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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ähnlich, die Atiaran ›Güldenblatt‹ nannte – wie auch dichtes, verzweigtes Gesträuch und Blumen, umgaukelt von Schmetterlingen. All diese farbenfrohe Pracht – die Bäume, das Heidekraut, das Farnkraut, die Aliantha , die Blumen und der endlose azurblaue Himmel – bebte im Eifer des Frühlings, der üppigen, überschwenglichen Wiedergeburt der Welt. Covenant jedoch war außerstande, aus diesen Dingen Kraft zu schöpfen. Aus Erschöpfung war er blind und taub, vollkommen unzugänglich. Wie ein Büßer trottete er den ganzen Nachmittag lang hinter Atiaran her.
    Als der Tag endlich endete, legte Covenant das letzte Längenmaß benommen torkelnd zurück, aber diesmal schwanden ihm, anders als am Vortag, nicht noch auf den Beinen die Sinne; er fiel nur, als Atiaran anhielt und ihr Bündel von der Schulter streifte, ins Gras wie ein gefällter Baum. Seine überlasteten Muskeln zuckten, als wären sie über die Zumutung, die er ihnen antat, entrüstet; er konnte sie ohne gewaltsame Anstrengung nicht beruhigen. In seiner unfreiwilligen Rastlosigkeit half er Atiaran, indem er die Decken auspackte, während sie kochte. Während des Abendessens sank über den Ebenen die Sonne, bedeckte das Grasland mit Streifen aus Schattendüsternis und Blaßlila; und als die Sterne an den Himmel traten, streckte er sich aus und starrte zu ihnen empor, versuchte sich mit der Unterstützung von Frühjahrswein zu entspannen. Letztendlich entglitt er in den ersehnten Schlaf. Aber sein Schlummer war unruhig. Er träumte, daß er Stunde um Stunde durch eine Wüste stapfe, und unterwegs halte ihn eine höhnische Stimme dazu an, doch das taufrische Gras zu genießen. Der Traum wiederholte sich in schier endlosem Kreislauf, bis er spürte, daß er aus besessener Wut tatsächlich schwitzte. Als ihn die Morgendämmerung endgültig weckte, begrüßte er sie wie eine Unverfrorenheit gegenüber seiner geistigen Gesundheit.
    Er stellte fest, daß sich seine Füße bereits wieder abhärteten, und die Schnitte an seiner Hand waren schon nahezu verheilt. Der Schmerz war daraus gewichen. Seine Nerven jedoch waren und blieben nichtsdestotrotz wieder lebendig. Er konnte an den Zehen die Socken fühlen, er spürte an seinen Fingern den Wind. Mittlerweile begann die Direktheit dieser unerklärlichen Wahrnehmungen ihn zu ärgern. Sie waren Anzeichen von Gesundheit, Unversehrtheit – einer Lebenstüchtigkeit, ohne die auszukommen er in langen, erbärmlichen Monaten zu lernen versucht hatte – und schienen ihm entsetzliche Schlußfolgerungen aufdrängen zu wollen. Sie leugneten das Wirkliche seiner Krankheit. Und dabei war all das hier durch und durch außerhalb des Möglichen. Es gibt nur das eine oder das andere , redete er sich wutentbrannt ein. Beides kann es nicht geben. Entweder bin ich leprakrank oder nicht. Entweder hat sich Joan von mir scheiden lassen, oder es hat sie nie gegeben. Dazwischen gibt es nichts. Vor lauter Aufbietung an Überredungskraft knirschte er mit den Zähnen. Ich bin leprakrank , versicherte er sich mit allem Nachdruck. Ich träume. Das ist eine Tatsache. Der anderen Möglichkeit vermochte er nicht ins Auge zu sehen. Wenn er träumte, besaß er noch eine Chance, um seine geistige Klarheit zu retten, zu überleben, durchzuhalten, bis der Traum sein Ende nahm. Aber falls dieses Land Wirklichkeit war, real – ja, dann war seine langwierige Heimsuchung durch die Leprose nichts als ein Traum gewesen, dann war er bereits vollkommen wahnsinnig und stand außerhalb aller Hoffnung. Jeder beliebige Glaube war besser als diese Annahme. Es war besser, um ein geistiges Wohlergehen zu ringen, das noch als solches erkennbar war, als sich in eine ›Heilung‹ zu fügen, die jede vernünftige Erklärung überstieg.
    Er nagte etliche Meilen weit am harten Brocken dieser Überlegungen, während er hinter Atiarans Rücken dahinzog, aber jede weitere Erwägung brachte ihn nur zurück zu ebendiesem Standpunkt. Das Rätsel seiner Lepra war für ihn absolut genug an Rätselhaftigkeit, was er vertragen konnte oder als Tatsache anerkennen; es bestimmte seine Haltung zu jeder anderen Frage von Glaubhaftigkeit oder Unglaubhaftigkeit. Und im Rahmen dieser Haltung stapfte er in Atiarans Rücken mit einem Grimm dahin, als sei er dazu bereit, sie bei der geringsten Provokation anzufallen. Nichtsdestoweniger erbrachte ihm sein Dilemma zumindest einen Vorteil. Seine hautnahe Konkretheit und Eindeutigkeit errichtete so etwas wie eine Wand zwischen ihm und den

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