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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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dem Schwert anzugreifen, als er jedoch sah, dass sie eine Frau war, hielt er inne und senkte die Waffe. Verwunderung machte sich auf seinem Gesicht breit.
    »Une femme?« Er benutzte jene nasale Sprache, die Jana aus Bordeaux und Dijon kannte. Seine Überraschung währte nur kurz. Er rief einem seiner Kumpane einen Befehl zu, zerrte Jana unsanft auf die Füße und stieß sie Richtung Heck. Jemand fesselte ihre Handgelenke, und noch bevor Jana sich wehren konnte, wurde sie über die Reling in eines der Boote gestoßen. Unsanft prallte sie auf den Holzplanken auf und stieß mit dem Kopf gegen einen Mast. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Schläfe, warmes Blut tropfte auf ihre rechte Schulter. Die dünne Haut über ihrer Verletzung platzte wieder auf. Jana versuchte sich aufzurichten, aber ihr wurde schlecht, deshalb blieb sie liegen und schloss die Augen. Über sich hörte sie das Klirren von Waffen und die schmerzverzerrten Schreie von Männern, die um ihr Leben kämpften. Sie glaubte Servantes Stimme zu erkennen. Der Schrei, den er ausstieß, klang nach seinem letzten. Jana schoss es durch den Kopf, dass der Lotse seinen Lebensabend gerne auf einer kleinen Insel in der Karibik verbracht hätte. Er würde sich seinen Traum nicht mehr erfüllen können. Die tobenden Geräusche dauerten schier eine Ewigkeit, plötzlich mischte sich zu dem infernalischen Lärm der stechende Gestank brennenden Holzes. Jana öffnete die Augen und sah dunklen Rauch in den hellblauen Himmel aufsteigen.
    Die Santa Lucia stand in Flammen.
    »Conrad!«, schrie Jana verzweifelt. Aber in dem Moment sprangen drei Männer an Deck. Einer von ihnen schlug Jana mit der flachen Hand auf den Mund und fauchte sie herrisch an, ruhig zu sein. Jana taumelte zurück, das Boot schwankte, und sie fiel auf die Knie. Jemand riss das Ruder herum, die Segel blähten sich, und das schmale Schiff segelte dem Festland entgegen.
    Die Geräusche, die in den Lagerraum drangen, waren eindeutig. Das Schiff wurde von Piraten überfallen, und Conrad war nicht länger gewillt, untätig in dem winzigen Raum zu hocken.
    Erneut öffnete er die Truhe, aus der er dann den alten Hammer und eine rostige Feile hervorholte. Mit dem Hammer schlug er gegen die Tür. Holz krachte, aber das metallene Vorhängeschloss gab keinen Fingerbreit nach. Verzweifelt warf er sich mit seinem gesamten Gewicht dagegen, mit dem Ergebnis, dass seine Schulter schmerzte und er benommen zurücktaumelte. Der Schwarze beobachtete ihn neugierig, machte aber keine Anstalten, Conrad zu helfen.
    Gerade als Conrad erneut gegen die Tür springen wollte, klapperten Schlüssel im Schloss, und kurz darauf wurde die Tür aufgetreten. Eine breite Gestalt stand im Türrahmen und starrte ins Dunkle.
    »Mon Dieu! Hier stinkt es ja wie in der Hölle!«, rief eine tiefe Stimme.
    Conrad konnte nur die dunklen Umrisse eines Schattens sehen, da der Mann von hinten vom hellen Sonnenlicht beleuchtet wurde. Aber er konnte erkennen, dass der Mann bloß eine Hand besaß. In der hielt er einen seltsam gekrümmten Säbel, mit dem er jeden Gegner mit nur einem Hieb um einen Kopf kürzer machen konnte. Conrad hatte immer noch den alten Hammer in der Hand. Welch lächerliche Waffe verglichen mit dem todbringenden Säbel! Aber noch wollte er sich nicht geschlagen geben. Der Hüne trat einen Schritt auf Conrad zu. Das Weiß seiner Zähne blitzte auf, dann schwang der Säbel durch die Luft. Genau in dem Moment sprang Assante, der bis jetzt scheinbar unbeteiligt dagesessen hatte, auf Conrads Angreifer zu und schlug ihm mit voller Wucht die kaputte Zange über den Hinterkopf. Augenblicklich ließ der Pirat seine Waffe klirrend zu Boden fallen und ging in die Knie. Er schlug mit dem Kopf krachend gegen eine der Truhen und blieb regungslos liegen.
    »Age!«, sagte der Schwarze und bedeutete Conrad mit der Hand, ihm zu folgen. Der war immer noch so überrascht über den Angriff, dass er nicht bemerkte, dass Assante gerade auf Latein »Komm!« zu ihm gesagt hatte.
    Benommen hob er den Krummsäbel auf. Die Waffe war überraschend schwer, nie im Leben würde er damit kämpfen können. Aber er nahm den Säbel trotzdem mit und lief dem Schwarzen hinterher.
    An Deck herrschte ein heilloses Durcheinander. Männer kämpften schreiend gegeneinander, das Heck des Schiffs stand in Flammen, Holz knirschte, und der Hauptmast, der nach dem Unwetter notdürftig repariert worden war, knickte erneut ein, wie ein Schilfrohr im Wind. Die Angreifer

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