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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hügel bedeutungslos – wie auch gemein, niedrig wie eine an einem Kind begangene Grausamkeit.
    Am folgenden Morgen änderte Atiaran die Richtung, strebte schräg ostwärts, so daß sie und Covenant nach und nach immer weiter ins Herz der Hügellandschaft gerieten. Sie folgten dem Verlauf eines stark gewundenen Pfads, der vornehmlich durch die Täler zwischen den Hügeln wieder nach Norden führte. Und als die Sonne niedrig genug stand, um die östlichen Hänge der Hügel in Schatten zu hüllen, gelangten die Reisenden in Sichtweite von Holzheim Hocherhaben. Die Richtung ihrer Annäherung gewährte Covenant über eine weite Lichtung hinweg einen guten Ausblick auf das Baumdorf. Er schätzte den Baum auf rund hundert Meter Höhe und den Stamm überm Erdboden etwa acht Meter dick. Der Baumstamm hatte bis in eine Höhe von zwölf oder fünfzehn Metern keine Äste; darüber jedoch breiteten sich übergangslos nach allen Seiten dicke Äste nahezu waagerecht aus. Das Astwerk des Baums bildete eine halbrunde Krone mit abgeflachter Spitze. Der gesamte Baum war so dicht mit Geäst versehen und belaubt, daß die Hauptsache des Baumdorfs dem Blick verborgen blieb, doch bemerkte Covenant am Stamm und in den Zweigen ein paar Leitern, und in einigen besonders dichten Stellen der Baumkrone erkannte er, wie er glaubte, die Umrisse von Wohnstätten. Falls sich Leute durchs Laub bewegten, waren sie so ausgezeichnet getarnt, daß er sie nicht zu erspähen vermochte.
    »Das ist Holzheim Hocherhaben«, sagte Atiaran, »ein Heim von Menschen des Lillianrill , so wie Steinhausen Mithil ein Heim von Menschen des Rhadhamaerl ist. Ich war hier schon einmal während meiner Rückkehr von der Schule der Lehre. Die Holzheimer sind ein feines Volk, obwohl ich von ihrem Holzwissen nichts verstehe. Sie werden uns Rast und Speise gewähren und vielleicht auch ihre Hilfe. ›Zu den Rhadhamaerl gehe um Wahrheit‹, sagt man, ›und zu den Lillianrill um Rat.‹ Mein Trachten nach Ratschlag drängt mich sehr. Komm!«
    Sie ging Covenant über die Lichtung voraus zum Fuße des riesigen Baumes. Sie mußten den grobrindigen Baum bis zur nordwestlichen Seite umrunden; dort fanden sie im hohlen Stamm eine große natürliche Öffnung vor. Im Innern des Stamms dagegen war der Hohlraum schon wieder beträchtlich enger; er war gerade geräumig genug für eine Wendeltreppe. Oberhalb des ersten dicken Astes befand sich eine zweite größere Öffnung, wovon Leitern den weiteren Aufstieg ermöglichten. Dieser Anblick verursachte Covenant einen Anfall seiner alten Furcht vor Höhen, die er seit seiner harten Prüfung auf dem Kevinsblick schon fast vergessen hatte. Lieber wäre es ihm gewesen, er müßte diese Leitern nicht erklimmen. Und es sah tatsächlich so aus, als sollte diese Klettertour ihm erspart bleiben. Der Durchlaß zur Baumkrone war mit einem schweren hölzernen Gattertor versperrt, und es war niemand da, um zu öffnen. Das ganze Holzheim wirkte viel zu dunkel und still, um an die Gegenwart von Menschen glauben zu können. Langsam brach die Abenddämmerung an, aber aus den Schatten in der Höhe drang kein heimeliger Glanz herab, keine Rufe zwischen den Nachbarn brachen das Schweigen. Covenant sah Atiaran an und bemerkte, daß auch sie sich wunderte. Sie legte ihre Hände ans Gatter.
    »Dies ist außerhalb der Regel, Thomas Covenant«, sagte sie. »Als ich zuletzt hier war, spielten auf der Lichtung Kinder, man traf Menschen auf der Treppe, und es gab kein Tor. Etwas ist nicht in Ordnung. Und doch spüre ich kein machtvolles Böses. Hier ist das Übel nicht stärker vertreten als auf unserem bisherigen Weg.« Sie trat vom Gatter zurück und hob den Kopf. »Heil, Holzheim Hocherhaben«, rief sie. »Wir sind Reisende, Bewohner des Landes! Weit ist unser Weg – unsere Zukunft dunkel! Was ist aus euch geworden?«
    Es kam keine Antwort. »Ich war schon einmal hier«, rief sie daraufhin merklich gereizt, »und damals galt noch das Wort, daß der Holzheimer Gastfreundschaft ohnegleichen sei. Ist dies heute eure Freundschaft zum Lande?!«
    Plötzlich vernahmen sie hinter sich das leise Geräusch eines Aufpralls. Als sie sich umdrehten, waren sie von sieben oder acht Männern umstellt, die in ihren Fäusten glatte hölzerne Dolche hielten. Unwillkürlich wichen Atiaran und Covenant zurück. »Die Bedeutung von Freundschaft ändert sich mit der Zeit«, sagte einer der Männer, während sie näher traten. »Wir haben Finsteres gesehen und finstere Kunde vernommen.

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