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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hatte sich nach Norden gewandt, um die Lords bei Kurash Plenethor, heute Trothgard genannt, zum Endkampf zu zwingen.
    In der Gegenwart von soviel altem Tod ritten die Reiter leiser dahin. Aber während der ersten paar Tage sangen sie noch ihre Lieder, davon mehrmals die Ballade von Berek Halbhand und den Feuerlöwen des Donnerbergs. In diesem Ödland hatte Berek Halbhand gekämpft, den Tod seiner Freunde, den Verlust seiner Finger in der Schlacht mitansehen und erleiden müssen. Hier lernte er die Verzweiflung kennen und floh zu den Hängen des Gravin Threndor oder Pik Feuerlöwen. Und dort hatte er sowohl Erdfreundschaft wie auch Erdkraft gefunden. Die Ballade spendete kraftvollen Trost, und die Reiter sangen den Refrain gemeinsam, als wollten sie ihn für sich selbst zur Wahrheit machen:
     
    »Berek! Erdfreund! Der Heimat Recke, hochverwegen!
    Waffenbruder gegen der Unholde Hand!
    Gunst schenkt die Erde, wo sich Kühne regen,
    dein Herz erschalle, Erdfreund! Heil und Segen!
    Läutere von Blut, Tod und Weh das Land!«
     
    Sie benötigten diesen Trost. Die schwer heimgesuchte, verheerte Hauptkampfzone der alten Kriege wirkte, als wolle sie Bereks Sieg zu einer Illusion degradieren, unmißverständlich klarstellen, daß all seine Erdfreundschaft, sein Stab des Gesetzes und sein Stammbaum der Lords, seine gewaltigen Taten und die Werke seiner Nachkommen zu nichts geführt hatten als schäbigem Gras, geschwärzten Felsen und Staub – daß die wahre Geschichte des Landes hier niedergeschrieben war, in der kargen oberen Erdschicht und den Steinen, die wie Trümmer einstiger Gräber von den Ebenen von Ra bis zum Donnerberg, von Andelain bis zum Landbruch lagen. Die Atmosphäre dieser Region erregte Schaumfolger. Er strebte an Covenants Seite mit einem Gebaren verhohlener Hast dahin, als unterdrücke er ein Verlangen, in schnellen Lauf zu verfallen. Und er redete unaufhörlich, offenbar darum bemüht, seine Gemütsverfassung durch eine Fülle von Geschichten und Legenden aufzubessern. Anfangs waren seine Anstrengungen den Reitern angenehm, linderten ihre immer stärker bemerkbare düstere Stimmung, in der sie merklich nach Aufheiterung gierten, zeitweilig etwas, als seien seine Bemühungen Schatzbeeren der Entspannung. Aber die Mitglieder des Aufgebots sahen vor sich die trostlose schwarze Aussicht namens Seibrich Felswürm, in die Katakomben des Donnerbergs genistet wie ein Erdübel. Am vierten Tag nach Überquerung der Wanderlustfurt war Covenant zumute, als müsse er im unablässigen Reden des Riesen ertrinken; die Stimmen der Krieger ertönten, wenn sie sangen, eher flehentlich als zuversichtlich – wie Pfeifen in unerbittlicher Nacht. Dank der Unterstützung der Ramen fand Prothall jedoch einen Weg zur möglichst schnellen Durchquerung der rauhen Landschaft. Lange nach dem Sonnenuntergang des vierten Tages – als der geschwollene Mond bereits hoch und häßlich am Abendhimmel stand – schlug das Aufgebot ermattet ein Lager direkt am Rand des Landbruchs auf. In der folgenden Morgendämmerung widerstand Covenant der Versuchung, hinzugehen und über die ungeheure Klippe hinabzublicken. Er hätte gern einen Eindruck vom Unterland, den verwüsteten Ebenen und der Sarangrave-Senke erhalten – Gegenden, um die sich in den vergangenen Tagen Schaumfolgers Reden gedreht hatten. Aber er hegte keine Absicht, einen Schwindelanfall zu riskieren. Die schwache Stabilität seines Handelns deckte keine Gefährdungen aus Leichtsinn. Deshalb blieb er am Lagerplatz, während die meisten seiner Begleiter an den Rand gingen, um übers Unterland auszuschauen. Aber später, als die Truppe weiterritt, nur einen Steinwurf weit vom Rand entfernt, bat er Lord Mhoram, ihm mehr vom Landbruch zu erzählen.
    »Ach, Landbruch«, sagte Mhoram gelassen. »Man erzählt, obwohl selbst die allerältesten Sagen dafür keine Verursachung liefern, daß die Landbruchklippe durch das Sakrileg entstand, daß übermächtige Übelgewalten tief unterm Donnerberg begraben worden sind. In Zuckungen, die sie bis ins Herz erschütterten, bäumte die Erde sich vor Abscheu gegen das Böse auf, das zu beherbergen man sie zwang. Und die Kraft dieses Widerwillens soll das Land gebrochen und ins Ober- und Unterland gespalten, es himmelwärts aufgeworfen haben. So reicht nun diese Klippe von fern im Südlandrücken, über den Landwanderer-Fall, durchs Herz des Donnerbergs bis mindestens ein halbes tausend Längen weit hinein ins unerforschte Winterland der

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