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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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schleppten Truhen, Kisten und Fässer auf die kleineren Schiffe. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde geschnappt. Völlig egal, ob es von Wert war oder nicht.
    Conrad erblickte Valdiva, der in einem verzweifelten Zweikampf gegen die Reling gedrängt wurde. Wo war Jana? Conrad rief ihren Namen, aber seine Schreie gingen im Kampfgetöse unter. Suchend lief Conrad über das Schiff. Da erblickte er eines der Piratenschiffe, das bereits Richtung Festland segelte. Konnte es sein, dass Jana darin saß? Für einen Moment setzte Conrads Herz aus, um dann in viel zu schnellem Rhythmus weiterzuschlagen. Direkt neben dem Hauptmast des kleinen Schiffs hockte sie. Es musste Jana sein. Wer sonst hatte langes, blondes Haar, das gerade vom Wind zerzaust wurde. Für einen Moment verfluchte Conrad seine Augen, die ihn auf weiten Entfernungen oft im Stich ließen. Aber es bestand kein Zweifel. Auch wenn er ihr Gesicht nicht genau sehen konnte, so erkannte er ihre Gestalt.
    Verzweifelt brüllte er Janas Namen, winkte mit beiden Armen und hüpfte auf und ab. Doch sie konnte ihn nicht hören. Das Schiff war zu weit weg. Die Wellen des Meeres verschluckten Conrads Schreie.
    »Ich muss hinterher!«, sagte er zu sich selbst und sah sich suchend um. Das Rettungsboot. Conrad stürzte zu dem winzigen Ruderboot, das nicht viel größer als ein Futtertrog für Pferde war und festgetaut neben dem Vorderkastell lag. Ungeschickt schnitt er die Taue mit dem unhandlichen Säbel durch. Gerade als er alle Stricke gelöst hatte, trat jemand von hinten zu ihm. Conrad fuhr herum, bereit, mit der Waffe zuzuschlagen. Doch er erkannte Assante. Ohne Kommentar packte der starke Mann mit an. Gemeinsam drehten sie das winzige Boot um und warfen es über Bord. Es blieb keine Zeit, Seile zu befestigen und es langsam zu Wasser zu lassen. Krachend landete das Boot im Meer. Für einen Moment hatte Conrad Angst, das Holz würde zersplittern und das Boot in der Mitte entzweibrechen. Aber als er über Bord schaute, schaukelte das winzige Boot wild auf den immer höher werdenden Wellen. Hinter ihnen schrie jemand laut auf. Es war Valdiva, der von seinem Angreifer mit einem Schwert regelrecht aufgespießt wurde. Conrad drehte sich weg, schloss die Augen und sprang über Bord. Er konnte nicht besonders gut schwimmen, aber bis zum Ruderboot musste es reichen. Er tauchte klatschend ins Wasser ein und sank viel zu tief. Die Wellen schlossen sich über ihm, und er strampelte verzweifelt, um wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen. Hustend und spuckend gelangte er nach oben. Wo war das Boot? Er war doch direkt daneben ins Wasser gesprungen.
    Wie ein junger Hund kraulte er unkontrolliert mit Händen und Füßen. Jetzt sah er das Boot, es befand sich ein gutes Stück von ihm entfernt. Der Wellengang und der Wind trieben es rasch von ihm weg.
    Conrad fluchte über sich selbst. Warum hatte er seine Stiefel nicht ausgezogen? Das Schuhwerk zog ihn in die Tiefe. Wasser drang ihm in die Nase. Er prustete, versuchte Luft zu holen, musste husten. Die verdammten Stiefel, sie waren einfach zu schwer. Erneut war sein Kopf unter Wasser, verzweifelt schlug er mit Armen und Beinen um sich. Für einen winzigen Moment schaute sein Kopf aus dem Wasser. Wie ein Fisch schnappte er nach Luft, doch die salzigen Wellen schlossen sich erneut über ihm. In seinen Ohren hörte er sein eigenes Blut rauschen, ihm wurde schwarz vor Augen.
    Nur nicht ohnmächtig werden, durchhalten!, ermutigte er sich und strampelte kräftig. Er musste die Wasseroberfläche erreichen, um die Lungen mit Luft aufzufüllen. Aber statt hinaufzugelangen, wurde er immer tiefer in den Abgrund gezogen. Salzwasser brannte in seinen Augen. Je tiefer er sank, umso dunkler wurde es rund um ihn.
    In dem Moment packte ihn jemand unter der Achsel. Conrad konnte ihn nicht erkennen, unter Wasser war alles verschwommen. Aber er begriff, dass jemand ihn retten wollte. Er wehrte sich nicht. Ließ sich ziehen. Kaum war sein Kopf wieder aus dem Wasser, sog er gierig Luft in seine Lungen. Der Mann, der ihn fest umschlossen hielt, war Assante. Mit kräftigen Schwimmbewegungen näherte er sich dem Ruderboot. Woher nahm der Mann seine Ausdauer und Kraft? Er hatte wochenlang in Ketten gelegen.
    Endlich hatten sie das Ruderboot erreicht. Conrad kletterte als Erster hinein. Die winzige Nussschale schwankte. Erschöpft ließ er sich auf die Bank in der Mitte plumpsen. Assante folgte ihm. Auch er sank erschöpft auf die Knie und atmete in

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