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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Aufmerksamkeit des Paters wechselte nun doch zu der Münze. Er biss sich auf die schmalen Lippen, befeuchtete sie mit seiner Zunge und meinte schließlich: »Dann seid willkommen. Ich kann euch aber nur eine kleine Kammer anbieten, die ihr zu dritt bewohnen müsst. Ihr und Euer Herr könnt mit uns die Mahlzeiten im Refektorium einnehmen. Die Frau aber muss in der Kammer bleiben. Ich kann meinen Mitbrüdern beim Essen nicht die Anwesenheit einer Frau zumuten.«
    Jana öffnete ihren Mund, um etwas zu erwidern, spürte aber augenblicklich Toms Ellbogen in den Rippen und unterließ es.
    Richard trat wankend zu ihr, stieß sie mit dem Ellbogen in die andere Seite und lallte vertraulich: »Ich fürchte, der Mann kann heute Nacht nicht schlafen, weil er dauernd das verlockende Bild Eures Busens vor seinem geistigen Auge hat.« Er roch, als hätte er im Zuckerrohrbrand gebadet.
    Gegen ihren Willen errötete Jana erneut.
    Wenig später saßen sie zu dritt in einer winzigen, aber sauberen Kammer, in der sich fünf niedrige, kurze Betten befanden. Als Richard sich auf eines der Betten legte, ragten seine Beine über den Fliesenboden.
    »Das Bett ist für Zwerge gebaut«, stellte er fest und kicherte wie ein kleines Mädchen.
    Tom hingegen schien zufrieden. Die Betten waren genau richtig für seine Größe. Auch er legte sich darauf und passte perfekt hinein. »Nun müsst Ihr endlich zugeben, dass eine Bibel immer nützlich sein kann«, sagte er an Richard gewandt.
    Aber der schnaufte verächtlich: »Ich glaube, dass die Reales eine weitaus wichtigere Rolle gespielt haben.« Mit einem Mal wirkte er wieder nüchtern.
    Tom wusste, dass der Abt eine unverschämt hohe Summe entgegengenommen hatte, die mit Nächstenliebe wenig zu tun hatte.
    »Dafür müssen wir uns in den nächsten Tagen nicht um Essen und ein Dach über dem Kopf sorgen.«
    Richard zuckte mit den Schultern und holte aus seiner Tasche eine weitere Flasche Zuckerrohrbrand hervor. Mit den Zähnen entkorkte er die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Sie war zu seinem ständigen Begleiter geworden. Das Getränk war billiger als Maisbrot und zu Janas und Toms Leidwesen überall erhältlich.
    »Könnt Ihr nicht wenigstens im Kloster auf den Schnaps verzichten?«, fragte Tom missbilligend.
    »Warum?«, fragte Richard. »Weil die Mönche so tugendhaft sind?« Er grinste breit und blickte zu Jana. »Fragt unsere charmante, weibliche Begleitung, was sie vom Abt dieses Klosters denkt.«
    Aber Jana schüttelte nur den Kopf, und Tom verzichtete auf die Frage.
    Als sie später über den Markt gingen, in der Hoffnung, jemanden zu treffen, der ihnen Maultiere oder gar Pferde verkaufen konnte, flüsterte Tom Jana zu, dass er sich Sorgen machte.
    »Er hat immer viel getrunken«, sagte er leise. »Aber seit wir das Schiff in Tobago verlassen haben, hat sich sein Zustand dramatisch verschlimmert.«
    »Ihr solltet ihm das Geld dafür verweigern«, schlug Jana vor.
    »Das kann ich nicht, schließlich gehört es ihm. Ich beschränke mich ohnehin schon auf kleine Summen, aber irgendwie schafft er es immer, billigen Schnaps aufzutreiben.«
    Jana sah zu dem Reisegefährten, der schwankend vor einer jungen Marktfrau stand und ungeniert mit ihr flirtete.
    »Ich fürchte, dass er gleich Probleme bekommen wird.« Sie deutete auf den Ehemann der Marktfrau, der eben auf Richard zutrat und ihn drohend auf Spanisch beschimpfte. Jana verstand nicht jedes Wort, erkannte aber die wichtigste Botschaft. Richard sollte entweder etwas kaufen oder schnellstens verschwinden. Bevor der Mann sich weiter über Richard ärgern konnte, trat Jana zu ihm. Sie entschuldigte sich bei dem Mann und seiner Frau, kaufte drei frische, grüne Früchte, die von den Einheimischen Papayas genannt wurden, und zog Richard mit sich.
    »Reißt Euch zusammen und hört damit auf, Euch sinnlos zu betrinken. Ihr seid eine Gefahr für Euch selbst und für Tom und mich«, zischte sie verärgert.
    Richard blieb abrupt stehen und sah sie aus rot unterlaufenen Augen an.
    »Wer gibt Euch das Recht, darüber zu urteilen, wie sinnvoll es ist, dass ich mich betrinke«, sagte er ungewöhnlich ernst. »Ich brauche keine Anstandsdame, Tom reicht mir. Wenn Ihr weiter mit uns reisen wollt, dann behaltet Eure guten Ratschläge für Euch und mischt Euch nicht in meine Angelegenheiten ein. Ich sage Euch auch nicht, was ich von der Suche nach einem Mann halte, der bereits ertrunken ist.« Trotz seiner Alkoholfahne schien er erstaunlich klar zu

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