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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Bodengestein die Schwingungen der Trommeln ausblieben. Er schaute am Lagerplatz umher und sah Tuvor mit Hoch-Lord Prothall in geflüsterter Unterhaltung. Gleich darauf begann Tuvor die Schlafenden zu wecken. Bald waren die Krieger auf den Beinen und in Bereitschaft. Covenant trug sein Messer im Gürtel, seinen Stab in der Hand. Birinair hatte an einem Stab eine kleine Flamme entfacht, die nun an dessen oberem Ende flackerte, und in ihrem ungewissen Licht standen Mhoram und Prothall mit Mähnenhüter Lithe, Streitwart Quaan und dem Blutmark zusammen. Düstere Schatten huschten wie ein Wechselspiel von Furcht und Entschlossenheit über Prothalls Gesicht.
    »Nun ist unsere letzte Stunde unter freiem Himmel angebrochen«, sagte er mit vom Alter schwächlicher Stimme. »Der Abmarsch von Seibrichs Heer ist beendet. Jene von uns, die in des Donnerbergs Katakomben hinabzusteigen wünschen, müssen nun gehen. Wir müssen diese Gelegenheit nutzen, um in sie einzudringen, solange Seibrichs Aufmerksamkeit anderen Dingen gilt – bevor er feststellen kann, daß wir nicht sind, wo er uns wähnt. Für jene, die es sich anders überlegen möchten, ist's jetzt an der Zeit der Entscheidung. Sollten wir in den Schrathöhlen scheitern, kann es weder Rückzug noch Flucht geben. Das Aufgebot hat unserer Sache bereits tapfer gedient. Niemand braucht Scham zu empfinden, wenn er nun zurückweicht.«
    »Kehrst du um, Hoch-Lord?« erkundigte sich Quaan in bedächtigem Tonfall.
    »O nein«, sagte Prothall und seufzte. »Die Hand dieser Zeiten ruht auf mir. Ich darf's nicht wagen zu wanken.«
    »Kann denn ein Fähnlein des Kriegsheeres der Herrenhöh zurückweichen«, meinte daraufhin Quaan, »wenn der Hoch-Lord ihm vorauszieht? Niemals!«
    »Niemals!« bekräftigte wie ein Echo das ganze Fähnlein.
    Covenant überlegte, wo Schaumfolger war, wie sich der Riese zu verhalten beabsichtige. Was ihn selbst anging, so war er intuitiv davon überzeugt, keine Wahl zu besitzen, daß sein Traum ihn nur über das Hilfsmittel Stab des Gesetzes freigab. Oder durch den Tod.
    Im nächsten Moment meldete sich Mähnenhüter Lithe, an Prothall gewandt, zu Wort. Ihr Kopf war zurückgelegt, ihre schlanke Gestalt angespannt, als wolle sie zerspringen. »Ich habe mein Wort gegeben. Eure Pferde werden versorgt. Die Seilträger werden sie in der Hoffnung auf eure Wiederkehr bereithalten. Aber ich ...« Sie schüttelte ihr verknüpftes Haar, wie um sich zu verteidigen. »Ich werde mit euch gehen. Unter die Erde.« Mit einer nachdrücklichen Gebärde erstickte sie Prothalls Einspruch im Keim. »Du bietest ein Beispiel, dem ich folgen muß. Wie könnte ich je wieder vor einen Ranyhyn treten, wenn ich nach so langem Marsch umkehre, sobald die Gefahr groß wird? Und ich empfinde noch etwas. Die Ramen kennen den Himmel, die weite Erde. Wir kennen den Himmel und das Gras. Wir irren im Dunkeln nicht vom Wege ab ... die Ranyhyn haben unsere Füße Sicherheit gelehrt. Ich spüre, daß ich meinen Weg immer finden werde ... jedenfalls im Freien. Vielleicht bedürft ihr meiner, wenngleich ich den Ebenen von Ra und mir selbst fern bin.«
    Die Schatten verunstalteten Prothalls Miene zu einer Grimasse, aber er antwortete gefaßt: »Ich danke dir, Mähnenhüter. Die Ramen sind tapfere Freunde des Landes.« Er ließ seinen Blick über die ganze Versammlung schweifen. »Dann kommt. Das Ergebnis unserer Suche harrt unser. Was immer aus uns werden mag – solange es Menschen gibt, die singen, werden sie davon singen, daß das Land in dieser dunklen Stunde wohl verteidigt worden ist. Nun seid getreu bis zuletzt.« Ohne irgendeine Antwort abzuwarten, trat er aus dem blutigen Mondschein in die Mündung vom Hohlweg zur Schlucht. Die Krieger ließen Covenant ihrer Truppe hinter den beiden Lords vorangehen, als räumten sie ihm einen Ehrenplatz ein. Prothall und Mhoram blieben Seite an Seite; und als sie den Verräterschlucht-Ausguck erreichten, sah Covenant zwischen ihnen Schaumfolger am Rand der Klippe stehen. Der Riese stützte seine Handflächen oberhalb seiner Kopfhöhe an beide Felswände. Er wandte den Lords den Rücken zu; er starrte hinunter ins trostlose, rötlich verfärbte Schäumen des Flusses. Seine Riesengestalt hob sich finster gegen den zinnoberroten Himmel ab.
    »Hier bleibe ich«, sagte er bei der Annäherung der Lords, als spräche er zu ihnen aus der Schlucht. »Auf meiner Wache. Ich gebe euch Rückendeckung. Solange ich lebe, wird Seibrichs Heer euch nicht im Donnerberg

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