Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
Vom Netzwerk:
fürchtete sich vor der Zeit ohne Alkohol. Sobald er über mehrere Tage hinweg nüchtern war, holten ihn die Bilder der Vergangenheit ein. Bilder, die er nicht ertragen konnte. Auch wenn Tom und Julia ihn deshalb verachteten. Er brauchte das Aqua Vitae. Richard schloss die Augen und zitterte, denn ein kühler Nachtwind frischte auf. Auch gegen die Kälte würde der Inhalt seiner Flasche helfen. Das regelmäßige Atmen neben ihm verriet, dass Tom schlief. Richard konnte nicht anders, er holte die Flasche aus seiner Tasche. Gierig entkorkte er sie. Augenblicklich beruhigte ihn der scharfe, wohltuende Geruch. Zitternd hielt er die Flasche an den Mund und trank einen Schluck. Nur einen, schließlich musste er den Inhalt gut einteilen. Aber kaum hatte er den einen Schluck gemacht, wollte er einen weiteren und dann noch einen. Das warme, weiche Gefühl, das ihm für kurze Zeit Ruhe brachte, stellte sich erst ein, als die Flasche halb leer war. Dann schlief er ein.
    Als er wenige Stunden später aufwachte, hatte Tom seinen Mantel über ihn gebreitet. Trotz aller Vorwürfe schienen seine väterlichen Gefühle für Julia auch Richard mit einzubeziehen. Während ihm die Augen wieder zufielen, erinnerte er sich daran, dass Tom ihm nicht verraten hatte, was er mit dem Gold machen wollte.

An Bord
der Santa Lucia,
    November 1618
    Es dauerte einige Stunden, bis Conrad begriff, was passiert war. Zuerst hatte er alles für einen schlechten Scherz gehalten und darauf gewartet, dass Valdiva wieder zur Vernunft kommen und ihn aus seinem Gefängnis befreien würde, aber nichts dergleichen geschah. Als sich am nächsten Tag die Tür zum Lagerraum wieder öffnete, war es Rico, der eintrat und sowohl Conrad als auch dem gefesselten Sklaven eine Schüssel voll Bohnen und einen Becher schalen Wassers brachte.
    Fassungslos über den Verlauf der Dinge hockte Conrad in seinem engen Gefängnis und horchte auf die Geräusche, die von Deck zu ihm drangen. Er hörte Stimmen, konnte aber nicht verstehen, was gesagt wurde. Conrad lauschte auf das Getrippel der Ratten, die er zwar nicht sehen konnte, deren Rascheln ihm aber verriet, dass sie von einer Ecke des Raums zur anderen huschten. Sobald sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, starrte er auf die dunklen Balken und zählte die Rillen und Ringe im Holz. Er selbst erhielt zweimal am Tag Wasser, der schwarze Gefangene nur einmal. Außerdem bekam er auch weiterhin seine übliche Ration Essen und Wein. Jedes Mal, wenn Rico Nahrung brachte und die Tür für einen Moment offen stand, sah Conrad die Sonne oder die Sterne am Himmel. Auf diese Weise konnte er mitzählen, wie lange er schon hier unten hockte. Anfangs fand er den Gestank in dem Loch fast unerträglich, aber mit der Zeit bemerkte er ihn nicht mehr. Auch der ständige Brechreiz ließ langsam nach. Seine Augen lernten die kleinen Lichteinfälle zwischen Tür und Türstock zu nutzen und sich im winzigen Raum zurechtzufinden.
    An der hinteren Wand lag der schwarze Gefangene, rechts von ihm standen zwei alte Truhen und links davon ein kaputtes Fass.
    Man hatte ihm bloß mit einem Seil lose die Füße zusammengebunden. Bereits nach den ersten Stunden hatte er sich davon befreit und den Strick zur Seite gelegt. Er war davon überzeugt, dass Valdiva wusste, dass er nicht mehr gefesselt war. Anfangs hatte er sich die Mühe gemacht, sich das Seil über die Knöchel zu legen, sobald sich Schritte der Tür näherten. Aber seit Rico ihn ohne Seil überrascht und nicht reagiert hatte, verzichtete Conrad auf die Scharade.
    Er hoffte inständig, dass Jana ihn besuchen würde, und quälte sich mit der Frage, ob sie gut behandelt wurde. Auch ihr Unterarm bereitete ihm Sorgen. Ob die Wunde ordentlich verheilte? Nach einer Woche musste jemand die Fäden entfernen. Rodriguez konnte das ganz sicher nicht. Allein die Vorstellung, dass der Spanier mit dem glänzend schwarzen Haar Janas Arm anfasste, brachte Conrad in Rage. Ihm hatte er diese missliche Lage zu verdanken. Nie hätte er gedacht, dass er als Gefangener in einem Laderaum landen würde. Die ganze Situation war völlig verrückt. Direkt vor seiner Nase kroch ein Wurm einen Balken entlang. Das Tier zog seinen Körper zusammen, krümmte sich und streckte sich wieder aus. Conrad war von den Bewegungen des Tiers gefesselt und beneidete den Wurm, der mühelos unter der Tür durchkriechen konnte, wenn er wollte. Aber das Tier schien sich hier in der feuchten Dunkelheit wohl zu fühlen. Langsam

Weitere Kostenlose Bücher