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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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einfangen und auf Grund meiner Hautfarbe zum Eigentum irgendeines Weißen machen.«
    »Du kannst mit mir kommen. Wir suchen gemeinsam nach Jana und dann nach dem Schatz. Wenn du genug Gold besitzt, ist deine Hautfarbe egal, denn ›beati possidentes‹ – glücklich sind die Besitzenden.«
    Ein Lächeln huschte über Assantes Gesicht.
    »Du bietest mir Gold an?«
    »Keine Ahnung. Gold oder Edelsteine oder bloß alte Gebeine. Ich weiß es nicht.«
    »Gebeine klingen sehr verlockend. Die wollte ich immer schon besitzen.« Nun lachte Assante.
    »Ich danke dir, mein Freund!«
    Die Tage vergingen, aber Pieters Gesandte kehrten nicht aus Tobago zurück. Conrad blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn er musste sich fast rund um die Uhr um die Verletzten kümmern. Einer der Männer hatte eine schwere Bauchverletzung erlitten. Conrad fürchtete, dass auch seine inneren Organe gelitten hatten. Gewissheit würde er nur bekommen, wenn er die Bauchdecke des Mannes ganz öffnete. Aber das wollte er sich selbst und dem Mann ersparen, deshalb hoffte er, dass der Patient sich auch so wieder erholen würde. Einem anderen Bukanier musste er einen Backenzahn ziehen. Ein schwieriges Unterfangen, denn der Mann musste den Mund offen lassen und gleichzeitig ruhig halten. Drei kräftige Männer hielten ihn, trotzdem bewegte sich der Patient, so dass der Zahn unter Conrads Zange zerbröselte und er in stundenlanger Arbeit jedes Teilchen aus der Wunde holen musste, damit sie sich nicht entzündete.
    Zuerst wollte Assante Conrad bei seiner Arbeit helfen, aber als er eine der blutigen Fleischwunden sah, wurde er grau im Gesicht, und Conrad schickte ihn vor die Hütte. Assante verbrachte den Rest des Tages im Wald und suchte nach essbaren Pflanzen, besonders schönen Blüten und ihm unbekannten Tieren.
    An einem der folgenden Abende war Conrads Geduld beinahe am Ende. Er wollte nicht länger warten und sich lieber auf den Weg zum nächsten Hafen machen, um nach Trinidad zu segeln. Wenn Jana in den Händen von Morgan war, dann würde er sie finden. Aber genau an diesem Tag landeten Pieters Männer in der kleinen Bucht. Die beiden Männer waren mit einem winzigen Segelboot unterwegs gewesen, nicht größer als jene Boote, die die Fischer verwendeten. Aufgeregt empfing Pieter die beiden. Auch Conrad konnte es nicht erwarten, mit ihnen zu reden. Die Männer waren Iren, und Conrad benötigte Pieters Hilfe, damit er ihm übersetzte. Der Niederländer wollte zuerst seine eigene Neugier stillen, Conrad musste warten. Zur Feier des Tages wurden Fische gegrillt und reichlich Zuckerrohrbrand ausgeschenkt. Die Iren erzählten, dass Morgan an einer gemeinsamen Sache interessiert war, er für sich aber zwei Drittel der Beute beanspruchte. Ein Spanier übersetzte für Conrad und Assante, die verständnislos beim Feuer saßen und an ihren Fischen knabberten.
    »Zwei Drittel!«, rief Pieter entsetzt und sprang verärgert auf. »Der Mann ist ja größenwahnsinnig. Wir rücken mit all unseren Männern aus, riskieren beide Schiffe und tragen die Hälfte der Verantwortung, und er will zwei Drittel?! Wie kommt er auf die Idee?«
    Einer der Männer zuckte mit den Schultern und erklärte dann, dass Morgan die schnelleren Schiffe besitze und im Notfall die Sache allein machen würde.
    »Das ist lächerlich, das schafft er nie! Die Spanier werden bis an die Zähne bewaffnet und auf einen Überfall vorbereitet sein.«
    Während die beiden Männer Wort für Wort Morgans Angebot wiedergaben, verlor Conrad langsam die Geduld. Unruhig wippte er mit seinen Beinen, begann nervös mit den Fingern zu schnippen und hörte dem Spanier, der für ihn übersetzte, schon lange nicht mehr zu. Das Gespräch dauerte bis tief in die Nacht, und Conrad befürchtete, dass alle bald so betrunken sein würden, dass er bis morgen warten musste, bis er endlich erfuhr, ob Jana sich auf der Insel befand. Als Pieter kurz aufstand, um sich zu erleichtern, nutzte Conrad die Gelegenheit.
    Nur einer der Iren, ein kleiner Mann mir karottenrotem Haar, hörte aufmerksam zu, der andere war bereits in einen Dämmerschlaf gesunken. Auf die Frage, ob Jana sich in Morgans Gewalt befand, antwortete der Rothaarige mit einem nicht enden wollenden Schwall an Worten. Conrad hing an seinen Lippen, konnte aber kein Wort verstehen. Einmal glaubte er ein Ja zu vernehmen, dann wieder ein Nein. Als der Mann endlich fertig war, übersetzte der Spanier.
    »Eure Liebste war auf Tobago. Morgan wollte von Ihrem Onkel für

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