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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einschließen.« Einen Augenblick später machte er eine Ergänzung, die klang, als habe er plötzlich den eigenen Boden erspäht. »Hier kann ich die Schrathöhlen nicht riechen.« Doch seine nächste Äußerung besaß schon wieder einen Widerhall seines alten Riesen-Humors. »Die Katakomben sind nicht dafür geschaffen, Geschöpfe in der Gestalt von Riesen aufzunehmen.«
    »Du hast dich klug entschieden«, sagte Prothall leise. »Wir brauchen deinen rückwärtigen Schutz. Aber bleibe nicht über den Vollmond hinaus hier. Sind wir bis dahin nicht zurückgekehrt, darfst du davon ausgehen, daß wir verloren sind, und du mußt dich heimwärts sputen, um dein Volk zu warnen.«
    Schaumfolger antwortete wie auf eine ganz andere Rede: »Gedenkt des Friedensschwurs. In dem Irrgarten, den ihr betreten werdet, ist er die Richtschnur eures Überlebens. Er bewahrt euch wider des Seelenpressers Trachten, mag es auch noch so verborgen und wüst sein. Gedenkt des Friedensschwurs. Es kann sein, daß Hoffnung irreleitet. Aber Haß ... Haß verdirbt. Ich unterwarf mich meinem Haß zu rasch. Ich bin dem gleich geworden, das ich verabscheue.«
    »Hab ein wenig Achtung vor der Wahrheit«, entgegnete Mhoram barsch. Die unvermutete Schroffheit seines Tons verdutzte Covenant. »Du bist Salzherz Schaumfolger von den Riesen der Wasserkante, Steinbruder der Menschen des Landes. Diesen Namen kann dir nichts nehmen.«
    Aber Covenant hatte in den Worten des Riesen kein Selbstmitleid gehört – nur Erkenntnis und Trauer. Schaumfolger sagte nichts mehr. Er stand so reglos wie die steinernen Wände, an die er sich stützte – stand da wie eine Statue, aus dem Fels gehauen, um den Ausguck zu bemannen. Die Lords widmeten ihm keine Zeit mehr. Die Nacht fing bereits an zu weichen, und sie wollten den Berg betreten, ehe Tageslicht herrschte. Das Aufgebot ordnete sich endgültig. Prothall, Birinair und zwei Bluthüter stellten sich hinter Blutmark Tuvor auf. Danach kamen Mhoram, Lithe, Bannor, Covenant und Korik. Ihnen folgten Streitwart Quaan, seine vierzehn Krieger sowie zum Schluß die übrigen vier Bluthüter. Sie waren bloß neunundzwanzig gegen die ganze unbekannte Machtfülle Seibrich Felswürms. Man führte einen Strang aus Clingor von Tuvor bis hinten zum letzten Bluthüter. Im Gänsemarsch stiegen sie die glitschige Treppe hinab in die Verräterschlucht.

22
     

Die Katakomben des Donnerbergs
     
     
    Seibrichs Mond erbitterte die Nacht wie eine Zusammenklumpung von Galle. Unter ihm peitschte und röhrte der Fluß durch die Verräterschlucht, als solle er darin zermalmt werden. Der Sprühnebel und schleimig-feuchtes Moos machten die Treppe, die vom Ausguck hinabführte, so trügerisch wie Schlick. Covenant sträubten sich vor Bestürzung schier die Haare. Anfangs, als er an die Reihe kam, sich auf die Stufen zu wagen, war er aus Furcht nachgerade gelähmt. Aber als Bannor ihm anbot, ihn zu tragen, hatte sein Stolz ihn in Bewegung gesetzt. Zusätzlich zur Sicherung durch den Clingor -Strang hielten Bannor und Korik seinen Stab für ihn wie ein Geländer. Er stieg qualvoll mühsam in die Schlucht hinunter, als läge ihm daran, nach jedem Schritt seinen Fuß auf dem Stein der Stufe festzusaugen. Die Treppe senkte sich unregelmäßig von der Klippe hinab in die Felswand der Schlucht. Bald kletterte das ganze Aufgebot in den lauten Abgrund, geleitet nur von Birinairs schwachem Fackelschein. Der dunkelrote Schaum auf dem Fluß schien wie eine gierige Geißel zu ihnen aufzugischten, als sie sich dem Uferpfad näherten. Jede Stufe war glitschiger als die vorherige. Covenant hörte hinter sich ein Aufkeuchen, als einer der Krieger ausglitt.
    Der gedämpfte Laut verbreitete Schrecken wie das Schwuppen einer Armbrust. Aber die Bluthüter, die dem Clingor -Strang seinen wesentlichen Halt verliehen, waren ihrer Sache sicher; gleich darauf stand der Krieger wieder fest auf den Beinen. Der Abstieg schleppte sich hin. Covenants Fußknöchel begannen aufgrund der immer merklicheren Unsicherheit seiner Füße zu schmerzen. Er versuchte, seine Fußsohlen mit dem Fels zu verschmelzen, durch reine Willenskraft zu Bestandteilen des Gesteins zu machen. Und er umklammerte den Stab, bis seine Handflächen vom Schweiß so rutschig waren, daß der Stab sich ihm entziehen zu wollen schien. Seine Knie fingen an zu zittern. Aber Bannor und Korik hielten ihn aufrecht. Die Entfernung zum Uferpfad schrumpfte. Nach etlichen scheinbar sehr langen, recht schlimmen Momenten

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