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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Geschlechterfolgen durchzustehen hatten, sowohl Ramen wie auch Ranyhyn, geriet die Kunst des ›Markknetens‹ in Vergessenheit.« Seine Stimme sank mit den letzten Worten herab, und gleich darauf begann er leise zu singen:
     
    »Stein und See sind tief im Leben ...«
     
    Ringsum entstand ein Schweigen respektvoller Aufmerksamkeit. Die Heimständigen in der Nähe blieben stehen, um zuzuhören. Kurze Zeit später deutete einer davon nach draußen, und als Covenant in die Richtung spähte, wohin er wies, sah er Lithe munter übers Gras kommen. In ihrer Begleitung befanden sich Lord Mhoram sowie ein wunderschöner rotgrauer Ranyhyn. Der Anblick heiterte Covenant auf. Er leerte den Frühjahrswein, indem er Mhoram zuprostete. »Ja«, sagte Schaumfolger, als er Covenants Blick bemerkte, »heute vormittag ist viel geschehen. Hoch-Lord Prothall hat's vorgezogen, sich den Ranyhyn nicht zur Wahl zu stellen. Er meinte, seine alten Knochen kämen mit einem geringen Reittier besser zurecht – was hieß, vermute ich, er befürchtete, seine ›alten Knochen‹ könnten von den Ranyhyn als Ärgernis empfunden werden. Aber ich wäre wohlberaten, seine Kraft nicht zu unterschätzen.«
    Covenant hörte durch Schaumfolgers Worte einen Strom von Andeutungen fließen. »Prothall wird nach diesem Unternehmen abdanken«, sagte er geistesabwesend. »Falls es gelingt.«
    Die Augen des Riesen lächelten belustigt. »Ist das Prophetie?« Covenant hob die Schultern. »Du weißt's so gut wie ich. Er verbringt viel Zeit damit, darüber zu grübeln, daß er Kevins Lehre nicht gemeistert hat. Er hält sich für einen Versager. Und das wird er auch weiterhin denken, selbst wenn er den Stab des Gesetzes zurückholt.«
    »Wahrhaftig, Prophetie.«
    »Kein Grund zum Lachen.« Covenant überlegte, wie sich die Resonanz, welche die Tatsache bei ihm fand, daß Prothall seine Chance bei den Ranyhyn ausgeschlagen hatte, erklären ließ. »Aber egal. Erzähl mir, wie das mit Mhoram lief.«
    »Lord Mhoram, Variols Sohn, ist am heutigen Tag vom Ranyhyn Hynaril auserwählt worden, der auch Tamarantha trug, Variols Gemahlin«, berichtete Schaumfolger hocherfreut. »Die großen Pferde gedenken ihrer voller Verehrung. Die Ramen sagen, daß kein Ranyhyn je zuvor zwei Reiter getragen hat. Wahrscheinlich, in den Ebenen von Ra hat eine Zeit der Wunder Einzug gehalten.«
    »Wunder«, wiederholte Covenant leise. Ungern erinnerte er sich an die Furcht, mit der ihm die Ranyhyn begegneten; er starrte in die Flasche, als betrüge sie ihn durch ihre Leerheit. Einer der Heimständigen, die nahebei standen, näherte sich ihm mit einem Krug. Er erkannte Gay. Sie schritt durch die Blumen, blieb dann stehen. Als sie merkte, daß er sie ansah, senkte sie ihren Blick. »Ich würde deine Flasche auffüllen«, sagte sie, »aber ich sorge mich, deinen Unwillen zu erregen. Du wirst in mir ein Kind sehen.«
    Covenant schnitt ein finsteres Gesicht. Ihr Verhalten wirkte auf ihn wie eine Zurechtweisung, und seine Haltung versteifte sich etwas. »Vergiß gestern abend«, sagte er mit einer Anstrengung, die seiner Stimme formelle Kühnheit verlieh. »Es war nicht deine Schuld.« Unbeholfen streckte er ihr die Flasche entgegen. Sie trat zu ihm und füllte mit leicht zittrigen Händen Frühjahrswein hinein. »Ich danke dir«, sagte er laut und deutlich. Einen Moment lang schaute sie ihn aus geweiteten Augen an. Dann verzog sich ihr Gesicht zu einer Miene der Erleichterung, und sie lächelte. Ihr Lächeln erinnerte ihn an Lena. Bedächtig, als wäre es eine Bürde, vor der er sich nicht drücken mochte, gab er ihr ein Zeichen, daß sie sich setzen möge. Sie nahm mit überkreuzten Beinen am Fußende seiner Lagerstatt Platz und strahlte aufgrund der Ehre, die ihr der Ring-Than erwies, übers ganze Gesicht. Covenant versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, worüber er mit ihr plaudern konnte, aber ehe er einen geeigneten Einfall hatte, sah er Streitwart Quaan Menschenheim betreten. Quaan kam auf direktem Wege und in breitem Gang, als müsse er sich gegen Covenants Blick stemmen, auf ihn zu, und als er den Zweifler erreichte, wartete er nur eine Sekunde lang, bevor er ihn anredete.
    »Wir haben uns Sorgen gemacht. Leben benötigt Nahrung. Bist du wohlauf?«
    »Wohlauf?« Covenant spürte, daß die zweite Flasche Frühjahrswein seine Wangen erhitzte. »Kannst du's nicht sehen? Ich kann dich sehen. Du bist so gesund und stark wie eine Eiche.«
    »Du bist uns verschlossen«, antwortete Quaan im

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