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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Fluches Desh-Thieres.
    Ein überladenes Boot, vollgepackt mit krakeelenden Radaubrüdern, tanzte am Heck des Schiffes über das Wasser. Lachend und brüllend schlugen sie, beleuchtet von wild flackernden Laternen, mit ihren Rudern kurz über der Wasseroberfläche gegen die Schiffswand und verlangten nach Almosen zu Ehren des Festtages. »Erbittet Euren Segen für die Nacht, guter Herr! Werft uns eine Münze herab. Oder wir kommen an Bord und vergnügen uns ein wenig mit Euch.«
    Eilends wich Jieret von der Reling zurück, die Hand fest um das Heft seines Dolches geschlossen. Er wagte es nicht, ihnen zu antworten, nicht einmal, um das Bettlergesinde davonzujagen; würde er als clangeborener Herzog in einer Stadt gefangengenommen, so würde man ihn in der Öffentlichkeit foltern und verstümmeln, bevor schließlich der Scharfrichter seine Arbeit verrichten würde.
    Während die Suffbrüder bei dem verzweifelten Versuch, ihr Boot längsseits zu bringen, mit ihren Riemen um sich schlugen, hielt er sein Messer mit festem Griff und wog im Geiste die hoffnungslosen Chancen ab, lange genug am Leben zu bleiben, um seinem Gebieter die Kunde von Lysaers Armeen zu überbringen.
    Mittschiffs klirrte etwas in der Kombüse. »Dreckige Dämonenplage!« Der stämmige Koch kam an Deck, einen Kessel in den fleischigen Händen. Zornig starrte er auf die herumlungernden Lebemänner hinunter, die sich mit einem Weinschlauch vergnügten, während sie darum stritten, wer zuerst das Schiff entern sollte.
    Wie zu einem grimmigen Salut schwang Jieret seine Klinge, während unter ihnen Lose gezogen wurden. Unter dem Klatschen fehlerhaft geführter Ruder und den obszönen Rufen ihrer Kameraden, mühten sich die beiden Trunkenbolde, die die kurzen Strohhalme gezogen hatten, schwankend auf die Beine und suchten an der Bordwand nach Halt.
    »Schaut nur wie sie funkeln, die Schwuchteln. Mächtig viele Juwelen für einen Verein, der nach milden Gaben heult.« Mit seelenvollem Blick wandte sich der Koch Jieret zu. »Den Sauspieß werdet Ihr nicht brauchen, Mann. Dies Schiff, das die Kerle heimzusuchen gedenken, ist die Drache, und unsere Dhirken mag keine Besucher.« Gänzlich pragmatisch im Umgang mit dem Problem, hob er seinen Kessel hoch und kippte einen gleißenden Regen heißer Suppe über Bord.
    Ein Schrei, noch einer, ein heftiges Plätschern, gefolgt von einem Durcheinander übler Flüche; das Boot, dessen wenig glückliche Insassen in Hühnerbrühe gebadet waren, schaukelte davon. Von seiner edlen Kleidung herab gezerrt, schrie jener Trunkene, der über Bord gegangen war, wild um sich schlagend um Hilfe. Angewidert blickte der Koch auf das Spektakel herab. »Wollen wir wetten, wie lange er versuchen wird zu schwimmen, bis er dieses Monstrum von einem Hut abwirft?«
    Angespannt wie Eisendraht, halb zusammengekauert, schwieg Jieret, als der Bug eines Leichterschiffes seinen Schatten über den Schwimmer warf.
    »Ach, verdammt! Wir müssen die Bedingungen ändern«, krächzte der Koch sachlich, als der Bootsmann des vorbeifahrenden Leichterschiffes dem Opfer die Hand reichte und so seine Hoffnungen zunichte machte. »Sagen wir, fünf Silberstücke, daß es dem Leichterschiff nicht gelingt, die Kais zu erreichen, ohne sich in einer Ankerkette zu verfangen und zu kentern.«
    Doch auch dieses Mal antwortete Jieret Rotbart nicht. Über den Lärm der verbrühten Nachtschwärmer hinweg, inmitten des Durcheinanders unzähliger Stimmen, die vom Hafen herüberhallten, hatten seine in den Wäldern geschulten Sinne jene eine Stimme herausgefiltert, die er aus längst vergangenen Zeiten kannte.
    Auch der Koch war keineswegs so amüsiert, wie es den Anschein gehabt hatte. »Haltet Euch wacker. Unser Kapitän ist zurück.«
    Unter dem gleichmäßigen Schlag der Riemen glitt ein Boot durch den Lichtschein der Lampen des Leichterschiffes. Die Mannschaft kehrte den Schlag um, und das Gefährt glitt sacht in den Schatten am Rumpf der Schwarze Drache. Der Koch packte seinen Suppentopf weg und warf ein Tau herab. Nur Sekunden später kletterten die Seemänner, heftig über aufgeschürfte Knöchel und allerlei Prellungen fluchend, doch mit einem unverkennbar triumphalen Unterton, an Bord.
    »Aber liebe gnädige Frau, eine kurze Nachricht hätte doch gereicht, mich herbeizuholen«, konterte soeben eine kraftvolle, feste Stimme; eine Stimme, die gelernt hatte, die Sprache der Städter nachzuahmen; eine Stimme, die weit lebhafter und sorgloser klang, als jene Stimme aus

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