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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schopf an Bord war der Dhirkens.
    »Er ist nicht da«, sagte Jieret gereizt. Das metallische Klirren des Messers, daß er zornig in das Holz der Reling gerammt hatte, hallte deutlich über das Schmatzen der Fluten hinweg.
    »Nein«, bellte Dhirken. Ihr schwarzer Zopf baumelte über ihren Rücken, als sie einen giftigen Blick nach oben sandte. »Verdammt sollt Ihr sein, meine Aufbauten anzukratzen, nur weil Ihr Euch ärgert, daß Euer Prinz sein Wort nicht gehalten hat. In meinem Lager ist genug Bier, Euren gekränkten männlichen Stolz zu pflegen, bis Ihr Verstand und Stehvermögen eingebüßt habt oder völlig von Sinnen in der Ecke liegt.« Im Bug des Bootes fing sie das Tau auf, das einer ihrer Matrosen ihr zugeworfen hatte, und zurrte das Beiboot kraftvoll an einer Klampe fest. Ihr Taklermesser leuchtete in der Sonne, als sie schließlich an Bord der Brigg zurückkletterte.
    Gekleidet in eine samtene, rote Kniehose, wie Männer sie zu tragen pflegten, und eine prachtvolle Weste mit Perlmuttknöpfen, hatte das Ereignis ihres Besuches einen Sturm wilden Geredes in dem kleinen Fischerdorf entfacht, in dem Arithon s’Ffalenn sie trotz ihrer Absprache versetzt hatte.
    Die Siedlung war gnadenlos einsam, die Ruhe weniger idyllisch denn vielmehr ein Zeichen der Unbeweglichkeit. Kleine Häuschen reihten sich aneinander, und auf dem beinahe verlassenen Marktplatz rottete in Fässern gelagerter Fisch in der Mittagshitze stinkend vor sich hin. Trotz des einschläfernden Rascheins der Palmwedel im steten Wind und dem Klappern tönerner Talismane, die die Iyats davon abhalten sollten, die brüchigen Fischernetze in ihre Bestandteile zu zerlegen, war Jieret nervös. Unruhig fragte er sich, warum sein Gebieter gerade diesen Ort gewählt hatte.
    Eine Erschütterung lief durch das Boot, als die Ruderer die Riemen einlegten. Ihr Kapitän, nun wieder auf Deck, sprach mit lebhafter Bosheit. »Filzläuse sollen Euren sprunghaften Prinzen fressen. Wenn er so leichtfertig mit seinem Wort ist, so weiß ich nicht, warum ich es nicht ebenso machen sollte. Von seiner Schmuggelware könnten meine Männer und ich leben wie die Maden im Speck.«
    Jieret befreite seine Klinge aus dem Holz und wich zurück, als Dhirken sich über die Reling beugte. »Wißt Ihr, wo wir Prinz Arithon finden können?«
    Dhirken verzog die Lippen zu einem bösartigen Grinsen. »Aye. Er ist in Innish so sagt es ein verhärmtes, blasses Weibsstück im Ort. Hat etwas mit einem Versprechen zu tun, dem die Ehre zu erweisen, er sich entschlossen hat.«
    »Werdet Ihr dorthin segeln?« drang Jieret weiter in sie.
    Steif wie ein Brett stand Dhirken mit gespreizten Beinen vor ihm und zuckte die Schultern. »Wenn ich es nicht tue, dann werdet Ihr auf Euren eigenen Füßen dorthin gehen, nicht wahr? Mit all seinen verfluchten Reichtümern auf dem Buckel? Ihr müßt Fusseln zwischen Euren Ohren haben, wenn Ihr glaubt, er wäre das wert.«
    Eine Pause trat ein, während der Wind durch die Bänder von Jierets Wams pfiff und seinen wirren roten Bart noch mehr zerzauste. Der tropische Himmel spiegelte sich in den haselnußbraunen Augen, die an einen weit entfernten Ort zu blicken schienen.
    Als Dhirken mit ihren Ringen gegen das Heft ihres Entermessers schlug, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, erklärte der Herzog des Nordens sachlich: »Wäre er nicht gewesen, ich würde heute nicht hier vor Euch stehen.«
    »Na, dann packt wenigstens den Dolch weg, ehe ihr ihn irgendwo anders reinrammt.« Eisern in ihrer Ablehnung loyaler Gefühlsregungen, wandte Dhirken sich ab, um die Ruderer des Bootes zu tadeln, die sich nun neben ihr an der Reling versammelt hatten. »Bezahle ich Euch etwa fürs Gaffen? An die Arbeit, holt das Boot rein!«
    »Wir segeln nach Innish.« Jieret grinste über die Klinge seines Messers hinweg. »Und sagt jetzt nur nicht, Ihr tätet es nur, um meinen armen, zarten Rücken zu schonen.«
    »Sollen die Filzläuse doch auch über Euch herfallen!« Dhirkens bösartiger Blick sengte sich irgendwo in des Herzogs Brust. »Euer königlicher Freund hat keine Karten für die Südküste zurückgelassen. Wenn Ihr die Tagundnachtgleiche nicht als Krabbenfutter auf irgendeinem Riff feiern wollt, dann betet lieber, daß wir in Shaddorn ein Handelsschiff finden, dem wir Karten abkaufen können.«
    Erzürnt genug, selbst die Luft zum Brodeln zu bringen, wandte sich der weibliche Kapitän um und jagte ihre Matrosen mit vulgären Schmähungen an ihre Arbeit

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