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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Gerne hätte sie noch einen weiteren Schluck genommen, aber Conrad nahm ihr die Flasche entschieden ab und steckte ihr erneut das Stück Holz in den Mund. Nur widerwillig biss Jana darauf, es gab noch so viel, was sie Conrad sagen musste. Er schuf unnötige Probleme, indem er sich mit dem Schiffsarzt maß. Aber der nächste Stich lähmte ihre Gedanken, und Jana vergaß ihr Vorhaben, mit Conrad zu schimpfen. Sie biss auf das Holz und wünschte, sie hätte mehr von dem Branntwein getrunken.
    Nachdem Conrad Janas Wunde so sorgfältig verbunden hatte wie unter den gegebenen Umständen möglich, kümmerte er sich um Servante. Er entfernte den großen Holzstecken mit den bloßen Fingern und die kleineren Splitter mit einer Pinzette. Inständig hoffte er, dass er alle Teile erwischt hatte.
    Er sah sich nach Rodriguez um, konnte ihn aber nicht finden. Wahrscheinlich hatte er sich irgendwo unter Deck oder in der Kajüte des Kapitäns verschanzt. Also widmete Conrad sich auch den anderen Matrosen und versorgte deren Wunden, wusch sie aus, vernähte sie, renkte den gebrochenen Arm wieder ein und stellte ihn mit einer Schiene ruhig. Als er fertig war und seine Instrumente ordentlich verpackt hatte, stand die Sonne schon tief im Westen. Er hatte den ganzen Tag über gearbeitet, ohne an Essen oder Trinken zu denken. Nun knurrte sein Magen. Jana und Servante waren in einen heilsamen Schlaf gefallen, während Conrad sich auf den Weg zur Küche machte. Er wollte sehen, was er noch bekommen konnte. Vor dem Achterdeck hockten zwei Matrosen und flickten ein kaputtes Segel. Sie unterhielten sich lautstark über die Gefangenen.
    Der Kleinere der beiden meinte: »Alle Gefangenen haben überlebt, weil irgendwer ohne die Erlaubnis des Kapitäns die Tür zum Laderaum geöffnet, geschlossen und dann rechtzeitig wieder geöffnet hat. Es heißt, ein paar von ihnen wären sonst erstickt.«
    »Der Kapitän sollte dem Mann, der das getan hat, dankbar sein, schließlich sind die Schwarzen seine kostbarste Ware«, antwortete der Größere. Er hatte nur noch acht Finger, konnte aber immer noch geschickt mit Nadel und Faden umgehen.
    »Im Lagerraum war Zwieback, und der ist jetzt verdorben, weil er nass geworden ist. Wenn wir noch ein oder zwei Tage für die Reparaturarbeiten am Schiff brauchen und die Fahrt länger dauert, haben wir nicht genug zu essen an Bord. Bedenk nur, dass wir diesmal kein Vieh mitgenommen haben«, murmelte der kleine Matrose mit dem faltigen Gesicht eines Greises.
    Das gefiel auch dem anderen nicht, und er hob besorgt den Kopf: »Wenn du mich fragst, war es ohnehin eine Sauerei vom Kapitän, kein lebendes Vieh mitzunehmen. Der Mann kann den Hals nicht voll genug kriegen, dabei hat er schon bei der letzten Fahrt einen Riesenbatzen Gold verdient.«
    Der Matrose mit den fehlenden Fingern zuckte mit den Schultern: »Auf alle Fälle wird Valdiva nach einem Schuldigen suchen.«
    »Aber wer ist so dumm und versucht, das Leben von Sklaven zu retten?«
    »Vielleicht der Proviantmeister? Der hat doch zugestimmt, dass die Männer mehr zu trinken bekommen, weil er Angst hatte, sie könnten verdursten.«
    »Der ist tot.«
    »Umso besser, dann braucht der Kapitän niemanden bestrafen.«
    In dem Moment bemerkte der ältere der beiden Conrad. Augenblicklich schwieg er. Der Tratsch der Seeleute war nicht für Passagiere bestimmt. Conrad ging weiter zur Küche, wo Rico eine Essensration für ihn aufgehoben hatte und ihm nun die Holzschüssel mit kalten Bohnen und steinhartem Brot reichte, in dem eine ganze Armee von Käfern wohnte. Conrad schloss die Augen beim Essen und schob jeden Bissen von einer auf die andere Seite im Mund, in der Hoffnung, dass das Brot weicher wurde und er sich keinen seiner kostbaren Zähne ausbiss. Als sein Hungergefühl einigermaßen nachließ, gab er Rico die Schüssel zurück und ging wieder an Deck. Er legte sich zu Jana und breitete seinen immer noch feuchten Mantel über ihnen aus. Jana seufzte zufrieden, als sie seine Wärme spürte, und rückte näher zu Conrad. Kaum hatte er seine Augen geschlossen, schlief er ein.
    Am nächsten Morgen weckte nicht die aufgehende Sonne, sondern lauter Tumult die beiden. Jemand versetzte Conrad einen Fußtritt gegen die Rippen, so dass er zuerst gegen Jana und dann gegen die Balustrade schlitterte.
    Benommen öffnete Jana die Augen und sah, wie Rodriguez sich breitbeinig vor Conrad aufbaute und erneut zu einem Fußtritt ausholte. Im letzten Augenblick überlegte er es sich

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