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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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geschmiegt. Er liebte das regelmäßige Pochen ihres Herzens. Automatisch fuhr sie ihm mit der Hand durch das glatte, dichte Fell und wurde dafür mit einem Schnurren belohnt. Wie lieb du bist ... Wären die Männer doch auch so genügsam wie du, ein paar Zärtlichkeiten, und sie fangen an zu schnurren, und wenn man sie runterschubst, nehmen sie’s einem auch nicht krumm, aber nein ... Sie überlegte kurz, ob sie Tano anrufen sollte, ließ es aber bleiben. Bestimmt war er noch nicht zu Friedensverhandlungen bereit. Sie hatte ihn zu sehr enttäuscht.
    Seufzend lenkte sie ihre Gedanken auf die Pisu-Ermittlungen, zu denen sich nun auch Filippo De Magistris und die Sogos-Familie gesellt hatten. Um die war es ebenfalls nicht sonderlich gut bestellt. Filippos Großmutter Maria Immacolata Sogos-Capitone hat ein nicht unerhebliches Vermögen hinterlassen – nicht zu vergleichen mit dem der Pisus oder der Seccis, aber immerhin. War ihr das gezahlt worden, damit sie verschwand? War das der Grund, warum Panni Sogos nie geredet hat? Oder hatte er um das Leben seiner Frau und der Tochter gefürchtet und es deshalb vorgezogen, seines im Knast zu verbringen? Und die Seccis, hatten die wirklich was mit den Entführungen zu tun, und Giacomo Pisu hatte sie übers Ohr gehauen und das gesamte Geld der Simon-Entführung behalten? Da war die kleine Annabelle Simon, die ihren Eltern nie zurückgegeben wurde, und Marilena, von der man seit Tagen nichts gehört hatte, trotz der Lösegeldzahlung. Vielleicht wurde sie sofort umgebracht ...
    Nelly fühlte sich auf einmal müde. Die Spannung, unter der ihr berufliches und privates Leben stand, ließ so gut wie nie nach. Jetzt hatte sie endlich mal einen Moment Ruhe, während Pippos Herzschlag sich in ihrem verlor. Sie seufzte, spürte, wie sie wegnickte, und ließ es geschehen.
     
    Boboi Sogos sieht sie mit seinen gelben Wolfsaugen an. Er sitzt draußen auf einer Bank neben seiner Hütte im Garten Eden und isst Pane Carasau. Mit seinem schönen Pattada-Messer schneidet er den Käse mit der schwarzen Rinde. Neben ihm sitzt Filippo De Magistris und trinkt frisch gemolkene Milch. Wie konnte Nelly die Ähnlichkeit zwischen den beiden entgehen, die zwar nicht offensichtlich, aber dennoch wahrnehmbar ist, wie so oft bei Menschen gleichen Blutes? Der Gesichtsausdruck, die Stimmlage? Filippo hat sanfte braune Augen, doch manchmal, wenn er sie zusammenkneift, sehen sie aus wie Bobois. Wieso starrt Boboi sie an? Sie dreht sich um, denn er starrt nicht sie an, schließlich ist sie traumgemäß unsichtbar, sondern einen gebückten Mann hinter ihr, der asthmatisch hustet und röchelt. Sein Aussehen ist nicht klar umrissen. Im Traum meint sie, den ranzigen Schafsgeruch wahrzunehmen, den sie am Abend nach ihrem Besuch bei Signora Amalia gerochen hat. Derselbe wie bei Bobois Stall ... Dann sieht sie das kleine Mädchen. Blond und niedlich steht es zwischen den Schafen. Sie hat es nie zuvor gesehen, und dennoch weiß sie, dass es Annabelle Simon ist. Allerdings ist das Mädchen sieben oder acht Jahre alt, und obwohl sie träumt, weiß Nelly, dass Annabelle nie so alt geworden ist. Dennoch kommt es ihr selbstverständlich vor, dass sie dort ist und Bobois große Hunde anlacht, die sie schwanzwedelnd umkreisen. Was für ein Frieden im Garten Eden! Weder Tod noch Schmerz noch irgendein Geräusch, nur das Flüstern des Baches. Das Mädchen lächelt ihr zu, und nach und nach lösen sich ihre Umrisse auf wie Nebel.
    Nelly lässt sich in diesen Frieden fallen, bis sie von ihrem eigenen lauten Schnarchen aufgeschreckt wird. Ihre Glieder sind schwer, sie fröstelt, denn es ist kühl geworden. Der aufgescheuchte Pippo springt zu Boden, der Zauber ist gebrochen.

II
     
    Zwei Tage waren seit jenem leidigen Sonntag vergangen, und noch immer war kein Frieden in Sicht. Tano ging ihr tunlichst aus dem Weg und wechselte im Büro nur die allernötigsten Worte mit ihr. Doch obwohl Nelly meinte, in dieser gespannten, feindseligen Atmosphäre ersticken zu müssen, war sie innerlich wie erstarrt und konnte sich einfach nicht zu einem versöhnlichen Schritt durchringen. Sie schnappte sich ihre Tasche, verabschiedete sich von Valeria und beschloss, Basile besuchen zu gehen.
    Der Himmel war wolkenlos und die Sonne gab sich alle Mühe, doch die Temperatur hatte allenfalls Vorfrühlingsniveau, und dabei hatte der Mai schon längst begonnen. Nelly erreichte die Piazzetta Tavarone, der Wind fuhr ihr durchs Haar, und sie war froh, dem

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