Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
da erscholl ein »Heil!« von der Hügelkuppe. Zwischen den Felsen trat eine Gestalt ins Blickfeld. Es war Terrel. Freudig erwiderten die Reiter seinen Ruf. Man beschleunigte die Durchquerung, und nach einiger Zeit sammelte sich das Aufgebot in einem weiten, grasbewachsenen Tal, in dem an der dem Fluß abgewandten Seite Pferde weideten, zwei Ranyhyn und fünf Mustangs. Letztere machten einen völlig erschöpften Eindruck. Ihre Beine bebten vor Schwäche, häufig sanken ihnen die Köpfe herab; sie besaßen kaum noch genug Kraft zum Fressen. Fünf, stellte Covenant zum zweitenmal fest. Er hegte die empfindungslose Überzeugung, sich verzählt haben zu müssen. Man sah Korik auf dem Weg herunter von der Hügelkuppe, begleitet von fünf Kriegern.
    Mit einem Aufschrei des Zorns sprang Quaan von seinem Pferd und lief dem Bluthüter entgegen. »Irin!« rief er. »Wo ist Irin? Bei der Sieben! Was ist mir ihr geschehen?«
    Korik antwortete nicht, bevor er mit seiner Gruppe vor Hoch-Lord Prothall stand. Covenant fand die Kombination seltsam: fünf Krieger voller gegensätzlicher aufgewühlter Gefühle, voller Mut und Trauer; und ein Bluthüter, so gleichgültig wie ein Patriarch. Falls Korik irgendeine Befriedigung oder Gram verspürte, so zeigte er nichts davon. Er hielt in einer Hand ein dickes Bündel, äußerte sich jedoch vorerst nicht dazu; statt dessen entbot er dem Hoch-Lord einen Gruß. »Hoch-Lord! Ich sehe dich wohlauf. Seid ihr verfolgt worden?«
    »Wir haben keine Anzeichen einer Verfolgung bemerken können«, antwortete der Hoch-Lord würdevoll.
    »Das ist gut. Wir erlangten den Eindruck, erfolgreich gewesen zu sein.« Prothall nickte, und Korik begann seinen Bericht. »Wir begegneten den Wölfen und versuchten, sie zu zerstreuen. Aber sie waren Kresch ...« – er gab ein Fauchen von sich – »und nicht leicht abzuschrecken. Also führten wir sie gen Osten in die Irre. Doch sie machten Andelain nicht betreten. Sie heulten auf unserer Fährte, blieben aber zurück. Wir beobachteten sie aus einigem Abstand, bis sie sich nordwärts wandten. Danach ritten wir ostwärts. Nach einem Tag und einer Nacht konnten wir die Fährte unterbrechen und schlugen die Richtung nach Süden ein. Dort stießen wir auf Plünderer. Sie waren stärker als wir. Es handelte sich um Urböse und Höhlenschrate, und dabei hatten sie einen Greif.« Koriks Zuhörer ließen ein Murmeln der Überraschung und des Ärgers vernehmen, und der Bluthüter stieß etliche Laute aus, bei denen es sich wahrscheinlich um einen langen Fluch in der herben Heimatsprache der Haruchai handelte. »Irins Tod ermöglichte uns den Rückzug«, erzählte er dann weiter. »Aber wir gerieten weit vom Weg ab. Wir sind hier erst kurz vor euch eingetroffen.« Mit vor Widerwillen flattrigen Nüstern hob er das Bündel empor. »Heute morgen erblickten wir über uns einen Falken. Er flog auf höchst merkwürdige Weise. Wir schossen ihn.« Er griff in das Bündel und holte den Kadaver des Vogels heraus. Über dem furchtbaren Schnabel saß bloß ein einziges Auge, eine große, irrsinnige Wölbung inmitten der Stirn. Jetzt noch suchte es die Versammelten mit einer Ausstrahlung von Boshaftigkeit heim. Der Falke war entartet, ein Greuel, ein von Schlechtigkeit zum Zwecke von Schlechtem geschaffenes Wesen – von Geburt an durch eine Macht verdorben, die sogar die Natur selbst anzutasten wagte. Der Anblick schnürte Covenant die Kehle zu, und am liebsten hätte er sich übergeben.
    »Das ist das Werk des Weltübel-Steins«, hörte er Prothall kaum vernehmlich sagen. »Wie sollte der Stab des Gesetzes ein solches Verbrechen bewirken, eine derartige Ungeheuerlichkeit? Ach, meine Freunde, das sind die Taten unseres Feindes. Seht gut hin!« Der Hoch-Lord machte auf dem Absatz kehrt, gebeugt von der Last des neuen Wissens.
    Quaan und Birinair verbrannten den mißgestalteten Falken. Bald darauf begannen die Krieger, die mit Korik unterwegs gewesen waren, ihrerseits zu erzählen, und es zeichnete sich ein vollständigeres Bild ihrer Erlebnisse der vergangenen vier Tage ab. Naturgemäß galt die größte Anteilnahme dem Gefecht, das Irin das Leben gekostet hatte. Der Ranyhyn Brabha hatte die Gefahr zuerst gewittert und Korik gewarnt. Sofort ließ Korik die Gruppe sich in dichtem Gestrüpp verbergen, um auf die Plünderer zu warten. Indem er mit einem Ohr am Boden lauschte, stellte der Bluthüter fest, daß es eine gemischte Horde aus unberittenen Urbösen und Höhlenschraten war, was

Weitere Kostenlose Bücher