unschuldige Menschen in Mitleidenschaft.« Leidenschaft klang in seiner Stimme an, als er fortfuhr: »Sobald das Wetter es zuläßt, werden wir auf dem Seeweg um schriftliche Bestätigung nachsuchen. Endlich bekomme ich das Druckmittel in die Hand, daß ich brauche, um die Gilden von Tysan auf meine Seite zu ziehen. Die Bedrohung, die von diesem Mann ausgeht, ist unermeßlich, doch bis jetzt haben die Städte außerhalb Rathains keinen Beweis für diese Tatsache gesehen.«
    Pesquil spielte mit dem Knauf seines abgenutzten Schwertes, wobei er den Prinzen mit schelmischem Gesichtsausdruck betrachtete.
    »Erdane bietet Euch schon jetzt an, dreihundert Mann als Reserveeinheit zu schicken, sobald Beweise vorgelegt werden.«
    Energisch schlug Lysaer dem Anführer der Kopfjäger auf die Schulter. »Gut gemacht!« Nun rauschte er hinter seinen Schreibtisch, ergriff Pergament und Feder, und begann in aller Eile, einige Zeilen niederzuschreiben. »Wir werden in den nächsten Tagen viel zu tun haben. Ihr solltet wissen, daß Ihr Euch eine Belohnung verdient habt. Ich habe dem Mann, der mir als erster Nachricht vom Herrn der Schatten bringt, tausend Royal versprochen.«
    »Benutzt das Gold, die Soldaten zu entlohnen«, sagte Pesquil, dessen Gesicht plötzlich eine verlegene Röte zierte. »Eure Armeen, sind sie bereit?«
    Lordkommandant Diegan ergriff das Wort. »Die Männer sind mehr als bereit. Wenn sie den Befehl erhielten, würden sie sogar gegen Dharkaron persönlich zu Felde ziehen.«
    »Das Wetter wird uns auch nicht lange aufhalten«, fügte Lysaer hinzu. »Ein Drittel unserer Streitkräfte befindet sich bereits im Süden im Caithwald auf einem bezahlten Feldzug gegen die Barbaren. Die Neuigkeiten können wir durch Kuriere rasch weiterleiten, dann können diese Truppen sich direkt vom Caithwald aus gen Osten in Marsch setzen.«
    Schnell brachte er seine Absicht zur Kenntnis, daß er alle Würdenträger und Offiziere Etarras zu versammeln gedachte, ehe er herumwirbelte und sich dem zornigen Blick Taliths ausgesetzt sah, die sich selbst zurückgesetzt und vergessen glaubte.
    »Du wirst gewiß wünschen, dich nach der langen Reise frischzumachen«, schlug er vor.
    In der Falle wie ein Singvogel im Netz, mitgenommen von der unheimlichen, konzentrierten Anspannung, die Pesquils Neuigkeiten hervorgerufen hatten, erduldete Talith schweigend Lysaers Blick, der über ihre verschlossenen Züge und hernach über jedes Detail ihrer verschmutzten Kleider wanderte. Nun ergriff er ihre Hände und erkannte, wie kalt sie waren, und die Sorge ließ ihn weiter drängen. »Gewiß wirst du eine Kammerzofe benötigen. Warte im Vorzimmer. Mein Page wird dir dort eine Erfrischung reichen, und mein persönlicher Diener wird für ein Feuer sorgen. Wenigstens sollst du nicht frieren, bis ich eine passende Magd für dich gefunden habe.«
    Beleidigt und voller Zorn entzog ihm Talith ihre Hand. »Nein, danke, mein hochherrschaftlicher Prinz. Wenn du hier Pläne zu schmieden gedenkst, um deine Nemesis niederzumetzeln, so werde ich genau da bleiben, wo ich bin.«
    »Aber natürlich.« Lysaer strich eine gelockte Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Zu aufrichtig schien seine Fürsorge, als daß sie gönnerhaft wirken könnte. »Ich erwarte dich sogleich zurück, wenn du die Kleider hast wechseln können. Dies ist kein Männerreich, in dem die Frauen unwissend am Herd

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