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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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zurückgelassen werden.« Er lächelte streng und klagte: »Du sollst schon zum Fest der Tagundnachtgleiche die Prinzessin von Avenor werden. Wie konntest du auch nur für eine Minute zweifeln? Die Verantwortung für die Verteidigung der Städte Atheras kann nicht allein auf meinen Schultern ruhen. Dein Platz während all der Kriegsräte wird nirgendwo anders als an meiner Seite sein.«
    Ausmanövriert und sprachlos neigte Talith den Kopf, raffte ihre schlammverkrusteten Röcke und stürzte Hals über Kopf aus dem Studierzimmer hinaus.
    Kaum war sie zur Tür hinaus, verlor sie die mühsam aufrecht gehaltene Fassung. Geschwächt und zitternd stützte sie sich an die gesägten Bretter der Korridorwände, während hinter ihr die schnell hervorgestoßenen, hart klingenden Worte Pesquils durch die Tür hinausdrangen. »Die Verpflegung wird das größte Hindernis sein. Wie viele erfahrene Leute könnt Ihr beim Einsetzen des Tauwetters aussenden, sich ihre Passage als Wagenzugwachen zu verdienen?«
    Es war offensichtlich, worauf der Major hinauswollte: wenn Lysaer Etarra wählte, seine Truppen aufzustellen, so mußte eine lange Reise durch Tysans unterhalten werden, die durch Städte führte, welche Lysaer noch nicht für seine Zwecke hatte gewinnen können. Noch vor der Erntezeit eine ganze Armee zu verpflegen, die den Kontinent durchqueren mußte, erforderte neben sorgfältiger Planung auch ein hohes Maß an Diplomatie. Engpässe in der Versorgung durften keinesfalls zu Zwischenfällen führen, die einer späteren Allianz im Wege stehen konnten.
    »Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen«, stimmte Lysaer zu. »Zumindest, bis wir Rathain erreicht haben.«
    Der größte Teil der Armee würde warten müssen, bis das Gras weit genug nachgewachsen war, als Futtermittel zu dienen. Die Straßen würden dann wieder trocken sein, und es würde dann auch nicht mehr die Gefahr bestehen, daß die Ochsenkarren in dem Schlamm steckenblieben, den das Tauwetter verursachen würde.
    »Diegan sagt, Eure Männer sind bereit«, schnitt Pesquil ein anderes Thema an. »Ich würde gern wissen, ob sie auch gut sind.«
    Lysaer antwortete mit verhaltener Begeisterung. »Wir haben viertausend Soldaten angeworben. Bis zum Sonnenuntergang bleibt uns noch eine Stunde. Laßt uns gehen und ihnen zusehen. Ich bin gespannt, ob ihre Leistungen Euch beeindrucken werden.«
    Als Talith seine Worte hörte, vertiefte sich ihre Verbitterung noch mehr. Wieder einmal mußte ihre Liebe hinter der großen Herausforderung zurückstehen, den Herrn der Schatten niederzuringen. Ihr Selbstbewußtsein konnte gegen Lysaer nicht standhalten, und ihr Zorn war kraftlos, verglichen mit ihrer endlosen Sehnsucht. Sie schlich davon, niedergeschlagen und gedemütigt von ihrem Elend, um Zuflucht in der Stille des Vorzimmers zu suchen.
    Pesquils letzte Frage folgte ihr auf ihrem Weg. »Ihr könnt Eure Armeen von hier bis nach Sithaer und wieder zurück bewegen. Es gibt nicht viel, was Euch aufhalten könnte. Aber wenn Ihr das Heer aufgestellt habt, wie wollt Ihr dann erfahren, wo Ihr den Herrn der Schatten stellen könnt?«
    »Vertraut auf meine Weitsicht«, entgegnete Lysaer mit stählerner Gewißheit. »Wenn die Zeit gekommen ist, ins Feld zu ziehen, dann werde ich die Mittel haben, das herauszufinden.«

 
Rendezvous
     
    Wie ein Geier, eingepfercht in einen Käfig, der für Finken passend gewesen wäre, überragte die Schwarzer Drache die zierlichen Hafenanlagen von Merior. Von ihren schwingenden Tauen bedrängt, schwankten die Boote der hinausgefahrenen Fischer in ihrem gewaltigen Schatten. Jieret Rotbart stützte sich auf die Reling und pulte die Hautfetzen von seiner Nase, die die kräftigen Strahlen der südlichen Sonne verbrannt hatten. Noch immer hielt er das federgeschmückte Messer in Händen, mit dem er sich gerade erst die Fingernägel geschnitten hatte. Obgleich er einen entspannten Eindruck machte, hielten die Seeleute, die gemeinsam mit ihm während des Winters aus dem Golf von Stormwell herabgesegelt waren, Abstand zu ihm. Der Bursche hatte kalte Augen und keinerlei Mitgefühl mit Narren, die ihm in die Quere kamen, wenn er von brodelnder Ungeduld erfüllt war.
    Unter heiseren Schreien stieg ein Möwenschwarm in die Lüfte, aufgeschreckt von dem Anblick, auf den Jieret gewartet hatte: Wie ein Raubfisch jagte das Beiboot der Drache unter dem Pullen erfahrener Ruderer durch die Gischt, um gleich darauf an der Leeseite der Brigg festzumachen.
    Der einzige schwarze

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