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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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gemütlich machte, meinte er zufrieden: »Das Leben steckt voller angenehmer Überraschungen.«
    Noch wagte Conrad es nicht, ihm zuzustimmen. Wer weiß, was sie bei Sonnenaufgang noch alles erwarten würde. Er war davon überzeugt, dass die freundlichen Waraos noch etwas mit ihnen vorhatten. Aber im Moment war er zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen.

Santiago de León
de Caracas,
    Jänner 1619
    Die Suche nach einer passenden Herberge gestaltete sich schwieriger als erwartet. Die Stadt, in der so emsig gebaut wurde, verfügte über einige Tavernen und Schenken, aber keines der Häuser war auf Übernachtungsgäste eingestellt. Überall, wo Tom nachfragte, wurde er abgewiesen. Also probierte er es in einfachen Häusern. Aber auch hier ohne Erfolg. Die ersten beiden Besitzerinnen lehnten ab, weil Jana als unverheiratete Frau mit zwei Männern unterwegs war. Beim dritten Haus änderte Tom seine Strategie und gab Jana als Richards Frau aus. Leider war Richard zu diesem Zeitpunkt bereits so betrunken, dass sie wieder fortgeschickt wurden.
    Schließlich riet ihnen eine zahnlose, alte Frau, die allein in einer schäbigen, baufälligen Hütte lebte, ins neu gegründete Franziskanerkloster im Zentrum der Stadt zu gehen. Reisende aus Europa würden dort willkommen geheißen.
    Also zogen sie weiter und hielten schließlich vor einem hellen, freundlichen Gebäude im europäischen Baustil. Die frisch verputzten gelben Mauern des Klosters zeugten vom Wohlstand der Brüder, die darin wohnten. Beherzt klopfte Tom an die große, mit Metall beschlagene Holztür. Kurz darauf öffnete sich eine kleine Luke in der Höhe von Toms Gesicht. Eine männliche Stimme fragte auf Spanisch nach, weshalb die Fremden klopften.
    Tom erklärte die Situation, und kurz darauf ging die schwere Holztür knarrend auf. Sie betraten einen herrlich gepflegten Klostergarten, in dem nicht nur einheimische Pflanzen gediehen, sondern auch Kräuter und Blumen aus den Heimatländern der Mönche wuchsen. Jana entdeckte bekannte Gewürzkräuter wie Basilikum, Rosmarin und Thymian, aber auch Salbei, Liebstöckel und Majoran sowie Pflanzen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ihre Aufmerksamkeit blieb an einem Strauch mit kleinen, roten Schoten hängen, die verführerisch glänzten. Am liebsten hätte Jana eine der spitz zulaufenden Früchte mitgenommen. Aber der Mönch lief zielstrebig über einen gekiesten Weg durch die Oase der Ruhe und der Gerüche direkt auf das Hauptgebäude zu, und Jana folgte ihm.
    Vor einem Nebengebäude mit roten Dachschindeln blieb er stehen und betrat durch eine Seitenpforte einen der Vorräume. Hier wartete bereits ein hagerer, dünner Mann mit kurzem, schwarzem Haar und einer frisch geschnittenen Tonsur auf sie. Er trug die einfache, braune Kutte der Franziskaner und musterte die Fremden mit besorgtem Blick.
    Tom übernahm das Sprechen, aus Angst, Richards Alkoholfahne könnte den Franziskaner abschrecken.
    »Wir sind auf der Reise nach Barinas und benötigen ein Quartier, bis wir passende Maultiere für die Weiterreise gefunden haben«, erklärte Tom auf Deutsch. Der Pater verstand ihn. Er war einer der wenigen Männer, die noch die Sprache der Welser beherrschten. Achtzehn Jahre lang hatte Venezuela unter der Herrschaft der Augsburger Kaufleute gestanden. Bereits 1546 hatten die Deutschen freiwillig auf das Lehen des spanischen Königs verzichtet. Seither unterstand das Land einem spanischen Gouverneur. Einige wenige Menschen sprachen noch die Sprache der Kaufleute. So auch Pater Carlos.
    »Wir können nur Geistliche aufnehmen, die zu missionarischen Zwecken weiterreisen und hier Unterkunft suchen. Wir sind auf Fremde nicht eingerichtet, vor allem nicht auf Frauen.« Beim letzten Wort sah er Jana mit einer Mischung aus Abneigung und Faszination an. Augenblicklich zog Jana das Tuch um ihren Kopf fester.
    »Wir sind gottesfürchtige Menschen, die für die Unterkunft bezahlen können«, erklärte Tom und holte zum Beweis seiner Worte seine Bibel und einen Sack voll Piaster aus seinem Reisesack und hielt beides dem Pater entgegen.
    »Ihr wollt für die Unterkunft bezahlen?«, fragte der Pater und hob überrascht seine Augenbrauen. Dabei beachtete er weder die Bibel noch den Geldsack, sondern schaute weiterhin auf Jana. Seine stechenden Augen blieben auf ihrem Busen hängen, und Jana spürte, dass sie errötete.
    »Ja, das können wir«, beeilte sich Tom. Er öffnete den Geldsack und holte eine Silbermünze hervor.
    Die

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