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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Artverwandten; dichte, in verschwenderischer Pracht gediehene Aliantha -Sträucher bedeckten ganze Abhänge von Hügeln mit Chromgrün; die Erhebungen und Mulden der Landschaft wogten von hohem, duftigem Gras; Blumen schwankten so trunken im leichten Wind, als wären sie gerade erst frühlingsfreudig aus dem fruchtbaren Erdreich hervorgeschossen; kleines Waldlandgetier – Hasen, Eichhörnchen, Dachse und dergleichen – hüpfte umher, hielt sich nur nachlässig an die gewohnte Vorsicht gegenüber Menschen. Der wirkliche Unterschied jedoch war transzendenter Natur. Die Andelainischen Hügel vermittelten Covenants sämtlichen Sinnen einen reineren Eindruck von Gesundheit als alles andere, das er gesehen und gehört hatte. Die Aura von Wohlgeratenheit war hier so stark, daß er allmählich zu bedauern anfing, in einer Welt beheimatet zu sein, wo Gesundheit eine schwer erfaßbare Eigenschaft war, unbestimmt, nur implizit unterscheidbar. Eine Zeitlang fragte er sich, wie er es wohl ertragen solle, wieder dorthin zurückzukehren, wieder dort aufzuwachen. Aber angesichts der Schönheit Andelains verschwanden diese Sorgen bald aus seinen Gedanken. Die Lieblichkeit in diesem Landstrich war gefährlich – nicht infolge verhohlener Tücke oder irgendeiner Art von Schädlichkeit, sondern wegen ihrer Verführungskraft. Mit der Zeit konnte er alles, sein Leiden, die VBG, seine angewöhnte Menschenverachtung, den Groll, vergessen haben, mochte das alles durch jeden neuen Blick, den er rundum warf, dem Übermaß an Gesundheit schenkte, nach und nach aufgelöst werden. Inmitten der Hügel, umgeben von so merklicher und handfester Fülle an Lebenskraft und -saft, wunderte es ihn langsam immer mehr, daß Atiaran gar kein Bedürfnis zeigte, zu säumen und den Zauber der Umgebung zu genießen. Während sie durch das vom Frühlingsglanz sanft leuchtende Gelände wanderten, Meile um Meile immer tiefer nach Andelain eindrangen, wäre er am liebsten bei jeder weiteren Entdeckung stehengeblieben, an jedem neuen Tal, jeder plötzlich enthüllten Trasse, jedem ausblickreichen Hang verweilt, um auszukosten, was er sah – es seinen Augen einzuprägen, bis es sich in einen Teil seiner selbst verwandelte, unveräußerlich und jeder künftigen Heimsuchung unzugänglich. Aber Atiaran kannte nur das Vorwärts; sie stand früh auf, rastete selten und nur kurz, marschierte bis in den späten Abend. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, und die Müdigkeit, deren Schatten man hinter ihren Gesichtszügen erkennen konnte, war anscheinend dazu außerstande, nach außen vorzudringen. Offensichtlich bedeutete ihr sogar diese herrliche Hügellandschaft weniger als die angestrebte Teilnahme an jener nicht näher erläuterten ›Feierlichkeit‹. Covenant hatte keine andere Wahl, als mitzuhalten; ihr Wille duldete keine Verzögerung.
    Am zweiten Tag nach ihrem Abschied vom Holzheim Hocherhaben war der Abend so hell und klar, daß sie nicht mit dem Sonnenuntergang anhalten mußten, und Atiaran lief beinahe bis Mitternacht unverdrossen weiter. Nach dem abendlichen Imbiß saß Covenant für ein Weilchen da und betrachtete den Nachthimmel und das Gleißen der Sterne. Die Sichel des Mondes erschien spät am Firmament, und sein geschrumpfter weißer Leib sandte nur einen Bruchteil jener unheimlichen Helligkeit herab, die Covenants erste Nacht im Lande erleuchtete. »In ein paar Tagen wird der Mond dunkel sein«, bemerkte er beiläufig. Daraufhin sah Atiaran ihn mit scharfem Blick an, als vermute sie, er habe irgendeines ihrer Geheimnisse ihrerseits ergründet. Aber sie sagte nichts, und er wußte nicht, ob sie auf eine Erinnerung oder eine Erwartung reagiert hatte.
    Der nächste Tag begann nicht weniger erfreulich. Sonnenschein funkelte auf dem Tau wie auf Edelsteinen, glitzerte zwischen Gras und Laub wie von Diamanten; Luft, die so frisch war wie der Erde erster Atemzug, trug den Duft von Aliantha und Lärchen, einen Hauch von Güldenblatt und Pfingstrosen über die Hügel. Covenant gewahrte diese Dinge mit einer gewissen Seligkeit im Herzen und folgte Atiaran nordwärts, als wäre er ein rundum zufriedener Mensch. Doch am Frühnachmittag geschah etwas, was sein ganzes Wohlbefinden erheblich trübte, ihn bis ins Mark seiner Knochen vergällte. Als sie eine natürlich gewachsene Allee zwischen dicht mit Blumen bestandenen Hügeln entlangzogen, er mit feinem Gespür für das frühlingshafte Gras unter seinen Füßen dahinschritt, trat er unvermittelt auf einen

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