Der Fluch des Verächters - Covenant 01
Verlangen in den weiten Augen den Ranyhyn zuzuschauen. Prothall und Mhoram saßen entspannt in ihren Sätteln, als sähen sie das Aufgebot zum erstenmal seit dem Abmarsch aus Schwelgenstein in Sicherheit. Und über Covenants Gesicht rannen Tränen herab wie an einer Mauer. In seiner Hohlheit umnebelte ihn die Wärme der Sonne. Sein Kopf schien aus Überdruck platzen zu müssen, und dieser Eindruck bereitete ihm ein Gefühl, in irgendeiner unsicheren Höhe zu hocken, während große Schlünde voller flattrigem Gras nach seinen Fersen schnappten wie Wölfe. Aber der Clingor -Sattel hielt ihn auf Duras Rücken. Nach einer Weile döste er in seinem Traum, worin er nach dem Willen eines höhnischen Puppenspielers tanzte, weinte und liebte.
Als er aufwachte, war es bereits mitten am Nachmittag, und zum Großteil begrenzten voraus Berge den Horizont. Die Truppe kam schnell voran. Die Pferde liefen nun im Kanter, als flößten die Ebenen ihnen mehr Kraft ein, als sie zu verausgaben vermochten. Einen Moment lang schaute er der Ankunft in Menschenheim entgegen; er konnte absehen, daß ein irrtümlicher, sinnloser Respekt vor seinem Ehering ihn den Ranyhyn als möglichen Reiter vorstellen würde. Sicherlich war das einer der Gründe, die Prothall zu diesem Abstecher in die Ebenen von Ra bewogen hatten, bevor sie sich zum Donnerberg wagten. Ehre dem Ur-Lord, dem Ring-Than! O Hölle! Er versuchte sich auszumalen, wie er auf einem Ranyhyn saß, aber seine Fantasie war zu einem solchen Sprung außerstande; mehr als alles andere – ausgenommen vielleicht Andelain – waren diese großen, gefährlichen, von Erdkraft strotzenden Pferde ein Ausdruck für das Wesen des Landes. Aus irgendeinem Grund stachen diese Gedanken ihn in der Nase, und er bemühte sich, weitere Tränen zu unterdrücken, indem er die Zähne zusammenbiß. Den Rest des Nachmittags brachte er mit dem Anschauen der Berge herum. Sie schienen vor dem Aufgebot emporzuwachsen, als erhöben sich die Gipfel langsam auf die Füße. Die Bergkette, die sich nach Südwesten und Nordosten wand, war weniger hoch als die Berge hinterm Steinhausen Mithil, allerdings sehr zerklüftet und schroff, als wären sie zusätzlich mit hohen Zinnen versehen worden, um sie unzugänglich und unnahbar zu machen.
Covenant wußte nicht, was jenseits dieser Berge lag, und es interessierte ihn auch nicht. Ihre Unüberwindlichkeit versah ihn mit ungewissem Trost, als schöben sie sich zwischen ihn und etwas, dessen Anblick er nicht verkraften könnte. Während die Truppe sich ihnen in gemäßigtem Galopp näherte, wuchsen sie immer rascher in die Höhe. Die Sonne berührte den Westen der Ebenen, als die Reiter ins Vorland eines abschüssigen Auswuchses der Bergkette gelangten. Orangenes und rosa Licht färbte ihre Rücken, als sie eine letzte Steigung überwanden und eine weite, ebene Weide zu Füßen der Klippen erreichten. Dort endlich lag Menschenheim.
Im Sockel der Steilwand befand sich mit einer Deckenhöhe innerhalb der untersten sechzig bis neunzig Meter eine scharf einwärts geschrägte Höhle mit breitem, halbrundem Zugang, die aussah wie eine tiefe, senkrecht gestellte Schüssel im Fels. Fern im Hintergrund der Höhle, wo sie gegen jedes Wetter geschützt waren und dennoch an der frischen Luft, standen die gerippten Zelte der Ramen-Familien. Weiter vorn unter dem Felsendach der Steilwand lag der Gemeinschaftsplatz, der freie Raum mit den Feuerstellen, wo die Ramen gemeinsam kochten und schwatzten, tanzten und sangen, wenn sie nicht draußen in den Ebenen bei den Ranyhyn weilten. Die gesamte Stätte wirkte bescheiden, als hätten Generationen von Ramen dem Stein für sich selber nicht ein einziges Willkommen eingeprägt; Menschenheim war nur eine Art von zentraler Anlaufstelle, ein Ausgangspunkt für das Durchstreifen der Ebenen, dem dies Nomadenvolk sich hauptsächlich widmete. Ungefähr siebzig Ramen strömten zusammen, um den Ankömmlingen entgegenzuschauen. Fast ausschließlich waren es Heimständige, die Jungen und Alten der Ramen, dazu solche, die guter Obhut und einer sicheren Schlafstätte bedurften. Anders als die Seilträger und Mähnenhüter trugen sie keine Seile um den Leib. Lithe war da, und sie kam dem Aufgebot leichtfüßig entgegen, begleitet von drei weiteren Ramen, die Covenant ebenfalls für Mähnenhüter hielt; sie trugen genau wie Lithe Halsketten aus gelben Blümchen, und statt um die Hüften hatten sie ihre Kordeln um ihre langen Haare gewunden. Das Aufgebot
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