Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Nordlandhöhen. Von Ort zu Ort ist des Landbruchs Höhe unterschiedlich. Aber er verläuft quer durchs gesamte Land und erlaubt uns nicht, zu vergessen.«
    Die Rauheit der Stimme des Lords verstärkte Covenants Unbehagen noch. Während die Truppe dahinzog, hielt er seinen Blick in den Westen gerichtet, verankerte sich zum Schutz gegen seine instinktmäßige Furcht vor Höhen vertrauensvoll in der Wildnis.
    Noch im Laufe des Vormittags änderte sich das Wetter. Ganz plötzlich pfiff ein scharfer Wind voller grimmiger, widernatürlicher Anklänge aus dem Norden heran. Binnen weniger Augenblicke fegten schwarze Wolken über den Himmel. Blitze durchfauchten die Luft, Donner rollte übers Land wie das Mahlen von Findlingen. Dann stürzte aus dem aufgewühlten Himmel Regen, der einem Wutanfall glich – schlug mit wilder Wucht herab, bis er Schmerzen bereitete. Die Pferde senkten die Köpfe, als müßten sie sich unter der Peitsche ducken. Ströme von Wasser prasselten herunter auf die Reiter, durchtränkten und blendeten sie. Mähnenhüter Lithe schickte die Seilträger zur Auskundschaftung des Weges voraus, damit die Truppe nicht über den Landbruch abstürzte. Prothall hob seinen Stab hoch empor und ließ ein helles Feuer aus der Spitze lodern, damit seine Begleiter einander nicht verloren. Das Aufgebot drängte sich zusammen, und die Bluthüter verteilten rundum die Ranyhyn, damit sie das Ärgste abfingen. Gegen die weißen Erhellungen der Blitze wirkte Prothalls Flamme winzig und bedeutungslos, und in der Höhe krachten solche Donnerschläge, als explodierten die Wolken infolge dieser Torheit. Covenant duckte sich über Duras Rücken nieder, zuckte bei jedem Blitz zusammen, als sei der Himmel aus Stein und der Donner dessen Zerspringen. Er konnte die Seilträger nicht sehen, wußte nicht, was ringsum geschah; ununterbrochen befürchtete er, Duras nächster Schritt könne ihn über den Rand der Klippe befördern. Er heftete seinen Blick krampfhaft auf Prothalls Flamme, als sei sie die einzige Rettung vorm Untergang. Das Geschick und die bloße Zähigkeit der Ramen brachten das Aufgebot durch, hielten es in der Richtung zum Donnerberg. Aber die Fortsetzung des Weges glich einer Wanderung mitten durchs Niederbrechen des Himmels. Die Reiter konnten ihrer Richtung nur sicher sein, indem sie sich genau dem Sturm entgegenstemmten. Der Wind jagte ihnen den Regen ins Gesicht, bis sie meinten, ihren Augen seien die Wimpern weggerissen, die Wangen ihnen zerfetzt worden. Die kalte Nässe machte die Gliedmaßen steif, lähmte sie langsam wie Totenstarre. Aber sie zogen weiter, als versuchten sie eine steinerne Mauer mit ihren Stirnen einzudrücken. Volle zwei Tage lang kämpften sie sich so vorwärts – fühlten sich unterm Herabprasseln des Regens aufweichen. Doch sie konnten Tag und Nacht nicht voneinander unterscheiden, sahen vor sich nichts als ständiges düsteres, rumpelndes, wüstes, unversöhnliches Unwetter. Sie ritten bis zur vollständigen Erschöpfung – rasteten im Stehen, bis zu den Knien in Wasser und Schlamm, an die Zügel der Pferde geklammert, aßen patschnasse Brocken von Speisen, halb angewärmt durch Lillianrill -Feuer, die Birinair nur mit äußerster Mühe erhalten konnte, zählten die Truppe immer wieder durch, um sicherzugehen, daß sie niemanden verloren hatten, ritten weiter, bis wieder Erschöpfung sie zu einem Halt zwang. Bisweilen war ihnen zumute, als hielte nur Prothalls schwache bläuliche Flamme sie noch am Leben. Dann trat Lord Mhoram unter die Truppe. Im fahlen Leuchten der Blitze wirkte sein Gesicht von der Nässe verwaschen wie ein gescheitertes Schiff; aber er ging vom einen zum anderen Mitglied des Aufgebots, rief durch das Heulen des Windes und Prasseln des Regens, durch den fürchterlichen Donner.
    »Seibrich ... Sturm gegen uns! Aber er ... sich getäuscht. Größte Kraft des Unwetters ... weiter westlich! Sei beherzt! Gutes Omen ... für uns!«
    Covenant fühlte sich zu schwach und zu durchfroren, um zu reagieren. Doch er hörte das Übermaß an Mut hinter den Worten. Als die Truppe erneut weiterzog, blinzelte er so eindringlich hinüber zu Prothalls Flamme, als schaue er in ihr ein Mysterium. Der Kampf gegen die Elemente dehnte sich aus, erstreckte sich hinaus über den Zeitpunkt der Unerträglichkeit. Mit der Zeit verwandelte sich die Vorstellung von Erträglichkeit in einen abstrakten Begriff – einen bloßen Gedanken, zu nichtig, um Überzeugungskraft zu besitzen. Das Peitschen

Weitere Kostenlose Bücher