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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ergib dich nicht der Verlockung dieses Köders. Es handelt sich um ein Trugbild. Wir gerieten in den Schatten, und das Land müßte vergehen.«
    »Aber wenn wir Erfolg hätten«, widersprach Mhoram, »und den Stab errängen, wäre das eine wesentliche Verbesserung unserer gesamten Aussichten. Trotz Lord Fouls Prophezeiung könnten wir im Stab genug Erdkraft entdecken, um auch im offenen Krieg siegreich zu sein. Und falls nicht, bliebe uns doch zumindest viel mehr Zeit, um nach anderen Auswegen zu suchen.«
    »Wie sollten wir denn Erfolg haben? Seibrich hat sowohl den Stab des Gesetzes als auch den Weltübel-Stein.«
    »Und er beherrscht keines von beiden.«
    »Er beherrscht beides zur Genüge! Frage die Flammengeister Andelains nach der Größe seiner Macht. Frage den Mond.«
    »Fragt mich«, brummte Covenant und stand unbeholfen auf. Einen Moment lang zögerte er, hin- und hergerissen zwischen seiner Furcht vor Seibrich und einem Grauen davor, was aus ihm werden sollte, wenn die Lords sich nicht an die Suche nach dem Stab machten. Er besaß eine lebhafte Vorstellung von der Bösartigkeit, die hinter Seibrichs lavaroten Augen hauste. Der Gedanke an den Stab jedoch erleichterte ihm die Entscheidung. Er verspürte das Gefühl, nun der inneren Logik seines Traums einsichtig geworden zu sein. Der Stab hatte ihn ins Land gebracht; er würde den Stab benötigen, um es wieder verlassen zu können. »Fragt mich«, wiederholte er. »Glaubt ihr, ich hätte bei alldem überhaupt nichts zu gewinnen oder zu verlieren?« Die Lords äußerten sich nicht dazu, und er sah sich plötzlich selbst zur Fortsetzung der Diskussion gezwungen. In all seinem Brüten hatte er nur eine einzige winzig kleine Hoffnung zu entdecken vermocht. Er gab sich einen Ruck und wechselte das Thema. »Nach eurer Auslegung hat Lord Foul mich ausgewählt. Aber auf dem Kevinsblick redete er über mich, als sei ich von einem anderen ausgesucht worden – ›mein Feind‹, nannte er ihn. Wen hat er damit gemeint?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Hoch-Lord nachdenklich. »Wir haben bereits die Hoffnung geäußert, daß bei dieser Auswahl auch andere Mächte am Werk gewesen sein mögen. Vielleicht war's tatsächlich so. Einige unserer ältesten Sagen sprechen von einem Schöpfer – dem Schöpfer der Erde –, aber uns ist nichts bekannt von einem solchen Wesen. Wir wissen lediglich, daß wir sterblich sind, Lord Foul es dagegen nicht ist – irgendwie ist er stärker als das Fleisch.«
    »Der Schöpfer«, murmelte Covenant. »Na schön.« Flüchtig, aber sehr beunruhigend suchte ihn eine Erinnerung an den alten Bettler heim, der ihn vorm Gerichtsgebäude ansprach. »Und warum hat er mich ausgesucht?«
    Der Blick von Prothalls durch Entsagung gezeichneten Augen wankte nicht. »Wer kann das wissen? Vielleicht aus eben jenen Gründen, aus welchen sich Lord Foul für dich entschied.«
    Dies Paradoxon ärgerte Covenant, aber er griff es auf, als beflügele der darin enthaltene Widerspruch seinen Geist. »Dann wollte dieser ... Schöpfer ... also ebenfalls, daß ihr Fouls Botschaft bekommt. Das muß man berücksichtigen.«
    »Da!« Osondrea fuhr auf. »Das ist die Lüge, welche ich aufzuspüren versuchte – der letzte Köder. Indem er in uns die Hoffnung auf unbekannten Beistand nährt, trachtet Lord Foul danach, zu gewährleisten, daß wir uns zu dieser verrückten Suche nach dem Stab verleiten lassen.«
    Covenant löste seinen Blick nicht vom Hoch-Lord. Er starrte in Prothalls Augen, versuchte durch das von langem Asketentum gekennzeichnete Äußere in die Seele des Hoch-Lords zu schauen. Prothall hielt seinem Blick ohne ein Wimpernzucken stand. Die Falten an seinen Augenwinkeln sahen aus, als wären sie dort durch nichts als Selbstverleugnung eingefurcht worden. »Lord Osondrea«, erkundigte er sich in gleichmütigem Ton, »haben deine Untersuchungen irgendwelche Zeichen der Hoffnung enthüllt?«
    »Zeichen? Omen?« Osondreas Stimme durchdrang die Klause nur mit Widerwillen. »Ich bin nicht Mhoram. Andernfalls fragte ich Covenant, welche Träume ihm im Lande kamen. Aber ich gebe Hoffnungen handfester Natur den Vorzug. Eines sehe ich auf jeden Fall: Wenig Zeit ist verloren. Ich spüre in meinem Herzen, daß kein anderes Zusammenwirken von Zufällen und Entscheidungen Covenant so schnell zu uns gebracht hätte.«
    »Nun wohl«, sagte Prothall. Sein Blick, der noch immer Covenants Blick erwiderte, nahm für einen Moment einen scharfäugigeren Ausdruck an, und

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