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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Jana sich unwissender vor. Auch nach wochenlanger Reise hatte sie vom Leben auf hoher See nicht die geringste Ahnung.
    »Die rote Fahne symbolisiert den Kampf auf Leben und Tod. Das heißt, sie haben vor, uns alle umzubringen.« Jeder Humor war aus Servantes Stimme gewichen.
    »Und die schwarze Flagge?«, wollte Jana wissen.
    »Die gibt uns Grund zu Hoffnung. In der Regel haben Piraten kein Interesse an aussichtslosen Kämpfen, alles, was sie wollen, ist Beute. Leider haben wir außer den Sklaven nichts an Bord, und an denen haben die Piraten kein Interesse.«
    »Warum denn nicht? Sie können sie doch ebenso verkaufen, wie Valdiva es vorhat.« Plötzlich wirkten die drei Boote viel bedrohlicher als noch vor wenigen Minuten.
    »Piraten halten keine Sklaven. Viele von ihnen waren selbst einmal welche. Der Rest von ihnen besteht aus ehemaligen Sträflingen und Gesetzesbrechern. Keine Männer, die man zum Sonntagsnachmittagstee einlädt. Aber wir werden sie bald kennenlernen. Sie nähern sich dem Schiff mit einer Affengeschwindigkeit …«
    Servante wurde von Valdiva unterbrochen, der seiner Mannschaft Befehle zubellte. »Jeder Mann bewaffnet sich. Musketen, Messer, Prügel … Ganz egal, was ihr finden könnt.«
    Noch bevor er ausgesprochen hatte, stürzten die Männer los und rasten kopflos über Deck, in der Hoffnung, Gegenstände zu finden, mit denen sie sich verteidigen konnten. Aber das Schiff war ein Handelsschiff, es verfügte über keine Kanonen und nur wenige Schusswaffen, es war nicht für einen Kampf ausgestattet. Jana überlegte, ob sie sich auch nach einer Waffe umsehen sollte, aber viel wichtiger erschien es ihr, Conrad zu befreien. Sie hob ihre Röcke und lief zum Lagerraum. Auf halbem Weg wurde sie von Rodriguez am Arm festgehalten.
    »Ihr werdet weder Euren Mann noch den schwarzen Sklaven befreien«, herrschte er sie an.
    »Macht Euch nicht lächerlich. Jeder Mann zählt. Wir sollten alle Sklaven befreien, damit sie uns im Kampf helfen.« Sie wollte sich aus seinem Griff winden, aber Rodriguez’ Finger bohrten sich schmerzhaft in ihren Oberarm. Bis jetzt hatte sie immer geglaubt, dass der Mann bloß eifersüchtig war, jetzt zweifelte sie an seinem Verstand.
    »Wenn Ihr Euch dem Lagerraum auch nur einen Schritt nähert, schneide ich Euch die Kehle durch.« Wahnsinn blitzte in seinen Augen auf, und Jana war davon überzeugt, dass er nicht ganz richtig im Kopf war.
    Sie wollte Servante oder einen der anderen Männer um Hilfe rufen, aber niemand achtete auf sie.
    »Sie haben uns erreicht!«, schrie einer der Männer mit schriller, sich überschlagender Stimme. Ein Ruck ging durch das Schiff. Jana drehte sich zum Heck. Sie konnte nur die blutrote Fahne der Gegner vor dem strahlend blauen Himmel sehen. Die Szene wirkte unwirklich. Endlich ließ Rodriguez sie los, und Jana machte einen Satz vorwärts, den Blick immer noch zum Heck gerichtet. Drei Männer kletterten über die Reling. Zwei hatten dunkle Hautfarbe, sie alle trugen Messer zwischen den Zähnen. Einer von ihnen schleppte einen Sack mit sich, den er nun öffnete und ausschüttelte. Feiner Staub breitete sich aus. Der Wind blies das helle Pulver direkt in die Augen der Männer, die sich gegen die Angreifer verteidigen wollten. Sie heulten auf, ließen die Waffen fallen, gingen in die Knie und hielten sich die Hände vor die Augen.
    »Verdammt«, schimpfte Rodriguez. »Ungelöschter Kalk.«
    Als Apothekerin wusste Jana, was es bedeutete, ungelöschten Kalk in die Augen zu bekommen. Die Männer würden allesamt erblinden. Sie nutzte Rodriguez’ Unaufmerksamkeit und stürzte davon. In dem Moment kletterten weitere Männer an Bord und machten dabei einen infernalischen Lärm. Sie brüllten so laut, dass die gesamte Mannschaft erschrocken erstarrte. Einer der Piraten durchschlug die Fallen, jene Taue, die die Rah des Schiffs hielten. Im nächsten Moment fiel die gesamte Takelage von den Masten und begrub die Mannschaft. Rodriguez wurde von einem Rundholz getroffen. Jana hatte Glück, es war bloß fester Segelstoff, der auf ihr landete und sie zu Boden riss.
    Verzweifelt versuchte sie, den schweren Stoff von ihrem Körper zu ziehen, aber ohne Erfolg. Das schneidende Geräusch eines Schwertes ließ sie zusammenzucken. Neben ihr schnitt jemand ein Loch ins Segel. Kurz darauf sah sie den hellblauen Himmel. Vor ihr stand ein dunkelhäutiger, unrasierter Mann, der nur noch ein Ohr hatte, das von drei goldenen Ohrringen geschmückt wurde. Er setzte an, Jana mit

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