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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ungewöhnlicher Frühlingsschauer.
    Nochmals schüttelte Covenant seinen Kopf. Er fühlte sich sonderbar außerstande zu begreifen. Doch als sich Atiaran erneut an ihn wandte, bemerkte er in ihrer gedämpften Stimme einen Anflug widerwilligen Respekts. »Ziehen wir weiter?« Anscheinend glaubte sie tatsächlich, er habe dem Unwetter irgendwie zugesetzt.
    »Klar«, murmelte er beklommen zur Antwort und ließ sich wiederum von ihr weiterführen. Für den Rest des Tages mußten sie im kühlen, reinen Regen dahinwandern. Covenants Gefühl geistiger Trübung hielt jedoch an, und die einzigen Eindrücke, die von außen zu ihm durchdrangen, waren die Nässe und Frische. Der Hauptteil des Tages verstrich, ohne daß er es merkte, in einem einzigen feuchten Ringen gegen die Kühle. Als der Abend näher rückte, hatte er wenigstens wieder genug von seinem Ich zusammengeklaubt, um Freude zu empfinden, als Atiaran eine Wegrast ausfindig machte, und während er am Leuchtgefäß seine Kleider trocknen ließ, untersuchte er sich am ganzen Leibe sorgfältig nach irgendwelchen unbemerkt gebliebenen Verletzungen. Doch er fühlte sich von dem, was geschehen war, noch immer betroffen. Er konnte den seltsamen Eindruck nicht loswerden, daß das, was auf den Sturm einwirkte, auch ihn verändert hatte.
    Der darauffolgende Tag brach in schönster Klarheit und Pracht an, und Atiaran und er verließen die Wegrast in aller Frühe der frühlingshaften Morgendämmerung. Nach der Strapaze des Vortags war Covenant geradezu begierig darauf, die sonnig-wonnige Frische der Luft und das Funkeln des Taus auf dem Gras, das Leuchten des Heidekrauts und den überwältigenden Duft der Schatzbeeren auszukosten. Es kam ihm vor, als habe er die Schönheit des Landes ringsumher noch gar nicht bemerkt. Seine Lebenskraft schien seltsam davon beeinflußt zu werden. Ihm war zumute, als könne er den Frühling in den Bäumen regelrecht keimen sehen, im Gras und in den Blumen, in den Rufen der Vögel Erregung hören, das Erblühen der Knospen und die Reinheit der Luft riechen. Da blieb Atiaran wieder urplötzlich stehen und schaute sich um. Während sie schnupperte, zeigte ihr Gesicht einen Ausdruck von Mißbehagen und Sorge. Angespannt drehte sie den Kopf rundum, als versuche sie das Versteck irgendeiner Gefahr zu erspähen. Covenant verhielt sich nach ihrem Beispiel, und als er das tat, erkannte er diesmal mit einem Schaudern, daß ihr anfänglich scheinbar sonderbares Benehmen wirklich seine Berechtigung besaß. Er merkte nun selbst, daß irgend etwas Unpassendes in der Luft lag, eine Störung. Es machte sich nicht unmittelbar bemerkbar – die Düfte der Weiden, der Bäume und Blumen waren genau so, wie sie zu sein pflegten, ebenso die Saftigkeit des Grüns nach dem gestrigen Regen –, sondern es lauerte hinter diesen Gerüchen wie etwas Unbehagliches, Fremdartiges, Widernatürliches in der Entfernung. Instinktiv begriff er, daß das der Geruch eines Übels war – der Geruch einer vorsätzlich herbeigeführten Krankhaftigkeit. Einen Moment später wechselte der Wind; der Geruch verschwand. Aber die Wahrnehmung dieser üblen Ausdünstung hatte seine Sinne geschärft; der Kontrast hatte sein Gespür für die Lebenstüchtigkeit der Umgebung erhöht. Mit einem Ruck der Intuition erfaßte er, welche Veränderung sich in ihm oder für ihn ergeben hatte. Auf irgendeine Art, die ihn in äußerstes Staunen versetzte, waren seine Sinne um eine neue Dimension bereichert worden. Er betrachtete das Gras, roch dessen Frische – und sah seine frühlingshafte Kraft zum Sprießen, das blühende grüne Leben darin, seine Robustheit. Er richtete seinen Blick auf einen nahen Aliantha -Strauch und empfing einen Eindruck von Kraft, von Gesundheit, der ihm beinahe den Atem verschlug. Seine Gedanken wirbelten, tasteten, klärten sich dann plötzlich rund um das Vorstellungsbild Gesundheit . Was er sah, war Gesundheit, was er roch, natürliche Zweckmäßigkeit und Lebenskraft, was er hörte, der herzhafte Überschwang des Frühlings. Gesundheit war ringsum so lebhaft gegenwärtig, als sei der Lebensgeist des Landes darin manifest, darin verkörpert. Es schien, als sei er plötzlich in ein völlig anderes Universum verschlagen worden. Sogar Atiaran – die seinen Zustand der Verblüffung mit verständnislosem Staunen beobachtete – wirkte wie eine Verkörperung von Gesundheit, obwohl ihr Sorgen, Erschöpfung, Schmerz und ihre eigene verbissene Entschlossenheit das Dasein erheblich

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