Der Fluch des Verächters - Covenant 01
beherrscht mittlerweile der Verächter den Stab. Doch bedenkt – das Ausschlüpfen eines Vogels mit drei Schwingen ist nur die geringfügigste jener abartigen Begebenheiten. Selbst auf der Höhe seiner Macht im vorangegangenen Zeitalter hat Lord Foul nie einen Angriff auf die Flammengeister gewagt. Und was den geschändeten Mond anbetrifft ... nur die finstersten und allergräßlichsten unter den Prophezeiungen sprechen von solchen Dingen. Seht ihr darin ausreichende Beweise dafür, daß Lord Foul sich den Stab angeeignet hat? Doch bedenkt wiederum – er könnte uns mit viel weniger Aufwand, als das Besudeln des Mondes abfordert, zu Tode schmettern. Solcher Gewalt vermöchten wir nicht zu widerstehen. Und doch scheint er seine Kräfte so ... so sinnlos zu verschleudern. Warum sollte er seine Kraft minderen Zwecken zuführen – will sagen, erst gegen die Flammengeister richten, wenn er doch dazu imstande wäre, ohne Umschweife uns zu vernichten? Und wenn ihm auch der Sinn danach gestanden haben sollte, wir müssen uns dennoch fragen, könnte er denn den Mond antasten, indem er den Stab des Gesetzes verwendet – ein Werkzeug, das nicht für seine Hand geschaffen ist, sich wider die Beherrschung durch ihn bei jeder Berührung auflehnen muß? Ich bin der Meinung, daß Lord Foul, besäße er den Stab, nicht getan und womöglich gar nicht vermocht hätte, was getan worden ist – er hätte sich damit nicht vor unserer Vernichtung abgegeben. Aber sollte Seibrich noch in des Stabes Besitz sein, er wäre doch damit allein ungenügend für solche Schandtaten ausgerüstet. Kein Höhlenschrat ist großartig genug, um ohne die Gewalt von sowohl dem Stab des Gesetzes wie auch des Weltübel-Steins solche Verbrechen zu begehen. Die Höhlenschrate sind, wie man weiß, willensschwache Geschöpfe. Man kann sie leicht wankelmütig machen, leicht unterwerfen. Und sie kennen keinerlei Lehren von Himmelsstürmer-Größe. Deshalb gaben sie ja stets in Lord Fouls Heerscharen das Schlachtvieh ab. Wenn mein Sachverstand richtig urteilt, dann ist der Verächter nicht anders als wir auf Gnade oder Ungnade Seibrich ausgeliefert. Das Unheil unseres Zeitalters kommt auf den wahnwitzigen Schrullen eines Höhlenschrats geritten. Diese Schlußfolgerung habe ich daraus gezogen, daß wir bislang nicht angegriffen worden sind.«
Prothall nickte Osondrea mürrisch zu, und Mhoram übernahm es, ihre Ausführungen zu ergänzen. »So baut denn Lord Foul darauf, daß wir ihm aus der Drangsal helfen und damit uns selbst dem Untergang weihen. Aus irgendeinem Grund hofft er, daß unser Verhalten nach dem Eintreffen von Ur-Lord Covenants Botschaft für uns sowie für den Ur-Lord zur Falle gerät. Er hat Seibrich Freundschaft vorgetäuscht, um von sich selbst Gefahr abzuwenden, bis seine Pläne herangereift sind. Er hat Seibrich gelehrt, seine neue Macht zu gebrauchen, aber nur derartig, daß sie zwar des Höhlenschrats Lust am Herrschen befriedigt, doch für uns keine Bedrohung entsteht. Dadurch will er erreichen, daß wir Seibrich den Stab des Gesetzes zu entwinden versuchen.«
»Und deshalb«, sagte Osondrea schroff, »wäre es von uns die allergrößte Torheit, diesen Versuch zu unternehmen.«
»Wieso das?« entgegnete Mhoram. »Die Botschaft besagt: ›Ohne ihn werden sie mir nicht einmal noch sieben Jahre widerstehen können.‹ Er kündigt uns ein früheres Ende für den Fall an, daß wir auf den Versuch verzichten oder der Versuch fehlschlägt, als für den Fall, daß wir dabei Erfolg haben.«
»Was gewinnt er durch solche Voraussagen? Was könnte er sich davon versprechen, wenn nicht unseren alsbaldigen Tod? Seine Botschaft ist nur ein Köder falscher Hoffnung, um uns zu Torheiten zu verführen.«
Mhoram antwortete, indem er nochmals Foul zitierte. »›Seibrich Felswürm hat den Stab des Gesetzes, und das ist der Grund zu höchstem Grauen. Trägst du die Botschaft nicht zu den Empfängern, wird er in zwei Jahren zu Herrenhöh den Thron besteigen.‹«
»Die Botschaft ist aber überbracht worden«, meinte Osondrea halsstarrig. »Wir sind gewarnt. Wir können Vorbereitungen treffen. Seibrich ist irrsinnig, und sein Vorgehen wird alle Schwächen des Wahnwitzes aufweisen. Es mag sein, daß wir diese Schwächen ausnutzen und zu obsiegen vermögen. Bei der Sieben! Schwelgenstein wird niemals fallen, solange es die Bluthüter gibt. Auch die Riesen und die Ranyhyn werden uns Beistand leisten.« Eindringlich wandte sie sich an den Hoch-Lord. »Prothall,
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