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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die Einschnitte bis auf die Knochen gegangen, und aus diesen Wunden sickerte noch Blut. Er richtete sich auf. Zum erstenmal seit dem Überfall schaute er Atiaran an. Sie stand ein paar Schritte weit von ihm entfernt, ihre Hände ineinander verschlungen auf ihr Herz gedrückt, als quäle sie sein Pochen. Ihr Blick ruhte auf ihm, als sei er ein Scheusal, und Andeutungen wilder, roher Kraft zeichneten ihre Miene. Er sah ihr deutlich an, daß sie dazu die Bereitschaft besaß, ihn notfalls unter Gewaltanwendung nach Schwelgenstein zu bringen. Sie beschämte ihn, reizte ihn zum Zorn. Streitsüchtig streckte er ihr seine verletzte Hand hin. »Ich brauche einen Verband.«
    Im ersten Moment verschärfte sich ihr fester Blick, als erwäge sie, ob sie sich auf ihn stürzen und ihn zurechtstauchen solle. Doch dann beherrschte sie sich und schluckte ihren Stolz hinunter. Sie ging zu ihrem Bündel, öffnete es und entnahm ihm einen Streifen weißen Tuchs, von dem sie, während sie zu Covenant zurückkehrte, ein Stück in ausreichender Länge abriß. Behutsam nahm sie seine Hand, untersuchte die Schnitte, nickte in offensichtlicher Zufriedenheit mit deren Zustand, dann wickelte sie den weichen Stoff eng um seine Finger. »Ich habe keine Heilerde«, sagte sie, »und es mangelt uns an Zeit, um danach zu suchen. Aber die Schnitte sehen harmlos aus und werden sauber verheilen.« Als sie fertig war, trat sie wieder zu ihrem Bündel und schwang es sich über die Schulter. »Komm!« sagte sie. »Wir haben Zeit verloren.« Ohne Covenant eines weiteren Blickes zu würdigen, begann sie den Marsch durch den Hohlweg fortzusetzen.
    Er blieb noch für einen Moment, wo er sich befand, ganz auf den Schmerz in seinen Fingern konzentriert, der eine Spur von Schärfe besaß, als steckte die Messerklinge noch in den Einschnitten. Doch er wußte jetzt damit zurechtzukommen. Die Dunkelheit war um einiges in den Hintergrund gewichen, und er vermochte ohne Anwandlungen von Panik in die Runde zu schauen. Dennoch war er nach wie vor besorgt. Er träumte genesene Nerven; ihm war bisher nicht klar gewesen, daß er so dicht vorm Zusammenbruch stand. In seiner ganzen Hilflosigkeit, während er nach dem Autounfall bewußtlos lag, war er in eine Krise geraten – in eine Krise seiner Überlebensfähigkeit. Um sie zu überwinden, benötigte er jedes bißchen Disziplin oder Kompromißlosigkeit, das er aufbieten konnte. Wie auf eine Eingebung bückte er sich und versuchte, mit seiner rechten Hand Triocks Messer aus dem Erdboden zu ziehen. Sein halbhändiger Griff glitt ab, als er es senkrecht herausreißen wollte, aber es gelang ihm, es durch Rütteln zu lockern und auf diese Weise aus dem Erdreich zu befreien. Das Messer war als Ganzes aus einem flachen Stein gefertigt und geschliffen worden, und das Griffstück war mit Leder umwickelt, um besseren Halt für die Faust zu gewährleisten; die Klinge wirkte, als sei sie scharf genug zum Rasieren. Er probierte es in dieser Hinsicht an seinem linken Unterarm aus und stellte fest, daß es Haare so gut abschnitt, als wäre die Klinge wie herkömmliche Rasierklingen eingefettet worden. Er schob sich das Messer unter den Gürtel. Dann rückte er sich das Bündel höher auf die Schulter und folgte der vorausgeeilten Atiaran.

9
     

Jehannum
     
     
    Noch ehe der Nachmittag verstrich, war Covenant wie hypnotisiert in lauter stumpfsinnigen Schwingungen der Pein aufgegangen. Der Gurt seines Bündels behinderte die Blutzirkulation in seinen Armen, verstärkte den Schmerz in der verletzten Hand; seine schweißfeuchten Socken verursachten ihm Blasen, denen gegenüber seine Zehen sich unbegreiflicherweise sehr empfindlich zeigten; Ermattung machte seine Muskeln schwer wie Blei. Aber Atiaran zog grimmig vor ihm dahin, ohne nachzulassen, den Hohlweg hinab, und er folgte ihr, als zerre ihre bloße Willenskraft ihn mit. Schließlich konnte er aus Erschöpfung nicht länger richtig sehen; er verlor jedes Gefühl der Zeit, Bewegung und alles andere, ausgenommen die Schmerzempfindung. Er merkte es kaum, als er einschlief, und er verspürte einen losgelösten, unpersönlichen Eindruck von Überraschung, als ihn endlich jemand wieder wach rüttelte. Da erst stellte er fest, daß er im Dämmerlicht auf dem Grund des Hohlwegs lag. Nachdem sie ihn geweckt hatte, reichte Atiaran ihm eine Schale voll heißer Suppe. Benommen verzehrte er sie. Als die Schale leer war, nahm Atiaran sie ihm ab und übergab ihm statt dessen eine große Feldflasche

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