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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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bequem wie möglich machte, blieb er abseits und starrte hinüber zum Berg, als erkenne er in dessen vielen Dutzend Felsnischen und Klippen Geheimnisse. Leise sang er vor sich hin:
     
    »Nun sind wir Entwurzelte,
    ohne Wurzeln, Sprößlinge, Artverwandte.
    Von verheißungsvollen Rätseln
    ließen wir, setzten die Segel nach Haus,
    doch wehte des Lebens Wind wider uns,
    fürs Land überm Meer blieben wir Verlorene.«
     
    Hoch-Lord Prothall ließ das Aufgebot so lange rasten, wie er es in diesem offenen Gelände für vertretbar erachtete. Danach zogen sie für den restlichen Nachmittag noch weiter, hielten sich dabei an die Landbruch-Kante, als wäre sie ihre einzige Hoffnung. Vor dem Unwetter hatte Covenant erfahren, daß der einzige bekannte Zugang in die Katakomben unterm Donnerberg durch die westwärtige Schlucht des Seelentrostflusses führte – die sogenannte Verräterschlucht, die felsige Kluft, die den Fluß verschlang, bloß um ihn ostwärts wieder ins Unterland auszuspeien, durch versteckte, turbulente Tiefen, die ihn in den Unflatfluß umwandelten, ein Wasser, das grau war vom Unrat und den Abfällen aus den Schrathöhlen. Daher lag Prothalls Hoffnung in der Annäherung aus südöstlicher Richtung. Er glaubte, daß das Aufgebot, indem es an der Südseite des Donnerbergs anlangte und sich dann von Osten her der Verräterschlucht näherte, unbemerkt den Westrand der Schlucht erreichen konnte. Aber er ging keine unnötigen Risiken ein. Der Gravin Threndor zeichnete sich bedrohlich riesig gegen den Himmel ab, und er schien sich bereits gefährlich über die Truppe zu neigen, als lasse selbst sein Gipfel sich durch Seibrichs Bösartigkeit beugen. Es drängte die ermüdeten Ramen, ihre ganze Geschicklichkeit aufzuwenden, um einen günstigeren Weg entlang des Landbruchs zu bestimmen; und er ließ die Truppe bis nach Sonnenuntergang weiterreiten. Die gesamte Zeit hindurch ritt er greisenhaft zusammengesunken dahin, saß matt und altersschwach im Sattel, seinen Kopf geneigt, als halte er den Nacken für einen Axthieb hin. Allem Anschein nach hatte es ihn alle Kräfte gekostet, seine Begleiter durch den Sturm zu leiten. Wenn er sprach, rasselten ihm die vielen Jahre in der Kehle.
    Am nächsten Morgen erschien die Sonne am aschgrauen Himmel wie eine offene Wunde. Über der Erde hingen graue Wolkenbänke, und von den Hängen des Donnerbergs strich ein unsteter Wind herab wie ein Stöhnen. Weithin im Ödland standen Tümpel von Regenwasser, als weigere sich die Erde, das Naß zu trinken, überließe es statt dessen der Fäulnis. Und als sie sich fertig zum Weiterreiten machten, vernahmen die Mitglieder des Aufgebots tief aus dem Fels ein dunkles Wummern wie von einem Trommelwirbel. Sie konnten die Schläge in ihren Füßen, ihren Kniegelenken spüren. Das war die Trommel, die zum Kriege rief. Der Hoch-Lord reagierte darauf wie in Beantwortung eines persönlichen Aufrufs. »Melenkurion« , rief er laut und deutlich. »Erhebt euch, Kämpen des Landes! Ich höre die Trommeln der Erde! Dies ist das Großwerk unserer Zeit!« Er schwang sich auf sein Pferd, daß sein blaues Gewand wehte.
    »Heil, Hoch-Lord Prothall!« rief im Ton des Frohlockens Streitwart Quaan. »Wir folgen dir voller Stolz!«
    Prothalls Schultern strafften sich. Sein Pferd stellte die Ohren auf, hob den Kopf, tat ein paar tänzelnde Schritte, so großtuerisch, als sei es ein Ranyhyn. Bei diesem Anblick wieherten die Ranyhyn heiter, und die Truppe schloß sich Prothall kühn an, als wären die Geister der alten Lords in sie gefahren. Zum unablässigen eingegrabenen Dröhnen von Trommeln legte das Aufgebot den Weg zu den Hängen des Donnerbergs zurück. Während es sich einen Pfad zwischen dem zusehends höher aufgehäuften Gesteinsschutt suchte, der den Berg umgab, begleitete sie der lautstarke unterirdische Ruf wie ein Ausatmen des Trotzes. Doch als sie die ersten zerschlagenen Abhänge des Pik Feuerlöwen hinaufstiegen, vergaßen sie die Trommeln; sie mußten ihre Aufmerksamkeit voll dem Anstieg widmen. Die Vorhügel glichen einem zerbröckelten steinernen Mantel, den sich der Donnerberg in längst vergangenen Zeiten von den Schultern geschüttelt hatte, und der westwärtige Weg über die Bergseite war unerhört beschwerlich. Immer wieder sahen sich die Reiter dazu gezwungen, von ihren Pferden zu springen und sie über heikle Anhöhen oder graue Halden durcheinandergeworfenen, aschfarbenen Gesteins zu führen. Aufgrund der Schwierigkeit des Geländes

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