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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich da näherte – Höhlenschrate ermangeln im Gegensatz zu den Urbösen der Fähigkeit, leise aufzutreten –, insgesamt nicht mehr als fünfzehn. In dieser Situation hatte sich Korik gefragt, was nun seine Pflicht sei: seine Begleiter zu schonen, damit sie den Lords zum Schutz erhalten bleiben, oder den Feinden der Lords Schaden zuzufügen. Die Bluthüter hatten sich dem Schutz der Lords verschworen, nicht des Landes. Schließlich entschied er sich für den Kampf, da er einschätzte, daß seine Gruppe, berücksichtigte man den Vorteil der Überraschung, schlagkräftig genug war, um beiden Pflichten ohne Verluste genügen zu können. Sein Entschluß rettete die Gruppe. Später erkannten sie, daß sie im Dickicht, wären sie nicht selbst zum Angriff übergegangen, festgesessen hätten; durch das panikartige Verhalten der Pferde wäre ihr Versteck verraten worden. Der Zusammenprall fand im Finstern nach Untergang des Mondes statt, in der zweiten Nacht, nachdem Korik und seine Gruppe das Aufgebot verlassen hatten, und die Plünderer zogen ohne Licht dahin. Selbst die scharfen Augen der Bluthüter vermochten vom Feind nicht mehr als schattenartige Umrisse wahrzunehmen. Und der Wind wehte zwischen den beiden Gruppierungen, so daß auch die Ranyhyn den ganzen Umfang der Gefahr nicht bemerken konnten. Sobald die Plünderer offenes Gelände betraten, gab Korik das Zeichen; hinter ihm und Terrel brachen die Krieger aus dem Dickicht. Die Ranyhyn hängten die anderen Pferde sofort ab, und so kam es, daß Korik und Terrel gerade mit dem Gegner handgemein geworden waren, als sie die Schreckenslaute der Pferde vernahmen. Die Bluthüter wirbelten herum und sahen alle sechs Krieger darum bemüht, ihre in Panik geratenen Tiere zu bändigen – und den Greif über ihnen schweben. Der Greif war ein löwenähnliches Lebewesen mit stämmigen Flügeln, die es ihm ermöglichten, über kurze Entfernungen hinweg zu fliegen. Er entsetzte die Pferde, fuhr auf die Reiter nieder. Korik und Terrel sprengten zurück zu ihren Kameraden. Die Plünderer folgten ihnen. Die Bluthüter wandten sich gegen den Greif, aber da er in der Luft blieb und mit seinen Klauenfüßen nach unten hieb, waren ihnen verwundbare Stellen ohne Waffen unzugänglich. Dann fielen die Plünderer über die Gruppe her. Die Krieger verteidigten ihre Pferde. Inmitten des Getümmels kauerte sich Korik auf Brabhas Rücken, um bei erster Gelegenheit nach dem Greif zu springen. Doch als sich diese Möglichkeit ergab, kam ihm Irin zuvor. Irgendwie hatte sie von einem Höhlenschrat ein langes Schwert erbeutet. Der Greif riß sie in seinen Klauen empor, und als er sie zerfetzte, schlug sie ihm den Kopf ab. Im nächsten Moment stürmten die Plünderer von neuem vorwärts. Die Pferde der Krieger waren außer sich vor Schrecken, taugten nur noch zum Fortlaufen. So ergriff Koriks Gruppe die Flucht, galoppierte ostwärts und dann nordwärts, den Gegner an den Fersen. Zum Zeitpunkt, als sie den Feind endlich losgeworden war, befand sie sich so tief im Innern Andelains, daß sie sich erst nach vier Tagen bei Prothall zurückmelden konnte.
    An diesem Abend lagerte das wiedervereinigte Aufgebot sich früh. Während der Zubereitung der Abendmahlzeit erhob sich langsam von Norden ein kühler Wind. Anfangs erfrischte er, war voller andelainischer Düfte. Doch während der Mondaufgang näher rückte, wehte der Wind spürbar steifer, als er mit der Schärfe einer Sichel durchs Tal fauchte. Covenant bemerkte seine Widernatürlichkeit; er hatte dergleichen schon erlebt. Wie mit Peitschenhieben trieb der Wind dunkle Wolkenbänke nach Süden. Der Abend dehnte sich aus, aber anscheinend hegte niemand Neigung zum Schlafen. Unterm Aufgebot verbreitete sich Bedrücktheit, als trüge der Wind Gram heran. Auf verschiedenen Seiten des Lagers schritten Schaumfolger und Quaan voller Unbehagen auf und nieder. Die Mehrheit der Krieger hockte sichtbar niedergeschlagen herum, fummelte sinnlos mit den Waffen. Birinair stocherte unzufrieden im Lagerfeuer. Prothall und Mhoram standen hochaufgerichtet im Wind, als versuchten sie mit ihren Gesichtsnerven etwas herauszulesen. Covenant saß nur da, den Kopf gebeugt unter einem Wirbelsturm von Erinnerungen. Lediglich Variol und Tamarantha blieben unbeeindruckt. Arm in Arm saßen die zwei steinalten Lords vorm Feuer und starrten mit verträumtem, schläfrigem Blick in die Flammen; der Feuerschein flackerte über ihre Stirnen wie Schriftzeichen. Rings um das Lager standen

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