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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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versauerten.
    »Zur Hölle«, knurrte er. Ist meine Lepra für sie so offenkundig? Aber warum begreift sie dann nicht ...? Er kehrte sich ab von ihrem aufmerksamen Blick, dachte über irgendeine Methode nach, um sowohl seine wie auch ihre Augen auf die Probe zu stellen. Einen Moment später bemerkte er einen Güldenblatt nahe unter einer Hügelkuppe, mit dem anscheinend irgend etwas nicht stimmte. In jeder Beziehung, die er äußerlich wahrnehmen und benennen konnte, wirkte der Baum normal, gesund, und doch vermittelte ihm sein Anblick einen Eindruck von innerer Fäulnis, eine unvermutete Anwandlung von Trauer. Er deutete hinüber und fragte Atiaran, was sie sehe.
    »Ich bin des Lillianrill unkundig«, antwortete sie sachlich, »doch kann selbst ich sehen, daß dieser Güldenblatt dem Tode geweiht ist. Fäule hat sein Herz ergriffen. Sind dir solche Dinge noch nie aufgefallen?« Er schüttelte den Kopf. »Aber wie lebt dann die Welt, aus der du stammst?« Ihre Stimme klang, als fände sie den Gedanken an einen Ort, wo die Gesundheit selbst unsichtbar war, reichlich trübselig. Er ging auf ihre Frage nur mit einem Achselzucken ein. Er hätte sie gerne mit der Frage provoziert, was sie ihm ansehen könne; doch da erinnerte er sich an ihre Äußerung: Du bist mir verschlossen . Nun verstand er ihre Bemerkung, und diese Erkenntnis bereitete ihm ein Gefühl der Erleichterung. Die Innerlichkeit seiner Krankheit war nach wie vor gegeben, unantastbar. Er winkte, daß sie den Marsch nach Norden fortsetzen könnten, und nach einem Moment des Zögerns schritt sie wieder voraus, und er folgte mit stillem Vergnügen. Für eine Zeitlang vergaß er angesichts von soviel Gesundheit sich selbst einmal.
    Ganz allmählich, während sich der Tag durch den Nachmittag in die Dämmerung und den Anbruch des Abends neigte, gewöhnte er sich daran, hinter den Formen und Farben, die sein Auge wahrnahm, Gesundheit zu erkennen. Noch zweimal drang der verräterische Geruch des Übels an seine Nase, doch bemerkte er nichts dergleichen im Bereich des Flüßchens, wo sich Atiaran zum Einrichten des abendlichen Lagers entschied. Er nahm an, daß er in Abwesenheit jenes Gestanks prächtig schlafen werde. Aber irgendwie verwandelte sich sein anfangs rosiger Traum von einem gesunden Geist in einem gesunden, schönen Körper in einem Alptraum, worin Gespenstergestalten ihre Leiber wie Häute abwarfen und sich als häßlich, verdorben, als Verächter enthüllten. Er war froh, als er endlich aufwachte. Und sah sich vor das Problem gestellt, sich ohne Spiegel rasieren zu müssen.
    Am sechsten Tag jedoch machte sich der Übelgeruch mit unerfreulicher Hartnäckigkeit bemerkbar, und in dem Maße, wie Atiaran und Covenant durch die Hügellandschaft nordwärts vordrangen, rochen sie ihn immer stärker. Noch am Vormittag durchnäßte ein kurzer, frühlingshafter Schauer ihre Kleidung, aber er vermochte den Geruch nicht aus der Luft zu verscheuchen. Der Geruch erfüllte Covenant mit Unbehagen, vertiefte seine Besorgnis, bis über seinem Herzen eine kalte Klinge der Bedrohung zu sitzen schien. Noch immer konnte er den Geruch nicht bestimmen, seine Herkunft nicht feststellen. Er schien hinter den Grasbüscheln zu lauern, den Dickichten aus Farnkraut, selbst hinter den Aliantha -Sträuchern, hinter der Lieblichkeit der Hügel, die von saftigem Leben strotzten, dem Gestank eines verwesenden Kadavers gleich, der irgendwo unmittelbar an der Grenze des Geruchssinns liegt. Schließlich konnte er ihn nicht länger stumm erdulden. Er holte auf und trat an Atiarans Seite. »Riechst du das?« fragte er.
    »Ja, Zweifler«, antwortete sie gepreßt, ohne den Kopf zu wenden. »Ich rieche es. Und ich beginne es zu verstehen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, daß wir einer Gefahr entgegengehen. Hast du das nicht erwartet?«
    Hölle und Verdammnis! dachte Covenant und formulierte seine Fragestellung neu. »Aber wovon stammt dieser Geruch? Was erzeugt ihn?«
    »Wie könnte ich das sagen?« entgegnete sie. »Ich bin kein Orakel.«
    Covenant vermochte sich gerade noch eine bösartige Erwiderung zu verkneifen; mit Mühe bewahrte er Geduld. »Und was ist es, das so stinkt?«
    »Es ist Mord«, antwortete Atiaran rundheraus und beschleunigte hastig ihren Schritt, um wieder Abstand zu gewinnen. Verlange nicht von mir zu vergessen, schien ihr Rücken zu sagen; und er stapfte hinterdrein, während er innerlich vor Wut schäumte. Doch die eisige Beklommenheit zwängte sein Herz immer

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