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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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übergeht.«
    Lächelnd erhob er sich. Anders als bei jenem früheren Eid gegenüber Jierets Vater, der ihm jeglichen Frieden geraubt hatte, blieb er nun ganz ruhig, und niemand der anwesenden Zuschauer wußte, daß ein Blutpakt, geschworen unter dem vollen Einfluß seiner magischen Fähigkeiten, ihn bereits für das ganze Leben mit dem nun erwachsenen Knaben vor ihm verband und ihrer beider Schicksal weit stärker miteinander verknüpfte.
    Der Herr der Schatten eignete sich für die nun folgende Besprechung den Kartenraum an. Mit Worten, die um Freundschaft warben, bat er auch Dhirken, sich zu ihnen zu gesellen.
    »Was ist mit dem fetten Propheten?« fragte der Kapitän. Trotz ihres heftigen Dranges, davonzusegeln, blieb sie in der Enge des Kajütganges doch so kühl und hart wie Granit. »Meine Leute haben ihn in einem Bordell entdeckt. Ich könnte meinen Maat schicken, ihn herzuholen.«
    Nur eine Silhouette vor dem Fenster im Heck des Schiffes, winkte Arithon ab. »Laßt Dakar warten. Ich werde den Hafen von Innish so oder so morgen früh verlassen. Es wird reichen, ihn in der Morgendämmerung aus den Federn zu zerren.«
    Dhirkens Diener entzündete die Hängelampen, ehe er geräuschlos den Raum verließ und die Tür ins Schloß zog.
    Nun, da die Schatten gebannt waren, sah der Prinz von Rathain keine Stunde älter aus als an jenem Tag, an dem er den Strakewald verlassen hatte. Seinerzeit ausgezehrt, von Gefahren umzingelt wie jeder der Überlebenden der Clans, strahlte er nun eine beherrschte Ruhe aus, die von unüberwindbarer Gelassenheit kündete. In den eleganten Bardengewändern mit all dem Silber und Onyx, dem Hemd, das sich eng an seine Handgelenke schmiegte, saß er nun am Tisch und faltete die Hände, die unversehrt schienen. Nur an den Fingerspitzen hatte seine Musik Narben und Schwielen hinterlassen. Das Messer des Knaben, das er an einem Grabeshügel in Deshir entgegengenommen hatte, dürfte zu nichts anderem gedient haben, als dazu, die Lyranthe zu stimmen, vorausgesetzt, er hatte das Geschenk nicht so oder so vergessen.
    In seiner Meisterbardenmiene gab es nicht den kleinsten Hinweis auf jene skrupellose, grausame Strategie, gesponnen aus Magie und Schatten, die er einst angewandt hatte, die Clans von Rathain davor zu schützen, durch die Waffen etarranischer Soldaten ausgerottet zu werden.
    Entmutigt und verunsichert mußte Jieret sich eingestehen, daß er seinen Prinzen möglicherweise gar nicht kannte, und er wählte einen Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Nicht nur seine Größe, auch seine Kleider unterschieden ihn nur allzu deutlich von seinem Herrscher. Schmucklos trug er sein Wams aus Rehleder, dessen Schnüre keinen Sonnenstrahl reflektieren und kein unbeabsichtigtes Geräusch verursachen würden. Verzehrend ruhte der Blick seiner haselnußbraunen Augen auf der hochwohlgeborenen Präsenz, während sein rotes, windzerzaustes Haar, das dem seiner Mutter so sehr glich, in wilden Locken über breite, männliche Schultern fiel.
    Dhirken lümmelte sich vor dem Schott. Beinahe so sehr außer Fassung wie eine Katze in einem Gewitterschauer, lauschte sie in stillem Groll, wie der Herzog begann, seinen Prinzen dazu zu drängen, den zurückgelassenen Herrschaftsanspruch erneut geltend zu machen.
    »Lysaer versammelt Streitkräfte um sich, um mit einem Kriegsheer gegen Euch zu Felde zu ziehen. Trotz Caolles Bemühungen sind die Nachrichten über Eure Taten in Jaelot durchgedrungen und haben inzwischen den Gouverneur von Etarra erreicht.«
    »Das war unumgänglich«, sagte Arithon. Beinahe schwarz schienen seine weit geöffneten grünen Augen im Lampenschein. Qualvoll konzentriert fuhr er fort: »Jieret, welchen Preis hast du für ein paar Monate des Aufschubs bezahlt? Wie viele Menschen mußten sterben?« Seine Frage bezog sich nicht auf gefallene Clanmänner. Unter dem schrecklichen, scharfen Blick blieb Jieret ebenso standhaft im Angesicht unausweichlicher Notwendigkeiten, wie es sein Vater vor ihm stets gewesen war. »Mein Kriegerhauptmann wird das wissen. Ich bin abgereist, bevor die Katastrophe zu Jaelot bekannt wurde, um Euer Hoheit aufzusuchen und Euch zu berichten. Doch weder war, noch ist es ein Punkt, wie viele Menschen sterben mußten. Diese Armeen bedeuten für meine Clans, Eure Getreuen, den Tod. Ich will wissen, ob ich auf Eure Hilfe zählen kann, um so viele meiner Männer wie möglich zu retten.« Er unterbrach sich, und die Fäuste auf dem Tisch spannten sich zu einem

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