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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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anders und ließ stattdessen die Peitsche, mit der er gewöhnlich die Sklaven übers Schiff trieb, so laut auf die Dielen des Decks knallen, dass sämtliche Männer an Deck munter waren.
    »Steh auf!«, schrie Rodriguez, neben ihm standen Valdiva und drei andere Seemänner.
    Verwirrt rieb sich Conrad die Augen, er schien die Szene für einen schlechten Traum zu halten. In dem Moment traten zwei kräftige Matrosen rechts und links an seine Seite und zerrten ihn unsanft auf die Füße. Conrad protestierte lautstark.
    »Was ist passiert?«, fragte Jana.
    Rodriguez schnaufte verächtlich: »Euer Mann hat sich den Befehlen des Kapitäns widersetzt und ohne Erlaubnis die Türen zu den Laderäumen geöffnet, um die Sklaven zu befreien.«
    Conrad versuchte sich aus dem Griff der Matrosen zu befreien, aber erfolglos.
    »Lasst mich los«, knurrte er verärgert. »Ich habe keine Ladetüren geöffnet. Wie hätte ich das tun sollen? Sie sind versperrt, und ich besitze keinen Schlüssel.«
    »Man hat Euch in der Nacht des Unwetters an Fermosas Seite gesehen. Der Mann hatte einen Schlüssel, aber als wir ihn in ein Leichentuch einnähen wollten, hatte er ihn nicht mehr.«
    »Dann muss er ihn verloren haben«, sagte Conrad sichtlich genervt. Er war sich der Gefahr, in der er sich befand, nicht bewusst. Auf seinem Gesicht spiegelten sich Ärger und Verachtung wider, aber keine Spur von Angst. Er sah aus, als würde er den Männern am liebsten ins Gesicht spucken.
    Nun trat auch Kapitän Valdiva zu ihm. Sein hoher Hut hatte den Sturm unbeschadet überstanden. Die bunten Federn ragten immer noch steil in den Himmel.
    »Als Kapitän bestimme ich die Gesetze auf dem Schiff. Ich kann Ungehorsam nicht dulden. Wer gegen meine Regeln verstößt, muss bestraft werden, sonst geht die Moral der Mannschaft über Bord, und niemand von uns kommt lebend in Trinidad an.«
    »Ich habe aber gegen keine Eurer Regeln verstoßen, mögen sie mir auch noch so unsinnig erscheinen«, zischte Conrad wütend.
    Jana schloss verzweifelt die Augen. Konnte Conrad denn nie seine Gedanken für sich behalten?
    »Es steht Euch nicht zu, über meine Regeln zu urteilen«, sagte Valdiva so leise, dass nur die ihn hören konnten, die ganz nah bei ihm standen. Dann fuhr er deutlich lauter fort: »Um meiner ganzen Mannschaft zu zeigen, was mit Männern passiert, die sich meinen Befehlen widersetzen, werde ich Euch auspeitschen, in Ketten legen und in den Laderaum werfen lassen.«
    Janas Herz setzte für einen Moment aus, sie schrie laut: »Das könnt Ihr nicht machen. Mein Mann hat die Türen nicht geöffnet, ich kann es bezeugen. Er hat bloß versucht, dem Proviantmeister zu helfen, aber es war zu spät. Der Mann war bereits tot, als Conrad zu ihm kam.«
    »Weshalb er den Schlüssel an sich genommen und damit die Türen zum Laderaum aufgesperrt hat«, ergänzte Rodriguez zufrieden.
    »Unsinn!« Conrad schüttelte den Kopf, dass ihm seine rotblonden Haare in die Stirn fielen.
    »Niemand an Bord hätte etwas getan, um die Schwarzen zu retten, außer Euch.« Der Schiffsarzt grinste selbstgefällig.
    »Das stimmt nicht«, warf Jana ein. Sie versuchte aufzustehen, doch bei der geringsten Bewegung fuhr ein Schmerz in ihren Unterarm, und ihr wurde schwarz vor Augen. »Don José Fermosa lag das Wohl der Sklaven ebenfalls am Herzen.«
    »Der kann aber nichts mehr zu seiner Verteidigung sagen. Er ist tot!« Die Peitsche glitt durch Rodriguez’ Hand wie das Lot des Steuermannes. Jana fragte sich, ob der Schiffsarzt das Auspeitschen übernehmen würde.
    »Was hier gerade vorgeht, ist völlig absurd und gleicht dem billigen Possenspiel auf einem Jahrmarkt!«, sagte Conrad fassungslos. Er verdrehte genervt die Augen und starrte in den Himmel.
    In dem Moment mischte sich Servante ins Gespräch ein. Der Lotse lag in einigem Abstand zu Jana an Deck und hatte alles mit angehört. Er richtete seine Worte an den Kapitän.
    »Ihr könnt einen Mann nicht verurteilen, wenn es keine Beweise für seine Schuld gibt. Doktor Pfeiffer hat mich und zwei weitere Matrosen behandelt, weil Rodriguez in seiner gekränkten Eitelkeit keinen Finger gerührt hat.«
    »Wie könnt Ihr es wagen …« Rodriguez machte einen Schritt auf Servante zu. Immer noch hielt er die Peitsche drohend in der Hand.
    »Was habt Ihr vor?«, fragte Servante provokant. »Wollt Ihr zuschlagen?«
    »Ruhe«, donnerte der Kapitän. Seine tiefe, mächtige Stimme ließ alle verstummen. »Der Schiffsarzt hat Pfeiffer gesehen, wie er sich

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