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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich wieder dunkelrot zu zeigen begann, legten sie ihre Stäbe parallel dazu vor sich auf den Stein. Danach rollten sie die Stäbe direkt unter den schillernden Wall aus Energie. Für einen Moment voller atemloser Spannung verharrten sie in einer Haltung, als befanden sie sich in andächtigem Gebet, als beschwörten sie ihr Holz, die energetische Strömung vor ihren Gesichtern zu unterbrechen. Im roten Schimmer entstand ein Flackern, bei dessen Anblick allen das Herz zu stocken drohte. Doch die Lords sangen weiter – und gleich darauf hatte das Warnwort sich wieder stabilisiert. Dann nahmen sie allen Mut zusammen und den schwierigsten Teil ihrer Aufgabe in Angriff. Sie begannen die nach innen gekehrten, einander gegenüber befindlichen Enden ihre Stäbe anzuheben. Mit einem stoßartigen Einatmen des Staunens und der Bewunderung sah das Aufgebot, wie der untere Rand des Warnworts sich langsam aufwärts krümmte, schließlich eine zeltartig spitze Lücke aufwies. Als die Spitze der Bresche ungefähr einen halben Meter hoch war, verharrten die Lords. Augenblicklich stürmten Bannor und zwei andere Bluthüter auf die Brücke, entrollten im Laufen einen Clingor -Strang. Einer nach dem anderen krochen sie durch die Lücke und beförderten das andere Ende des Strangs auf festen Untergrund jenseits der Brückenwölbung.
    Sobald Bannor das Clingor -Ende befestigt hatte, übernahm Mhoram es, außer dem eigenen auch Prothalls Stab zu halten. Der Hoch-Lord wand sich durch die Öffnung und hielt dann die beiden Stäbe für Mhoram. Als Mhoram wieder seinen Platz neben Prothall eingenommen hatte, war schon der alte Birinair zur Stelle und bereit zum Durchkriechen. Hinter ihm schlüpfte in raschem Gänsemarsch das gesamte Fähnlein durch das Loch im Warnwort, gefolgt von Quaan und Lithe. Nacheinander begaben sich Tuvor und Terrel auf die andere Seite und schlangen ihre beiden Clingor -Stränge um die zwei Lords überm Abgrund. Dann schlangen die restlichen Bluthüter in aller Eile das diesseitige Ende des längeren allgemeinen Clingor -Strangs um Covenant und entfernten sich durch die Lücke. Da stand er nun allein. Aus Ärger und Furcht von kaltem Schweiß bedeckt, ging er den Brückenbogen hinauf. Er spürte das Vorhandensein der zwei Steinlicht-Säulen so zudringlich, als gafften sie ihn an. Er beschritt die vordere Hälfte der Brückenwölbung regelrecht wutentbrannt, verfluchte Foul, verfluchte sich selbst für seine Furcht. Dem Abgrund widmete er keinen Blick. Er starrte die Bresche an, rammte seine Wut sozusagen in sie als Brennpunkt und näherte sich dem schimmernden Vorhang aus energetischem Gewebe. Indem er vorwärtsschritt, begann der Ring an seiner Hand zu schmerzen. Die Brücke schien schmaler zu werden, als schmölze sie unter ihm hin. Das Warnwort rückte heran, beherrschte immer mehr sein Blickfeld. Aber er bewahrte Halt an seinem Zorn. Gerade als Leprakranker! Er gelangte an die Lücke, kniete sich hin, blickte für einen Moment die Lords auf der anderen Seite an. Ihre Gesichter strömten von Schweiß, ihre Stimmen zitterten, während sie sangen. Er krampfte seine Hand um Baradakas' Stab und kroch durch die Öffnung. Als er unterm Warnwort durchrutschte, hörte er ein kurzes, feines Schrillen, dem Winseln eines überlasteten elektrischen Widerstands ähnlich. Im selben Augenblick schoß eine kalte rote Flamme aus seinem Ring. Doch dann war er durch, und die Brücke und das Warnwort waren unversehrt. Er wankte die andere Hälfte der Brückenwölbung hinunter, warf den Clingor -Strang von sich. Sobald er sich in Sicherheit befand, drehte er sich gerade so lange um, daß er Prothall und Mhoram ihre Stäbe unterm Warnwort hervorrollen sah. Dann stapfte er aus dem Gewölbe der Schrathöhlenbrücke in den dunklen Stollen, worin der Pfad weiterverlief. Gleich darauf spürte er neben seiner Schulter Bannors Gegenwart, aber er blieb nicht stehen, bis die Dunkelheit, in die er sich stemmte, so vollkommen war, daß sie undurchdringlich wirkte.
    »Ich möchte allein sein«, stöhnte er voller Verbitterung und angestauter Furcht. »Warum läßt du mich nicht allein?«
    »Du bist Ur-Lord Covenant«, erwiderte Bannor mit dem gemäßigten Zungenschlag seiner Haruchai -Tonlage. »Wir sind die Bluthüter. Dein Leben steht unter unserem Schutz.«
    Covenant starrte in die ungelinderte Finsternis ringsherum und dachte über die unnatürliche Festigkeit der Bluthüter nach. Welche verbindliche Gesetzmäßigkeit ließ ihr Fleisch weniger

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