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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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dem bewaldeten Heim seines Vaters, die noch immer durch Jierets Erinnerungen hallte.
    Dhirken brach in derbes Gelächter aus. »Das war die Abrechnung für die Kielwassertaverne, Prinz. Ich habe meinen Männern freie Hand gelassen, zu tun, was immer sie für nötig hielten, um Euch an Bord zu schaffen.«
    »Tja, nun«, sagte Arithon s’Ffalenn, der sicheren Fußes auf den Planken des Bootes stand. Dann, ohne sich des Zuhörers über ihm bewußt zu sein, fügte er lachend hinzu: »Meine Gönner in Innish fanden wenig Gefallen an der Mannschaft der Schwarze Drache. Ich habe mich trotzdem an mein Versprechen gehalten und bin nicht eine Sekunde vor Mitternacht gegangen, aber es wird einige Tavernen geben, die von nun an nie wieder dieselben sein werden wir vorher.« Mit zarten, ungeschmückten Fingern griff er nach der Reling, um sich an Bord des Schiffes zu hieven, und das Licht einer halbverdeckten Bordlaterne strich über sein sauberes, schwarzes Haar und die hageren, listigen Züge eines Gesichtes, welches sich während der zurückliegenden sieben Jahre nicht verändert hatte.
    Jieret drängte sich durch die Meute der Seemänner hindurch, kniete nieder und senkte den Kopf vor jenem Mann, den er das letzte Mal am Grab seiner niedergemetzelten Eltern gesehen hatte. »Mein Gebieter, Herr über Rathain.«
    Die Zeit schien stehenzubleiben.
    Arithons Finger klammerten sich an das feingemaserte Holz. Der Atem entwich seinen Lungen, als läge ein erdrückendes Gewicht auf seiner Brust. Der junge Mann, der vor ihm auf Deck kniete, hätte, betrachtete man den Kummer auf seinem bleichen Antlitz, ein fleischgewordener Geist sein können. Für einen winzigen Augenblick der Erstarrung wich Arithon unwillkürlich und furchtsam vor der Pflicht zurück, die ihn erwartete.
    Dann war es die unerträgliche Ahnung selbst, die diesem Moment ein Ende setzte.
    Der Herr der Schatten zog sich über die Reling und hieß den Herzog mit einer Leidenschaft willkommen, die jegliche Hemmungen sprengte. »Jieret!« Er packte den jungen Mann an den Handgelenken und zerrte ihn wieder auf die Füße, ziemlich erstaunt, als der Herzog, den er zuletzt als zwölfjährigen Knaben gesehen hatte, sich vor ihm zu voller Größe aufrichtete und ihn wie einen Zwerg dastehen ließ. »Bei Ath, Mann! Caolle muß stolz auf dich sein. Du bist zu einem wahren Ebenbild deines Vaters herangewachsen.«
    Jieret blinzelte mit verdächtig leuchtenden Augen. Die Freude, vermengt mit dem absonderlichen Schock, daß dieser Prinz vor ihm noch immer der Gestalt seiner Erinnerungen entsprach, trieb ihm die Röte ins Gesicht. »Euer Hoheit, noch vor dem nächsten Winter werde ich das Alter erreicht haben. Ich bitte Euch um die Gefälligkeit, nun meinen formellen Treueschwur entgegenzunehmen. Die Neuigkeiten, die ich Euch mitzuteilen habe, lassen keinen weiteren Aufschub zu.« Mit beiden Händen streckte er Arithon den alten, federgeschmückten Dolch entgegen, den er einst von dem blutigen Schlachtfeld im Strakewald getragen hatte.
    Ungeschützt vor Dhirkens neugierigen Blicken, angerempelt von den Matrosen der Drache, nahm Arithon mit einem Ausdruck des Erkennens die Klinge entgegen. Zarte Finger, sensibilisiert von den Saiten der Lyranthe, ertasteten die Kerben jahrelangen Gebrauchs. Als fühlte er noch immer Vibrationen der Hiebe, die dieser Stahl ausgeführt hatte, spürte das Leben, daß sich aus jeder Wunde ergoß, die er gerissen hatte, sagte er: »Mein ist die Ehre, Herzog des Nordens.«
    Unter völliger Mißachtung der Tatsache, daß diesem Augenblick nichts Intimes anhaftete, gleich vor den Augen der sprachlos staunenden, hartgesottenen Männer, die nichts über die Gebräuche wußten, die von den alten Hohekönigen gepflegt worden waren, kniete der Mann von altem, königlichem Blute vor seinem zukünftigen Vasallen nieder. Mit klarer Stimme und der geschulten Aussprache eines erfahrenen Sängers sprach Arithon den traditionellen Eid eines Prinzen und Thronerben gegenüber einem Getreuen, den Eid, der einen Pakt gegenseitigen Schutzes besiegelte und dessen letzte Zeilen lauteten: »Für die Gabe loyaler Pflichterfüllung, Herzog Jieret s’Valerient, mir die Bürde des Schutzes; Eurer Treue soll meine Seele verpflichtet sein bis hin zu meinem letzten Tropfen Blut und meinem letzten Atemzug. Dharkaron ist mein Zeuge. Nehmt diese Klinge als Zeichen meines Vertrauens wieder an Euch und wisset, daß mein königlicher Segen mit Eurem reinen Stahl auf Euch

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