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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Flecken Grün, der so gefährlich wirkte wie eine Grube voll Treibsand. Instinktiv fuhr er zurück, trat drei Schritte rückwärts. Sofort verschwand das Gefühl der Drohung. Aber seine Nerven bebten von der Fußsohle durch die ganze Länge des Beins aufwärts spürbar nach. Er war so überrascht, so gekränkt infolge dieser Scheußlichkeit, daß er überhaupt nicht auf den Einfall kam, Atiaran zu rufen. Statt dessen trat er behutsam wieder vor, näherte sich erneut der Stelle, wo er die Gefahr gespürt hatte, und berührte sie vorsichtig mit der Zehenspitze. Diesmal jedoch bemerkte er nichts außer dem üppigen Gras Andelains. Er bückte sich und fuhr im Umkreis von etwa einem Meter mit der Hand über die Grashalme. Aber was immer auch seine Empfindlichkeit gegenüber dem Ungeheuren so heftig angesprochen haben mochte, nun war es verschwunden, und nach einem Moment der Ratlosigkeit setzte Covenant seinen Weg fort. Zuerst fielen seine weiteren Schritte vorsichtig aus, weil er noch eine derartige Zumutung befürchtete. Aber die Erde war anscheinend wieder so voller Reinheit und angefüllt mit Schwingungen von Seinskraft wie zuvor. Er verfiel in einen Trab, um Atiaran einzuholen.
    Gegen Abend widerfuhr ihm eine zweite solche Begegnung mit Ungeheurem, bei der ihm zumute war, als sei er in Säure getreten. Diesmal reagierte er mit stärkstem Abscheu; er sprang vorwärts, als gelte es, einem Blitz aus heiterem Himmel zu entgehen, und ein Aufschrei kam über seine Lippen, ehe er ihn zwischen zusammengebissenen Zähnen ersticken konnte. Atiaran machte kehrt und eilte herbei, und da sah sie ihn im Gras umhertasten, die Halme in höchster Wut büschelweise ausrupfen. »Hier!« knirschte er und hämmerte mit der Faust ins Gras. »Hölle und Verdammnis! Hier war es!« Atiaran blinzelte ihn fassungslos an.
    Er richtete sich auf, wies mit einem Finger auf den Erdboden wie zur Anklage. »Hast du es nicht bemerkt? Hier war es. Hölle und Verdammung!« Sein Finger zitterte. »Wie konnte dir das entgehen?«
    »Ich habe nichts bemerkt«, antwortete sie mit ruhiger Stimme. Es schauderte ihn, und seine Hand sank herab. »Es fühlte sich an wie ... als wäre ich in Treibsand geraten ... oder in Säure getreten ... oder ...« Er entsann sich des ermordeten Wegwahrers. »Oder als hätte ich plötzlich einen Mord entdeckt.«
    Langsam kniete Atiaran neben der Stelle nieder, die er ihr gezeigt hatte. Sie betrachtete sie einen Moment lang, berührte sie auch mit den Händen. »Ich kann nichts feststellen«, erklärte sie, als sie sich wieder erhob, »aber ...«
    »Es ist weg«, unterbrach er sie.
    »Aber ich besitze auch nicht die Empfindsamkeit eines Rhadhamaerl «, sagte sie. »Hast du es schon zuvor einmal gespürt?«
    »Ja, einmal. Am frühen Nachmittag.«
    »Ach«, seufzte sie, »wäre ich nur ein Lord, dann wüßte ich, was zu tun ist. Tief in der Erde muß ein Übel am Werke sein. Und wahrscheinlich ein großes Übel, wenn nicht einmal die Andelainischen Hügel davor sicher sind. Aber das Übel ist noch jung oder zaghaft. Es haftet nicht. Wir können noch darauf hoffen, ihm zuvorzukommen. Ach, menschliche Schwäche! Mit jedem Tag, der verstreicht, erlahmen unsere Füße mehr.« Sie raffte ihr Gewand enger um ihren Leib und hastete davon in den Abend. Sie und Covenant marschierten weiter, bis ringsherum finstere, mondlose Nacht herrschte.
    Am Tag darauf spürte Covenant häufiger Zuckungen des Übels im Gras. Zweimal im Laufe des Vormittags, viermal am Nachmittag und des Abends fuhr der eine oder andere Fuß mit plötzlicher Heftigkeit vom Erdboden zurück, und als Atiaran endlich zur Nachtruhe haltmachte, waren seine Nerven von den Beinen bis hinauf in die Zahnwurzeln gereizt und überempfindlich. Er hatte mit aller Schärfe das Gefühl, daß diese wunden Flecken eine Beleidigung Andelains waren, sogar ein Verrat an diesem herrlichen Ländchen, wo alles andere, jede Feinheit, jeder Umriß, jede Farbtönung am Himmel, an den Bäumen, im Gras und zwischen den Hügeln durchtränkt war von saftreicher Üppigkeit. Diese Attacken, die Stiche und Stöße, machten ihn unfreiwillig argwöhnisch gegenüber dem Untergrund selbst, als wäre auf die Grundfesten der Erde der Schatten eines Zweifels gefallen.
    Am fünften Tag nach ihrem Aufbruch aus dem Holzheim Hocherhaben nahm er die Abartigkeit im Gras weniger oft wahr, aber dafür geschahen diese Anfechtungen mit erhöhter Ruppigkeit. Kurz nach der Mittagsstunde trat er auf einen Fleck übler

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